Am 28. Juni 1840 wurde der erste Kindergarten der Welt eröffnet. In der Kulturregion Wartburg den Spuren des Kindergarten-Erfinders Fröbel folgen.
Das Wort „Kindergarten“ ist ein Exportschlager – in acht anderen Sprachen wurde es unübersetzt in den allgemeinen Sprachgebrauch übernommen. Aber nicht nur das Wort, auch die Idee selbst trat vom Thüringer Wald den Siegeszug um die ganze Welt an. Vor bald 180 Jahren, im Juni 1840, wurde in Blankenburg in der Kulturregion Wartburg der erste Kindergarten der Welt eröffnet. Der Ansatz, Kinder im Vorschulalter nicht bloß zu „verwahren“, sondern im Spiel zu fördern und aufs Leben vorzubereiten, stammt vom Reformpädagogen Friedrich Fröbel (1782– 1852). Der stammt ebenfalls aus der Region ließ sich von der malerischen Umgebung im Thüringer Wald zu der Wortschöpfung „Kindergarten“ inspirieren. Noch heute kann man hier den Spuren des „Erfinders des Kindergartens“ folgen; Das Friedrich-Fröbel-Museum, sein Geburtshaus, spezielle Aussichtspunkte und Wanderwege sowie der Fröbelwald erinnern an den großen Pädagogen und vermitteln spannend und spielerisch Einblicke in dessen Leben und Wirken. Zudem haben Fröbels Ideen Eingang in zahlreiche Haushalte gefunden: Zu Weihnachten werden wieder unzählige Fröbelsterne gestaltet. Und in Kinderzimmern in aller Welt findet man die durch Fröbel inspirierten „Ankersteine“, das älteste Systemspielzeug der Welt. Es wird noch heute in der Region gefertigt.
Der Erfinder des Kindergartens und seine Ideen
Bereits 1839 hatte Friedrich Fröbel begonnen, sein Programm zur frühkindlichen Bildung und Erziehung zu praktizieren. Als einer der ersten Pädagogen erkannte er das Spiel als die kindgerechte Form, um sich Wissen über sich selbst und die Welt anzueignen. Sein Konzept der frühkindlichen Bildung führte zu weitreichenden Veränderungen der pädagogischen Praxis weltweit und besitzt bis heute ungebrochene Aktualität. Ebenso wie der Name sind auch Fröbel-Kindergärten heute weltweit verbreitet. Populär ist auch das von Fröbel entwickelte systematisch aufeinander aufbauende Spielmaterial, die sogenannten „Spielgaben“, vorrangig aus den geometrischen Formen Kugel, Walze und Würfel. Fröbels Spiel- und Lernmaterialien sind heute immer noch anerkannt. Um den Namen und das Schaffen des bedeutenden Pädagogen stärker in den Focus der Öffentlichkeit zu rücken, haben sich Fröbel-Einrichtungen und Fröbel-Liebhaber aus der Region zusammengeschlossen: Mit der Fröbel-Dekade beleuchten noch bis 2022 Themenjahre die verschiedensten Facetten von Fröbels Leben und Werk. Fröbels Geburtstag, der 21. April, wird zu Ehren seiner pädagogischen Errungenschaften jedes Jahr als weltweiter Kindergarten-Tag begangen.
Friedrich-Fröbel-Museum
Die Wurzeln des Kindergartens findet man in Blankenburg, wo am 28. Juni 1840 der erste „Allgemeine Deutsche Kindergarten“ eröffnet wurde. Heute lässt das Friedrich-Fröbel-Museum am authentischen Ort die Anfänge des Kindergartens lebendig werden. Es bezieht neben Fröbels pädagogischem Programm auch dessen Lebensweg mit ein. Kinder jeden Alters und Erwachsene können die Spiele und Spielgaben Friedrich Fröbels selbst ausprobieren, und etwa Mandalas aus bunten Legematerialien legen oder sich an den typischen Fröbeltechniken wie Prickeln, Flechten und Falten versuchen.
Fröbels Geburtshaus in Oberweißbach
Das Haus, in dem der weltweit anerkannte Vorschulpädagoge am 21. April 1782 geboren wurde, ist heute ebenfalls für Besucher zugänglich. In dem etwa 400 Jahre alten schmucken Fachwerkhaus vermitteln mehrere Ausstellungsräume Wissenswertes über den größten Sohn der Stadt. Die ausgestellten Spielgaben, Falt- und Fädeltechniken, die Mutter- und Koselieder und vieles andere mehr wecken Kindheitserinnerungen. Auch hier können Kinder die Fröbel-Beschäftigungen ganz praktisch ausprobieren.
Vom Fröbelturm bis zum Fröbelblick: Natur entdecken
Besucher können ihrem Bewegungs- und Spieltrieb auch im Freien nachkommen oder einfach nur die Landschaft genießen, die Fröbel inspiriert hat. Auf dem Kirchberg, unweit von Oberweißbach, bietet der Fröbelturm einen imposanten Blick über die Fröbelstadt und den Thüringer Wald. An seinem Fuß lädt der Fröbelerlebnispfad Kinder dazu ein, ihre Umwelt auf einem Barfußweg, einer Baumtreppe oder in einem Insektenhotel zu entdecken. An der Bergstation der Oberweißbacher Bergbahn, in Lichtenhain, befindet sich der Fröbelwald. Entsprechend der Fröbelschen Philosophie vermitteln die Stationen hier spielerisch und lehrreich Informationen zum Wald und zur Geschichte des Schwarzatals. Abwechslungsreiche Stationen mit Fröbels Spielgaben bietet auch der Fröbel Rundwanderweg um Bad Liebenstein und Altenstein. Hier können kleine und große Wanderer verschiedene Spielaufgaben bewältigen – vom Terrassenplattenlegespiel bis zum „MusterBeat“, bei dem das Flechtmuster auf Fässern einen hörbaren Rhythmus entfaltet. Und nicht zuletzt können Wanderer am Fröbelblick zwischen Keilhau nach Blankenburg – dort, wo Fröbel an einem sonnigen Frühlingstag des Jahres 1840 auf den sinnlichen Begriff „Kindergarten“ kam – die Aussicht genießen. Entlang des Weges zwischen Bad Blankenburg und dem Fröbelblick informieren Schautafeln über das Wirken und Leben des großen Pädagogen.
Ankersteine – das älteste Systemspielzeug der Welt
Von den Fröbelschen Spielgaben inspiriert brachte übrigens der Rudolstädter Fabrikant Richter 1884 die pädagogisch wertvollen Anker Steinbaukästen auf den Markt – das älteste Systemspielzeug der Welt. Die Schatzkästen für große und kleine Baumeister traten ebenfalls wie der Kindergarten ihren Siegeszug vom Thüringer Wald um die ganze Welt an. Auch Albert Einstein und Erich Kästner spielten in ihrer Kindheit mit den Ankersteinen. Walter Gropius entdeckte sogar seine Lust am Gestalten und seine Begabung für räumliches Denken und Architektur dabei. Nach 135 Jahren werden die legendären Baukästen immer noch nach traditionellem Rezept von Hand in Rudolstadt hergestellt. 100 % natürliche Materialien, bestehend aus Kreide, Quarzsand, Farbpigmenten und Leinöl erfüllen zudem höchste ökologische Kriterien.