Mit Bands wie Nirvana und Pearl Jam hat die Metropole Seattle im Bundesstaat Washington die Musik bereichert. Die Stadt ist bekannt für ihren guten Kaffee, ihre ausgeprägte Kulturszene, die vielen Parks und die sie prägende atemberaubende Natur.

Seattle, die sogenannte «Emerald City» (Smaragdstadt), wurde bereits mehrfach zur lebenswertesten Stadt der USA gekürt. Zwischen Puget Sound und Lake Washington gelegen, in unmittelbarer Nähe zum Pazifik, bietet sie eine bunte Mischung aus moderner, urbaner Atmosphäre und zahlreichen Ausflugsmöglichkeiten in die Natur. Innerhalb der Stadtgrenzen überrascht die Metropole immer wieder mit ihren grünen Stadtparks. Denn obwohl Seattle dank Amazon, Boeing und Microsoft boomt, lässt man die Grünflächen weitgehend unberührt beziehungsweise kümmert sich umso mehr um sie. Offene Rasenflächen und Parks voller Bäume sind nicht schwer zu finden in Seattle. Egal, ob ein romantischer Garten zum Träumen oder ein Park mit atemberaubendem Blick auf das Wasser – in der ganzen Stadt gibt es Grünanlagen zum Relaxen, Wandern oder Sonnenbaden.

Washington Arboretum
Rings um den Lake Washington im Osten der Stadt befinden sich nicht nur die teuersten Wohnadressen, sondern auch die schönsten Parks – Madison, Washington, Denny Blaine oder Mt. Baker Park. Hier liegt auch das Washington Arboretum, eine 80 Hektar grosse Parkanlage, die zum Spazieren einlädt und besonders zwischen März und Juni, wenn die Rhododendren und Azaleen blühen, bezaubert. Einzelne Themengebiete und ökologische Lebensräume beheimaten Pflanzen, Blumen und Bäume aus der ganzen Welt. Im Besucherzentrum erhält man Informationen über die Flora und Fauna, zu denen exotische als auch einheimische Pflanzen sowie Schildkröten und eine Vielzahl von Vögeln gehören. Das Arboretum beherbergt zudem den japanischen Garten der Stadt und bietet viele Möglichkeiten, den See mit einem gemieteten Kajak oder Kanu zu erkunden, Vogelbeobachtungen inklusive – der «Great Blue Heron» (Graureiher) fühlt sich in diesen Gefilden ausgesprochen wohl. Besonders hübsch ist es im Herbst, dann erstrahlt der Park in bunten Farben, die grösste japanische Ahorn-Sammlung Nordamerikas tut das ihre dazu.

Bild: Rudy Willingham

Golden Gardens Park
Ein sehr beliebter Treffpunkt, besonders an sonnigen Tagen, ist der Golden Gardens Park, von dem aus man einen traumhaften Blick über den Puget Sound bis zu den Olympic Mountains auf der Olympischen Halbinsel hat. Wer im Golden Gardens entlang der zerklüfteten Küste wandert, einen Rundweg durch den Wald wählt, vom Pier aus die Angel auswirft, eine kleine Bootstour unternimmt oder mit Freunden eine Runde Beachvolleyball spielt, wird schnell vergessen, dass er sich in einer Stadt mit mehr als 700.000 Einwohnern befindet. Das Wasser ist zwar auch im Sommer recht kühl, doch sehr beliebt bei Seglern, Kajakfahrern und Kitesurfern. Bei Ebbe geben Biologen Auskunft über Krabben und Seeigel.

Bild: Shen Pei
Bild: Shen Pei

Gas Works Park
Eine ganz andere Atmosphäre umgibt den Gas Works Park. «Ruhrgebiet meets Seattle» könnte hier das Motto sein. Einst eine Kohlevergasungsanlage, die überhitzte Kohle und Rohöl in synthetisches Gas umwandelte, ist der Park heute ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt. Der Gas Works Park erhebt sich über dem Nordufer des Lake Union. Sein gewölbter Wall aus verrosteten Türmen und Rohrleitungen dient als Beweis für ein vergangenes Industriezeitalter. Der Landschaftsarchitekt Richard Haag gewann für die Umwandlung der Industrieanlage in einen öffentlichen Park den begehrten «Presidents Award der American Society of Landscape Architects». Von den insgesamt 15.000 in ganz Amerika gebauten Gasanlagen sind die Vergasungsanlagen im Gas Works Park die letzten ihrer Art. Heutzutage finden im Gaswerkpark von kostenlosen Konzerten über sportliche Wettkämpfe bis hin zu Live-Action-Rollenspielen ganz unterschiedliche Veranstaltungen statt. Zudem bietet Gas Works einen malerischen Blick auf die Skyline von Seattle und beherbergt das jährliche Feuerwerk am 4. Juli. An windigen Tagen ist es ein beliebter Ort, um Drachen steigen zu lassen.

