Die Schweizerin Sarah Marquis unternimmt seit über zwanzig Jahren extreme Solotouren. Sie durchquerte die USA von Nord nach Süd, marschierte durch Australien und über die Anden. Mittlerweile hat sie die Welt mindestens einmal zu Fuss umrundet. Ganz auf sich allein gestellt, durchquert sie nun zu Fuss die Kimberley, die abgelegenste und gefährlichste Region Australiens. Durch undurchdringliches Buschland, wilde Schluchten und tropischen Regenwald kämpft sie sich drei Monate lang 800 Kilometer von der Mündung des Berkeley River im Nordwesten des Landes Richtung Süden, mitten durch Krokodilland, zum Purnululu National Park.
Sie muss sich auf ihre Kenntnisse der Natur verlassen, ernährt sich von selbst gefangenem Fisch und Früchten des Baobab-Baums. Sie setzt sich gegen Insekten und Schlangen zur Wehr, immer auf der Hut vor Krokodilen und giftigen Spinnen. Mit diesem Abenteuer hat sich Sarah Marquis einen lang gehegten Traum erfüllt: eine Wanderung, die noch verrückter und intensiver ist als alles, was sie bisher durchgestanden hat. Bucketlist sprach mit der Schweizerin Sarah Marquis über ihre spektakuläresten Expeditionen.
Was Du tust ist ganz und gar nicht alltäglich. Wirst du nicht häufig für verrückt gehalten? Es gibt immer irgendeinen, dem es nicht gefällt, was du gerade tust. Aber wen kümmert’s? Ich mache, woran ich glaube. Ich weiss, wohin ich möchte. Ich versuche, meine Energie auf meine Ziele zu lenken und mich nicht mit negativen Dingen zu beschäftigen.
Wie ist es nach drei, vier Monaten purer Natur und Einsamkeit in die Zivilisation zurückzukehren? Schwierig und es dauert Wochen bis Monate bis ich mich wieder eingewöhnt habe. Ich kann dann nicht einfach in einen Coffeeshop gehen, der Krach und die Hektik würden mich extrem stressen. Also verbringe ich erst mal viel Zeit zu Hause, etwa mit Bücherlesen.
«Was ich mache, ist extrem, aber genau das Gegenteil von Adrenalinkick. Gehen ist ja im Grunde langweilig.»
Wie gefährlich ist das was Du tust? Vor allem auch, weil Du als Frau alleine unterwegs bist? Kein Volk der Welt hat wirklich Verständnis für eine Frau, die sich allein durchs Niemandsland kämpft. Als Frau allein unterwegs – da bist du immer eine Attraktion, auf gute oder schlechte Art. Also versuche ich möglichst, mich unterwegs von Menschen fernzuhalten. Manchmal verkleide ich mich sogar als Mann, trage eine Sonnenbrille und ahme ihre Körpersprache nach. Es gibt nichts umsonst im Leben. Jede Entscheidung, die du triffst, kann diese oder jene Folgen haben. Ich verlasse ganz bewusst die Zivilisation und meine Komfortzone, um intensiver leben zu können.
Steckbrief Name: Sarah Marquis
Geboren: 20.6.1972 in Montsevelier (JU)
Beruf: Überlebenskünstlerin, Erkunderin, Autorin, Sprecherin
Leidenschaft: eins mit der Natur zu sein
Lieblingsort: Südaustralien
Motto: Lass deine Seele die Erde berühren – geh wandern.
Website: www.sarahmarquis.ch
Instinkt
800 Kilometer zu Fuss durch die Wildnis Australiens Sarah Marquis
Malik / National Geographic