Viele Reisende nutzen Bangkok nur als Stop-Over, um auf eine der vielen thailändischen Inseln zu gelangen. Schade, denn Bangkok und Umgebung ist sicherlich einen etwas längeren Aufenthalt wert.
Text: Yvonne Beck
In Bangkok bekommen Sie früher oder später das Gefühl, in einer riesigen Einkaufsrausch-Stadt gelandet zu sein, denn die Stadt bietet für jedes Portemonnaie etwas: Luxus-Shopping-Malls mit Gucci, Prada und Co. auf der einen Seite und Nachtmärkte mit Thai-Kitsch und Fakes auf der anderen Seite.

Shopping-Paradies
Die besten Shopping-Tempel liegen im sogenannten Bermuda-Dreieck der Stadt an der Skytrain-Station «Siam». Hier befinden sich die meisten Shopping Malls Thailands auf einem Fleck. Allen voran die Siam Paragon, die neuste und schillernste Mall der Stadt. Jede Luxusmarke der Welt hat versucht, hier einen Laden zu ergattern, und auch wenn die Preise nicht viel niedriger als in heimischen Gefilden liegen, lohnt sich ein Besuch allein schon wegen des Food Courts im Basement der Mall. Er gehört zu einem der besten in ganz Bangkok. In unmittelbarer Nähe liegt das MBK, ein riesengrosses über sieben Stockwerke ausgedehntes Einkaufszentrum. In jede Etage passt die Innenstadt einer kleineren Schweizer Stadt. Im Gegensatz zur Paragon lassen sich hier noch einige Schnäppchen machen, dafür ist die Atmosphäre aber auch weniger glamourös und man muss sich durch eine Menge asiatischen Kitsch kämpfen. Am Siam Square hingegen geht es eher trendiger zu, der riesige Open-Air-Shopping-Komplex wird allerdings vor allem von Jüngeren bevorzugt.

In China kauft man Tee oder Seide, in Italien Wein oder Schuhe, aus Indien bringen viele Urlauber Silberschmuck mit, doch was shoppt man in Bangkok? Textilien sind überall in der Stadt zu finden, allerdings fangen die Schwierigkeiten bereits mit der Konfektionsgrösse an; wer sehr gross ist oder eine grössere Kleidergrösse benötigt, wird es schwer haben, in Kaufhäusern Markenkleidung zu finden, denn Thailänder sind bedeutend zierlicher als die meisten Europäer. Wirklich preiswerter sind Markenartikel jedoch sowieso nicht, wer denkt, ein Riesen-Schnäppchen gemacht zu haben, ist meist auf eine Kopie hereingefallen. Im Kopienherstellen scheinen Thailänder wahre Meister zu sein, wie viele asiatische Länder. Sicherlich ist es eine Versuchung, eine der Tausenden Markenkopien zu ergattern. Vorsicht sei jedoch bei elektronischen Geräten aller Art geboten. Oft funktionieren diese nach wenigen Tagen nicht mehr und Uhren gehen schon bald vor oder nach. Interessanter hingegen erscheinen Antiquitäten, Möbel und thailändisches Design, diese sind in einigen Shops im River City Shopping Center – direkt am Sheraton Hotel – zu erstehen. Zudem gibt es im Siam Paragon und im Central World Plaza sehr schöne Geschäfte mit Thai-Möbeln und Accessoires. Wer sich für die thailändische Küche begeistert und diese nicht nur isst, sondern auch gerne selber zubereitet, wird seine wahre Freude haben. Nirgendwo gibt es so günstig Messer oder Woks zu kaufen wie in den Kaufhäusern Thailands. Für umgerechnet drei Franken bekommen Sie schon hervorragende Messer und der passende Wok ist auch nicht viel teurer. Passend dazu gibt es wunderschöne Stäbchen und schöne asiatische Löffel in weissem Porzellan.

Strassen- und Floating-Markets
So gigantisch die Shopping Malls auch wirken, es sind vielmehr die Märkte unter freiem Himmel, die spannende Einkäufe und Momente versprechen, denn hier lassen sich wirklich originelle Mitbringsel finden und es lässt sich gut feilschen. Patpong ist zwar das Synonym für Go-go-Bars und die Rotlichtmeile in Bangkok schlechthin. Allerdings wird hier allabendlich ein riesiger Nachtmarkt aufgebaut, auf dem von Ledertaschen über Uhren bis hin zu Jeans alles angeboten wird, was ein gefälschtes Markenlogo wert ist. Wer also immer schon mal im Rotlichtviertel einkaufen wollte, ist hier genau richtig. Interessanter hingegen ist sicherlich der Chatuchak Weekend Market: Dieser Markt ist jedoch nur am Wochenende geöffnet.


