Jeder freut sich über eine Postkarte: Während der Ferienzeit trudeln wieder verstärkt Feriengrüsse aus der ganzen Welt in den Briefkästen ein. So unterschiedlich die Motive und die Texte der Postkarten, so verschieden sind auch die Personen, die diese schreiben.
Der Planer
Daran erkennt man ihn: Schon aus der Kartenauswahl macht er eine richtige Wissenschaft: Er kauft die Postkarten gleich am ersten Ferientag und sucht für jeden eine individuelle Karte aus. Er überlässt nichts dem Zufall und hat natürlich alle Adressen im Vorfeld im Handy notiert. Zwar hat er vor Ort noch nichts erlebt, trotzdem schreibt er aber schon am zweiten Tag die Postkarten, damit sie auf jeden Fall ankommen, bevor er zurück ist. Wenn sich nicht jeder für die Karte bedankt, ist er erst besorgt, dass die Karte nicht angekommen ist und dann beleidigt, weil seine Mühe nicht geschätzt wird.
So schreibt er: Am Pool oder am Strand zu schreiben ist nicht sein Ding — die Postkarten könnten ja dreckig werden. Er zieht sich lieber ins Hotelzimmer oder auf den Balkon zurück und denkt in Ruhe über die Texte nach. Standardfloskeln findet man auf seinen Karten nicht, denn er überlegt sich gut, was er schreibt und nutzt jeden Zentimeter der Postkarte.
Diesen Personen schickt er Karten: Er hat eine feste Liste an Personen, die aus jeden Ferien Post von ihm bekommen. Qualifiziert haben sich dafür neben der Familie auch diejenigen Freunde und Bekannte, die ihm auch immer mit Ferienpost bedenken. Für ihn wäre es undenkbar, jemanden zu vergessen, von dem er auch eine Karte bekommen hat.
Diese Motive verschickt er: Besonders gerne verschickt er Fotocollagen vom Ferienort. Wichtig ist ihm, dass darauf alle bekannten Sehenswürdigkeiten abgebildet sind.
Diesen Satz hört man von ihm: «Was, Du hast Deine Karten noch nicht geschrieben?»

Der Angeber
Daran erkennt man ihn: Für ihn zählt eindeutig Masse statt Klasse. Er verschickt Karten nur aus einem Grund — um zu zeigen, welchen tolle Ferien er gerade macht und was er Spannendes erlebt.
So schreibt er: Er liegt mit einem Cocktail in der Hand am Strand und lässt sich die Sonne auf den Bauch scheinen, während er seine
Feriengrüsse schreibt. Dabei spart er im Text nicht mit Superlativen — alles ist «gigantisch», «die Sicht einmalig» oder es gab «das beste
Frühstück der Welt».
Diesen Personen schickt er Karten: Er macht einen grossen Rundumschlag und verschickt die Karten nicht nur an Freunde und Familie, sondern gerne auch an Arbeitskollegen und den Chef. Jeder soll schliesslich wissen, welch aussergewöhnlichen Urlaub er verbringt. Auch wenn das Hotel der totale Reinfall wäre oder er wegen eines Sonnenstichs noch gar nichts vom Land gesehen hätte, würde er dies nie zugeben und von dem fantastischen Urlaub und den vielen aufregenden Ausflügen schwärmen. Bloss keine Blösse geben ist seine Devise.
Diese Motive verschickt er: Traumhafte Sonnenuntergänge oder möglichst spektakuläre Bilder sind ihm am liebsten — es soll ja nach einem Traumurlaub aussehen und jeden neidisch machen.
Diesen Satz hört man von ihm: «Zu Hause warten schon alle auf meine Postkarten.»
Der Chaot
Daran erkennt man ihn: Für ihn sind die Ferien immer zu schnell vorbei — er schafft es nie, rechtzeitig Postkarten zu besorgen,
geschweige denn sie zu schreiben. An Adressen denkt er erst, wenn er sie braucht und versucht sich an die wichtigsten zu erinnern.
So kann es passieren, dass die Hausnummer fehlt und die Postkarte nicht oder sehr verspätet ankommt.
So schreibt er: Karten kauft er im Souvenirshop am Flughafen und schreibt sie dann schnell noch vor dem Boarding. Lang sind seine Texte daher dann in der Regel nicht. Er schreibt nur das Nötigste und ist sehr stolz auf sich, dass er überhaupt eine Karte geschrieben hat. Es kann allerdings sein, dass er die Karten in der Hektik in der Tasche vergisst und erst zu Hause in den Briefkasten steckt. Wenn es ganz blöd läuft, übergibt er die Karten auch schon mal persönlich.
