Toulouse verdankte während der Renaissance einen hohen Wohlstand der kleinen Pastelpflanze. Damals wurde aus dem Färberwaid die sehr gesuchte blaue Farbe mit einem komplexen Verfahren gewonnen. Ein Jahrhundert lang sorgte diese Pflanzenfarbe für schier unermesslichen Reichtum der, Pastelfürsten genannten, Färberwaidhändler.

Mit der Ankunft des billigeren Indigos begann der Niedergang des Handels, doch noch immer verweisen prächtige Patrizierhäuser in Toulouse auf diese glorreichen Zeiten. Einer der schönsten Stadtpaläste bildet nun einen stilvollen Rahmen für eine große Kunstsammlung. Seit geraumer Zeit erlebt das auf moderne Weise gewonnene Färberwaid eine Renaissance als Naturfarbstoff. Und die schon in der Antike bekannten dermatologischen Wirkstoffe der Pastelpflanze finden heute im Bereich Kosmetik und Körperpflege erneut Anwendung.

Kunst im Palais Assézat
Im 16. Jahrhundert manifestierte der Pastelhändler Pierre Assézat seinen Reichtum mit der Errichtung eines prächtigen Stadtpalastes, ein wahres Kleinod der Renaissance-Baukunst. Nachdem der Patrizierbau lange Zeit die ehrwürdige literarische „Académie des Jeux Floraux“ beherbergte, fand das „Hôtel d’Assézat“ eine neue Bestimmung. Das prachtvolle Gebäude bildet den angemessenen Rahmen für die umfassende Kunstsammlung von Georges Bemberg. Wertvolles historisches Mobiliar unterstreicht Meisterwerke, darunter Gemälde von Canaletto oder Tiepolo im Saal Venise. In der Porträt-Galerie sind unter anderen die zauberhafte Venus von Lucas Cranach oder Frauengemälde von Tournier zu sehen. Die zweite Etage ist der modernen Malerei gewidmet, darunter eine umfangreiche Sammlung mit Werken des Malers Pierre Bonnard. Besucher können den Kunstgenuss noch bis Mitte Oktober im Tee-Salon unter den Arkaden des Patrizierhauses angenehm ausklingen lassen. Das Office de Tourisme von Toulouse bietet zudem Stadtführungen zum Thema der Patrizierbauten.

Hotel d'Assezat © Chloe Sabatier - OT Toulouse
Hotel d’Assezat © Chloe Sabatier – OT Toulouse

Pastel, mehr als eine Naturfarbe
Schon Hippokrates verwendete die Blätter des Färberwaids zur Wundbehandlung. Die dermatologischen Wirkstoffe der Pflanze, reich an Omega 3, 6 und 9, veranlassten Carole Garcia und Nicole Juin sie für die Produktion einer Pflegeserie einzusetzen. Die Naturkosmetik von „Graine de Pastel“ bezeugt, dass die Pastelpflanze weit mehr kann, als Blau färben. Inzwischen umfasst die Produktpalette zertifizierte natürliche Gesichts- und Hautpflege, aber auch zarte Düfte, benannt nach Paule de Viguier. Die Tochter eines Färberwaid-händlers bezauberte mit ihrem makellosen Teint im Jahr 1533 König François I., der sie als „La Belle Paule“ auszeichnete. Den Gründerinnen von „Graine de Pastel“ gefällt die Vorstellung, dass die schöne Paule schon um die Anti-aging-Effekte des Pastelöls wusste. Mittlerweile gibt es Boutiquen der Naturkosmetik-Marke in Toulouse und weiteren Städten in Okzitanien, aber auch in Paris und Seoul. Außerdem verfügt „Graine de Pastel“ über zwei SPA-Anlagen, in Toulouse und Lauzerte.

© Graine de Pastel
© Graine de Pastel

Fleurée de Pastel – Eine Boutique in blau
Der Renaissance des Färberwaids als Farbstoff begegnen Besucher in der Boutique Fleurée de Pastel im historischen Zentrum von Toulouse. Stilgerecht im Patrizierhaus des Pastelfürsten Pierre Delfau, 20 Rue de la Bourse, findet sich eine reiche Auswahl an blau gefärbter Damen- und Herrenmode, aber auch Tischwäsche und Dekorationsobjekte. Kleinkunst und Kosmetik, ebenso auf der Basis von Pastel, ergänzen das Angebot. Die spätgotischen Gewölbe und die erhaltenen Bauelemente der Renaissance sind typisch für den Stil der Toulouser Färberwaid-Händler. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude ist der absolut passende Rahmen für eine vom Blau des Pastels beherrschten Boutique.

La Fleurée de Pastel © Céline Gicquel - OT Toulouse
La Fleurée de Pastel © Céline Gicquel – OT Toulouse

Eine Leidenschaft für Blau
Für Annette Hardouin ist Kreativität ein Lebenselixier. Seit 2004 kreiert sie Kleidung und Accessoires der Marke AHPY aus 100 % reinen Naturstoffen, teilweise auch zertifizierte Bio-Stoffe, und alle aus französischer Produktion. Dabei frönt sie ihrer Leidenschaft für das unvergleichliche Blau aus der Pastelpflanze. In ihrer Atelier-Boutique im Stadtviertel Minimes werden ausschließlich handgefärbte Stoffe verarbeitet. Ihre Begeisterung für diese blaue Naturfarbe vermittelt sie auch den Teilnehmern ihrer Kurse, die sie in die Geheimnisse der Farbgewinnung aus der Pastelpflanze einweiht. Einst war es ein langwieriges Verfahren, um aus den Blättern die großen Reichtum versprechende, färbende Kugel, genannt „Cocagne“, zu gewinnen. Noch immer steht der Ausdruck „Pays de Cocagne“ in Frankreich für das Schlaraffenland. Zwar entsteht mittlerweile eine färbende Tinktur mit modernen Mitteln, doch der Zauber ist ungebrochen. Ein blütenweißes Tuch wird in eine trübe Brühe getaucht und die zitronengelbe Farbe verwandelt sich dann an der Luft in jenes wunderbare Blau.

Annette Hardouin © Marie-Lise Gauthier
Annette Hardouin © Marie-Lise Gauthier

La Cour des Consuls Hotel und Spa
Das 5-Sterne Hotel La Cour des Consuls im historischen Carmes-Viertel verweist mit seinem Namen auf die wohlhabenden Pastelhändler, die häufig in den Stand der regierenden Stadtherren, „Capitouls“ erhoben wurden. Zwar stammen die beiden zu einem Hotelgebäude vereinten Patrizierhäuser aus dem 16. und 18. Jahrhundert nicht aus der Zeit der Pastelfürsten, jedoch werden Gäste des Luxushotels in den eleganten Zimmern und im Restaurant „Le Cénacle“ fürstlich verwöhnt. Der Bogen zum Pastel wird mit der Spa-Anlage „Graine de Pastel“ geschlagen, die ein Rundum-Wellnessprogramm mit Pflegeprodukten aus der Pastelpflanze bietet.

Hotel La Cour des Consuls © E Gentils
Hotel La Cour des Consuls © E Gentils