Die Hallen und Stände sind so weitläufig, dass man sich leicht im Gewusel verläuft. Er wird als einer der grössten und bekanntesten Märkte weltweit und als die Mutter aller Märkte bezeichnet. Man braucht Stunden, um ihn zu erforschen. Mehr als 15 000 Stände warten mit Waren aller Art auf. Hier wird von Hühnern und Schlangen bis zu alten Ventilatoren und Lampen so gut wie alles verkauft. Es dauert eine Weile, bis man sich zurechtfindet, doch nach einer Weile erkennt man, dass der Chatuchak nach Abteilungen organisiert ist: Kunsthandwerk, Bekleidung, Pflanzen und vieles mehr. Es macht aber auch einfach Spass, sich durch die verwinkelten Gänge treiben zu lassen und hier und da ein wenig zu feilschen.



Eine Attraktion ganz anderer Art sind die Floating Markets oder besser: schwimmenden Märkte. Einer der bekanntesten, der Damnoen Saduak Market, liegt zirka 100 Kilometer ausserhalb von Bangkok. Der eigentliche Markt befindet sich auf dem Wasser, von dem aus zumeist Frauen ihre Waren feilbieten. Die Waren – und natürlich auch das Geld – werden zumeist mit Hilfe von Stangen und kleinen Körben an Land gereicht. Im Frühling, wenn beispielsweise Lychee-Zeit ist,werden diese auf vielen der Boote angeboten. Aber auch Bananen, Mangos in verschiedenen Farben und Formen, Papayas, die Drachenfrucht und mindestens ein Dutzend weitere exotische Früchte kann man auf dem Rundgang entdecken. Besonders schön anzusehen sind die traditionellen Hüte der Frauen, welche einem alten Lampenschirm ähneln. Dazwischen erreicht die Besucher immer wieder der Duft einer der vielen schwimmenden Garküchen. auf engstem Raum werden hier kleine Speisen im Wok zubereitet und an die Gäste verteilt – ganz gleich, ob diese vom Anleger oder von der Wasserseite kommen. Wer einen nicht allzu empfindlichen Magen hat, sollte auf jeden Fall etwas aus den Garküchen probieren: Der Geschmack ist einfach einzigartig, und selbst ein gutes thailändisches Restaurant in der Schweiz schafft es nicht, so einen Geschmack zu zaubern. Einzig mit der Schärfe sei ein wenig Vorsicht geboten, in Thailand hat man eine andere Schärfemesslatte.


Kulinarischer Hochgenuss
In Bangkok kann man sich im wahrsten Sinne des Wortes von einer Strassenecke an die nächste schlemmen. Überall werden kleine Köstlichkeiten angeboten, voll von Aromen wie frischem Koriander, Kokosmilch, Zitronengras, Limettensaft, Galgant und Chili. Anders als in Indien können die meisten Menschen diese problemlos vertragen, es sei denn der Magen ist allzu sensibel. Die Thaiküche ist in ihrer Vielfalt einfach grenzenlos. Es gibt cremige Curries, garniert mit Kokosnuss, wundervolle Seafood-Gerichte und viele verschiedene Arten frischen Gemüses. Chili und Kräuter werden reichlich verwendet, um den Speisen Würze und Feuer zu verleihen. Eines der beliebtesten Gerichte ist «Phad Thai». Es besteht in erster Linie aus Nudeln, vermischt mit einer Vielzahl von Zutaten, die einen schmackhaften heissen Snack ergeben. Thais geben gerne noch getrocknete Shrimps und Zwiebeln dazu und essen es dann zusammen mit speziellen anderen kleinen Gerichten. Leicht und schnell zu kochen, ist es doch schmackhaft und macht satt. Es ist das ideale Gericht für Leute, die es eilig haben. Zudem kostet es weniger als zwei Franken. Auch der Som Tam, der wohlbekannte Papaya-Salat aus grünen Papayas mit Chili, getrockneten Shrimps, Fischsauce, Zitronensaft, Tomaten, grünen Bohnen und Palmzucker, ist im ganzen Land beliebt und wird in Bangkok an jeder Strassenecke verkauft. In Bangkok gibt es Tausende Restaurants, und fast jeder Thai hat seine Favoriten. Doch es gibt einige Gegenden in der Stadt, die es wirklich wert sind, ihre Gastronomie zu erkunden. Für Seafood-Liebhaber empfiehlt sich ein Besuch in der Bang-khuntien-Chaitalay-Road, das Thaphrachan-Gebiet ist spezialisiert auf Süssspeisen, und Phraeng Nara ist eine weitere Gegend, in der die Besucher viele schmackhafte Köstlichkeiten probieren können. Zu den beliebtesten gehören Phad Thai, Huhn mit Reis, Yentafo, eisgekühlter Sirup, Thai-Crèpes und Nudeln mit würzigen Fleischbällchen. Der Distrikt Samranrat ist ebenfalls ein guter Ort, wo man Roti, delikaten Thai-Kaffee, Phad Thai sowie Schweinefüsschen mit Reis geniessen kann. Auch die Phra Athit Road, ganz in der Nähe der bekannten Kao San, beherbergt eine Vielzahl kleiner Restaurants mit zum Teil einmaligen Gerichten. Thais geniessen hier Reis in Eiswasser, eine perfekte Behandlungsmethode in dieser heissen Jahreszeit. Dies sind nur einige der Gegenden der «Stadt der Engel», die auf diejenigen warten, die sich auf ein kulinarisches Abenteuer einlassen wollen.