Diesen Personen schickt er Karten: Für mehr als fünf Karten reicht meist die Zeit nicht. Daher schreibt er nur den Personen, die sich ganz explizit eine Karte gewünscht haben — meist sind das die Eltern, die Oma oder die besten Freunde.
Diese Motive verschickt er: Ihm ist das Motiv ziemlich egal, Hauptsache man erkennt, wo er war.
Diesen Satz hört man von ihm: «Wo bekomme ich jetzt noch schnell eine Briefmarke her und wo ist überhaupt der nächste Briefkasten?»
Der Klassische
Daran erkennt man ihn: Für ihn gehört es einfach zu den Ferien dazu, Karten zu schreiben. Allerdings möchte er dafür nicht zu
viel Zeit aufwenden. Daher kauft er für alle die gleiche Karte und wandelt den Text dann nur minimal ab.
So schreibt er: Er gibt sich mit den Karten schon Mühe, schreibt sie aber am liebsten alle auf einmal, damit er sich danach wieder dem Geniessen der Ferien widmen kann. Meist nimmt er die Karten mit an den Pool oder den Strand und scheibt sie in der Mitte der Ferien. Seine Karten lesen sich von Jahr zu Jahr sehr ähnlich, da er nicht sehr variiert. In der Regel geht es um das Hotel, die Ausflüge und das Essen.
Diesen Personen schickt er Karten: Er übertreibt es nicht mit dem Kartenschreiben, verschickt die Feriengrüsse immer nur an die engsten Freunde und Familienangehörige.
Diese Motive verschickt er: Er ist ein Fan klassischer Postkarten — wenn er in Rom ist, muss der Vatikan und das Kolosseum abgebildet sein. Ist er in Paris, darf der Eiffelturm natürlich nicht fehlen. Er hält nichts von übertrieben kitschigen oder ausgefallenen Karten,
das ist ihm zu stillos.
Diesen Satz hört man von ihm: «Ich schreibe immer den gleichen Leuten.»
Der Digitale
Daran erkennt man ihn: Ohne sein Smartphone in die Ferien zu fahren ist für ihn undenkbar. Er postet, tweetet und chattet auch unter Palmen und möchte auch weit weg von der Heimat immer auf dem Laufenden bleiben, was in der digitalen Welt passiert. Er ist ständig auf der Suche nach WLAN und würde nirgendwo hinfahren, wo es nicht wenigstens in der Unterkunft Netz gibt.
So schreibt er: Er bastelt mit seinen Ferienbildern am Handy Fotocollagen und verschickt diese über eine App als echte gedruckte Postkarte.
Diesen Personen schickt er Karten: Während er seine Ferienbilder am liebsten nur auf den sozialen Medien posten würde, weiss er, dass sich einige seiner Familienmitglieder und Freunde noch über richtige Postkarten freuen.
Diese Motive verschickt er: Ob er am Strand liegt oder beim Sightseeing in der Stadt unterwegs ist, sobald er tolle Bilder gemacht hat, schickt er sie gleich als Postkarte los.
Diesen Satz hört man von ihm: «Das Bild hat am meisten Likes bekommen, das wird mein heutiges Postkartenmotiv.»
Der Spassvogel
Daran erkennt man ihn: Es macht ihm grosse Freude, seinen Freunden, Familienmitgliedern oder auch Arbeitskollegen möglichst skurrile oder auch ausgefallene Postkarten zu schicken. Er freut sich schon vor dem Urlaub darauf, die Karten vom
letzten Jahr noch an Originalität zu übertreffen.
So schreibt er: Da ihm die Vorderseite der Karte am wichtigsten ist, schreibt er nur sehr wenig Text auf die Karte. Entweder nur einen Feriengruss à la «Alles super hier» oder einen Spruch, der sich auf das Bild bezieht, wie zum Beispiel «Diesen Borat-Badeanzug habe ich mir hier auf Mallorca gekauft».
Diesen Personen schickt er Karten: Da er weiss, dass nicht jeder seinen Humor versteht, verschickt er diese Karten eigentlich nur an Personen, die den Spass verstehen. Wer es sich aber mit ihm verscherzt hat, der sollte sich auch nicht wundern, von ihm eine anzügliche Postkarte zu erhalten.
Diese Motive verschickt er: Begeistert sucht er in den Souvenirshops nach Karten mit Einheimischen in Tracht, Karikaturen oder Comicfiguren. Je nach Gemütslage und Adressat ist sein Ziel, dass derjenige entweder lacht oder sich schämt, diese Karte aus dem Briefkasten zu nehmen.
Diesen Satz hört man von ihm: «Ich würde so gern sein Gesicht sehen, wenn er diese Postkarte aus dem Briefkasten zieht!»