Mike Myers, Robin Williams, Alan Cumming, Richard E Grant und Emma Thompson … nur einige bekannte Namen, deren Karriere in Edinburgh begann, denn Edinburgh ist nicht nur Schottlands Hauptstadt, sondern auch die weltweit führende Stadt der Festivals.

Text: Yvonne Beck

Das Edinburgh Festival ist eins der künstlerischen Ereignisse, das im internationalen Veranstaltungskalender ganz dick angestrichen werden muss. An Umfang und Vielfalt sucht es weltweit seinesgleichen. Seit bereits 150 Jahren verwandelt es Schottlands Hauptstadt zu «den Brettern, die die Welt bedeuten».

Bunte Vögel auf dem Edinburgh Fring Festival 

150 Jahre und kein bisschen leise
Das Edinburgh Festival ist eine kollektive Bezeichnung für eine Vielzahl simultan stattfindender Kunst- und Kulturfestivals. Es hat seine Wurzeln im Jahr 1947, als das Edinburgh International Festival (EIF) etabliert wurde – als Nachkriegsbemühung, «eine Plattform für das Blühen der menschlichen Seele zu schaffen». Zugegeben eine damals eher steife Veranstaltung, die aus Edinburgh ein britisches Pendant zu Salzburg machen sollte.

Gottlob organisierten im selben Jahr acht weitere theatralische Vereinigungen, welche nicht teilnehmen durften, ihre eigenen Events ausserhalb der offiziellen Schutzherrschaft des Edinburgh International Festival. Diese wuchsen sich in den folgenden Jahren zum Edinburgh Festival Fringe aus, welches heutzutage dem EIF längst den Rang abgelaufen hat. Das Fringe Festival umfasst mehr als 3000 Vorführungen, in denen Laien und Profis nebeneinander auftreten. Manches ist schräg, manches anzüglich und manches politisch. Jeder Besucher kann sich sein Programm selbst zusammenstellen, und wenn ein Stück nicht gefällt, geht man einfach zur nächsten Bühne. So verwandelt sich die schottische Hauptstadt einen Monat lang in eine Festival-Hochburg.

Überall auf den Strassen feiert man die Kunst 
Mehr als 25.000 Künstlern mit über 1.000 Shows pro Tag. / Bild: shutterstock
Die Anzahl der verkauften Tickets für die Festivals in Edinburgh wird nur von den Olympischen Spielen und der WM übertroffen./ Bild: shutterstock

Kreative aus mindestens 75 Ländern performen während des Festivals, denn jeder kann teilnehmen, solange er einen Veranstaltungsort findet. Jedes zehnte Haus im Zentrum der Stadt wird so zum Spielort: Keller, Hörsäle, Kirchen, Frühstücksräume von Hotels, jeder halbwegs öffentliche Raum hat entdeckt, dass er eine Bühne sein kann. Shows finden an den ausgefallensten Orten statt: in Schwimmbädern, auf Frachtkähnen, in privaten Wohnungen oder einfach einem Campingbus. Über eine halbe Million Besucher aus aller Welt kommen dafür nach Edinburgh, denn nur hier trifft Strassenkunst auf Weltstars aus den Bereichen Oper und Theater. Das Festival hat inzwischen einen solch guten Ruf erlangt, dass es in San Francisco oder L. A. nichts Ungewöhnliches mehr ist, über einem Eingang die Aufschrift «direkt vom Edingburgh Festival Fring» zu entdecken – eine Auszeichnung, die überall auf der Welt Publikum anlockt.

