Kolmannskuppe – eine ehemals deutsche Luxusstadt, versunken in der Wüste Namibias. Einst reichste Stadt im Süden Afrikas ist sie heute eine bizarre Geisterstadt, die vom Sand zurückerobert wird.

Im Jahre 1908 wurde durch den Eisenbahnarbeiter Zacharias Lewala ein glitzernder Stein gefunden, den dieser zu seinem Vorgesetzten August Stauch brachte. Die Bahnlinie von Lüderitz nach Aus musste ständig vom Sand befreit werden, der sich durch starke Winde zu hohen Dünen auftürmte und die Gleise zuwehte. Der deutsche Oberbahnmeister August Stauch beaufsichtigte eine Reihe von Bahnarbeitern.

Kolmannskuppe hatte das modernste Hospital im südlichen Afrika. Hier gab es bereits im Jahre 1908 einen Röntgenapparat. Dieser diente jedoch nicht nur um Knochenbrüche zu diagnostizieren, sondern vor allem um von Arbeitern verschluckte Diamanten zu finden.

Stauch liess den Stein untersuchen, und ein Geologe stufte ihn eindeutig als Diamanten ein. Was folgte, war eine Blüte ähnlich den Goldgräberstädten der USA. Schnell wurde aus einem provisorischen Camp eine richtige Siedlung, und mitten in der Wüste entstand eine deutsche Kleinstadt mit über 400 Einwohnern. Die Diamanten brachten den Menschen dort einen gigantischen Reichtum. Innerhalb von sechs Jahren fanden Diamantenjäger eine Tonne der kostbaren Steine. Das machte Kolmannskuppe zur reichsten Stadt Afrikas, denn schon damals entsprach das einem Wert von mehreren Milliarden Dollar. Zwanzig Prozent der Weltproduktion kamen aus Kolmannskuppe und Umgebung.

Das Besondere an den Diamanten von Kolmannskuppe: Normalerweise mussten Diamanten langwierig und arbeitsintensiv in Minen abgebaut werden, hier mussten sie von Arbeiten nur aufgesammelt werden, denn der Fluss Urania hatte diese Steine einstmals aus den Bergen gespült und an die Oberfläche gebracht. Die Diamanten brachten den deutschen Einwohnern ein Vermögen. Sie frönten einem dekadenten Lebensstil. Neben einem Schwimmbad und einem Dampfbad gab es sogar eine Eisfabrik. Jeden Tag bekam jeder Haushalt einen halben Block Eis. Ein Elektrizitätswerk, ein Casino, eine Privatschule und ein für die damalige Zeit modernes Krankenhaus komplettierten die Luxusstadt mitten in der Wüste.

In Kolmannskuppe gab es sogar schon Strom. Was zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht selbstverständlich war.

Der komplette Ort wurde in nur sechs Monaten errichtet. Die Herrenhäuser aus massiven dicken Steinmauern, um die Räume kühl zu halten, wurden nur mit den besten Baumaterialien und Möbeln aus Deutschland ausgestattet. Während sich 1914 in Deutschland der Erste Weltkrieg anbahnte, tickten in Namibia die Uhren anders. Dank der Diamanten bestimmten Prunk und Vergnügen das Leben in Kolmannskuppe. Man amüsierte sich im Restaurant, auf der Kegelbahn, in der Champagnerbar oder im Kino. Eis, Milch und 20 Liter Trinkwasser bekam jeder Einwohner in Kolmannskuppe täglich kostenlos gestellt.

Die Villenbesitzer hatten sogar genug Wasser zum Baden, und das mitten in der Wüste. 1000 Tonnen Süsswasser wurden jeden Monat von Kapstadt, welches über 1000 Kilometer weit entfernt lag, nach Kollmannskuppe importiert.
Durch die trockene Wüstenluft sind die Räume und Relikte noch sehr gut erhalten – selbst Wandfarbe und Tapete.

Doch auch in Kolmannskuppe herrschte eine strickte Klassengesellschaft, die Reichsten residierten auf den Hügeln in schicken Villen, der Mittelstand wohnte einfacher im Dorfkern, die circa 800 schwarzen Hilfsarbeiter wohnten ausserhalb in klapprigen Holzbaracken. Natürlich suchten die reichen Diamantenjäger nicht selbst nach den wertvollen Steinen. Ihre afrikanischen Arbeiter robbten über den heissen Wüstenboden und durchsiebten bei mehr als 40 Grad Lufttemperatur mit blossen Händen den Sand. Nachdem alle Diamanten von der Oberfläche abgesammelt waren, kam schweres Gerät zum Einsatz – mit Schaufelbaggern holte man die Diamanten aus dem Sandboden.

Dennoch war Kolmannskuppe nur ein Paradies auf Zeit. Namibia war mit dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918 nicht mehr länger deutsche Kolonie. Die naheliegenden Diamantenfelder waren bald abgebaut, und so verlagerte sich die Diamantenförderung immer weiter nach Süden. Man entdeckte sehr reiche Diamantfelder im Norden des Oranje-Flusses mit Edelsteinen von sechsfacher Grösse der Kolmannskupper Diamanten. So wurde 1930 der Diamantenabbau bei Kolmannskuppe eingestellt, die Bewohner verliessen nach und nach den Ort und überliessen ihn der Wüste. 1958 verliess der letzte Einwohner die Wüstenstadt. Fast alle Häuser der ehemals reichsten Stadt Afrikas stehen noch – vom damaligen Glanz ist jedoch nichts mehr übrig. Sand und Wind nagen an den Häusern, und die Sanddünen der Wüste erobern sich die Stadt zurück. Sand, mit dem die abenteuerliche Geschichte einst begann.

Kleiner Tipp
Die Geisterstadt kann täglich in einer Führung um 9:30 oder 11:00 Uhr besichtigt werden oder auf eigene Faust während der Öffnungszeiten von 9:00 bis 13:00 Uhr. Der Eintritt kostet 85 N$ (5,50 Euro). Um Fotos zu machen oder die Stadt auch nachmittags besuchen zu können, kann man auch ein Fotopermit für circa 220 N$ (15,00 Euro) erwerben. Kolmannskuppe lässt sich gut von Aus oder von Lüderitz aus besichtigen.