One Night in Bangkok
Bangkok ohne Nachtleben wäre wohl nicht das Bangkok, wie es weltbekannt ist. Nach Einbruch der Dunkelheit bietet Bangkok tausende Möglichkeiten, sich zu amüsieren. Natürlich denken viele nur an «das eine», wenn man über Bangkoks Nightlife spricht. Und zugegeben, dafür ist die Stadt bekannt, berühmt, berüchtigt! Lange Zeit hatte das Nachtleben Bangkoks einen eher anrüchigen Ruf als Sündenmetropole mit Hunderten Massagesalons, die mehr versprechen als eine einfache Massage. Doch auch wer nicht auf das schnelle Sexabenteuer aus ist, kann sich in Thailands Hauptstadt prächtig amüsieren. Abseits der Go-go-Bars bei Patpong rüstet die Metropole mit Skybars und Dachterassen auf, die einem schier den Atem verschlagen. Eine der schönsten Bars der Stadt befindet sich im Lebua State Tower: Die Open-Air-Bar «Sirocco» auf dem Dach des Lebua Hotels lässt einem einfach den Atem stocken. Die Bar bietet ein einmaliges Ambiente unter freiem Himmel und eine grandiose Aussicht auf Bangkok. Eingelassen wir man aber nur mit geschlossenem Schuhwerk und langen Hosen für Herren, und auch für die Damen sind Flip Flops tabu.

Ebenfalls zum «Top of the World» gehört die Vertigo-Dachterrasse im Banvan Tree. Einer der besten Plätze für einen Cocktail zum Sundowner. Von 18.00 bis 19.30 Uhr ist hier die beste Zeit und der beste Ort, um den Sonnenuntergang und die Dämmerung Bangkoks zu geniessen. Wer nicht schwindelfrei ist, aber trotzdem die frühen Abendstunden auf ganz besondere Art begrüssen möchte, dem sei eine der vielen Dinner-Cruises auf dem königlichen Fluss empfohlen. Am River City Pier starten jeden Abend unzählige Schiffe, auf denen man bei einem echten Thai-Dinner die Tempel und Skyline entlang des Chao Phraya geniessen kann.

Mit dem Tuk Tuk durch Bangkok
Das sogenannte Tuk Tuk ist besonders typisch für das Stadtbild in Bangkok. Tuk Tuks sind die kleinen motorisierten Dreiradgefährte, die als Taxis dienen. Der Name entstand in Anlehnung an das tuckernde Geräusch des Zweitaktmotors. Das TukTuk ist kein ungefährliches Vehikel, denn in dem motorisierten Dreirad gibt es keine Anschnallgurte und auch wenig Knautschzonen. Der grösste Sicherheitsfaktor ist jedoch der Fahrer. Erwischt man einen jungen wilden, der sich sein Geld schnell verdienen will, kann man schon mal eine sehr rasante Fahrt mit Abkürzungen und Durchdrängeln zwischen noch so schmalen Lücken erleben. Häufig wird zunächst ein utopischer Preis genannt. Ist man jedoch mehrere Tage in Bangkok, hat man den Preis, der üblich ist, recht fix raus. Dazu gehört es jedoch auch, mehrere TukTuks abzuweisen. Tuk Tuks können bis zu 100 Stundenkilometer erreichen, was jedoch im engen Verkehr Bangkoks fast nie möglich ist. Sollte doch mal eine freie Strecke kommen, dann fangen die Fahrer auch sofort zu rasen an. Ausserdem nutzen die Fahrer oft kleine Abkürzungen jenseits der Hauptstrassen, die für andere Autos zu klein sind. So bekommt man einen abenteuerlichen Einblick in die kleinen «Sois» – die Nebenstrassen in Bangkok. Tuk Tuk fahren ist ein kleines Abenteuer, Taxi fahren ist jedoch bedeutend komfortabler und meist sogar preiswerter.