3.314 Shows werden mit insgesamt 50.459 Aufführungen an 313 Spielstätten aufgeführt.

Militärmusik, die Spass macht
Aber es gibt noch mehr, auf das man sich freuen kann: das Royal Edinburgh Military Tattoo. Wie alle Festivals in der Stadt hat auch das Tattoo seinen Ursprung direkt nach dem Krieg. Und keine Angst, es hat wenig mit herkömmlicher Militärmusik gemein, sondern vereint auf extravagante Art und Weise Tradition, Zeremonie und Spektakel auf der Esplanade vor dem Edinburgh Castle. Dudelsackspieler, Sänger und Kapellen performen unter freiem Himmel klassische Songs, aber auch AC/DCs «Highway to Hell» oder zu Ehren des 60. Kronjubiläums von Königin Elizabeth II. den Bond-Song «Diamonds Are Forever». Die verschiedenen Gruppen machen also vor allem Unerwartetes: spielen Gassenhauer auf ihren Steeldrums, legen in Uniform eine kesse Sohle aufs «Parket» oder geben Landestypisches zum Besten. Einzige Vorgabe: Jede Darbietung darf maximal sechs Minuten dauern. Drei Dinge beschliessen jedes Tattoo: die Nationalhymne, das alte schottische Freundschaftslied «Auld Lang Syne», das alle gemeinsam singen, und das Solo des Lone Pipers, der mit seinem Dudelsack auf einer Mauer der Burg steht. Selbst wenn man eigentlich mit militärischen Veranstaltungen nichts anfangen kann, so muss man doch zugeben, dass die fast 1000 Musiker, Dudelsackspieler, Trommler, Sänger und Tänzer eine gute Show abliefern und das beleuchtete Schloss eine einzigartige Kulisse bildet.

1000 Musiker, Dudelsackspieler, Trommler, Sänger und Tänzer nehmen am Royal Edinburgh Military Tattoo teil.  / Bild: shutterstock
Das Royal Edinburgh Military Tattoo hat wenig mit herkömmlicher Militärmusik gemein. / Bild: shutterstock

Für Bücherwürmer
Auch Buchliebhaber kommen in Edinburgh auf ihre Kosten: Über 700 Veranstaltungen wie Schreibworkshops, Diskussionsrunden, Lesungen und Veranstaltungen internationaler Schriftsteller, Dichter, Musiker und Denker etablieren das grösste Buchfestival seiner Art weltweit. Auf dem Edinburgh International Book Festival geben sich Gäste wie Al Gore, Margaret Atwood, Harold Pinter, Salman Rushdie oder Ian Rankin ein Stelldichein und stellen sich den Fragen des Publikums. Kein Wunder also, dass Edinburgh zur ersten «UNESCO City of Literature» ernannt wurde. Aber nicht nur Krimiautor Ian Ranking liess sich von der Stadt zu grausigen Geschichten beflügeln, auch Joanne K. Rowling liess sich von der Stadt inspirieren. Ihren ersten Harry-Potter-Roman schrieb sie am Kaffeehaustisch des Elephant House mit Blick auf das Schloss. Der Legende nach lebte sie von 70 Pfund Sozialhilfe, und da zu Hause die Heizung ausgestellt wurde, kam sie zum Schreiben ins Elephant House. Kurze Zeit nach der Veröffentlichung las sie Kindern im Rahmen des International Book Festivals daraus vor. Damals sassen nur wenige Zuhörer im kleinen Zelt, heute wäre der grösste Saal sofort ausverkauft.

Books, Books, Books auf dem Edinburgh Literatur Festival 

Aber auch Klassiker und Kultromane wie «Die Schatzinsel», «Sherlock Holmes» und «Trainspottingsind in Edinburgh entstanden. Edinburgh beflügelt einfach die Fantasie und ist deshalb Anziehungspunkt für Musiker, Literaten und Schauspieler.

„Je schräger desto besser“, so das Motto des Edinburgh Fring Festival

Kleiner Tipp
Lassen Sie sich nicht von der Fülle von Events stressen, man kann einfach nicht alles sehen! Halten Sie Ausschau nach kostenlosen Shows, Voraufführungen, ermässigten Karten und schauen Sie bei der Virgin Money Half Price Hut vorbei. www.edinburghfestivalcity.com