Bild: Liu-Nian

Volunteer Park
Wer Dahlien liebt, wird im Volunteer Park im Herzen Seattles seine wahre Freude haben. Seit 1984 pflanzen Mitglieder der Puget Sound Dahlia Association jedes Jahr die bunten Blumen. Von Juli bis zum ersten Frost blühen wunderschöne Dahlien in Hülle und Fülle. Aber auch sonst hat der Park so einiges zu bieten. So befinden sich hier das Volunteer Park Conservatory (ein botanischer Garten aus dem Jahr 1912, dessen Vorbild der «Crystal Palace» in London war), das Seattle Asian Art Museum und die Skulptur «Black Sun» von Isamu Noguchi. Das Kunstwerk aus brasilianischem Marmor umrahmt den Blick auf Seattles Wahrzeichen – die Space Needle, den Puget Sound und die olympischen Berge. Es wird gemunkelt, dass die Skulptur die Inspiration für den Song «Black Hole Sun» der Seattle-Band Soundgarden war. Obwohl dies nicht bestätigt ist, hat die Band ihren Namen jedoch ganz sicher von der Seattle-Skulptur «Sound Garden» im Magnusson Park abgeleitet. Das Seattle Asian Art Museum verfügt über sehenswerte Sammlungen chinesischer, koreanischer und südostasiatischer Kunst, und die japanische Sammlung des Museums gehört zu den bedeutendsten ausserhalb Japans. Der Volunteer Park erhielt seinen Namen übrigens durch die Freiwilligen, die 1898 im Krieg gegen Spanien kämpften.

Bild: Liu Nian
Bild: Shen Pei

Waterfall Garden Park
1907 lieh sich ein junger Unternehmer 100 Dollar von einem Freund und gründete die «American Messenger Company» in Seattle. Heute kennt man diesen Kurierdienst als «United Parcel Service» (UPS). Eingebettet in das schillernde Viertel Pioneer Square wurde der Waterfall Garden Park auf dem Gelände des ursprünglichen UPS-Hauptquartiers errichtet. Der oft übersehene Park verfügt über einen fast sieben Meter langen künstlichen Wasserfall und bietet inmitten der Stadt einen Ort zum Lesen, Entspannen oder Kaffeetrinken.

Bild: Ning Sixiaoxiao

Discovery Park
Fragt man einen «Seattleite» nach dem spektakulärsten Park der Stadt, stehen die Chancen gut, dass man als spontane Antwort «Discover» erhält. Mit über 534 Hektar und 19 Kilometern an Wanderwegen ist er der grösste öffentliche Park Seattles. Wälder, Strände, Prärien und Klippen dominieren die Landschaft des Parks. Es gibt keinen besseren Ort in der Stadt, um wild lebende Tiere zu beobachten, insbesondere Vögel und Meeressäuger. Über 270 Vogelarten leben im Park und in den nahe gelegenen Gewässern. In der Elliott und Shilshole Bay leben Robben und kalifornische Seelöwen, während sich in den Waldgebieten Backenhörnchen tummeln. Zudem beherbergt der Park auch das «Daybreak Star Indian Cultural Center». In der Nähe der Halbinsel Magnolia gelegen bietet der Discovery Park einen Blick auf den Puget Sound sowie auf die Berge des Kaskadengebirges und die Olympic Mountains. Mit drei Kilometern geschützten Gezeitenstränden, einem Leuchtturm, dramatischen Meeresklippen, Blumenwiesen, Waldhainen und Sanddünen ist er ein perfekter Rückzugsort fernab der Hektik der Stadt. Wer über den Discovery Park Loop Trail wandert, entdeckt eine Vielzahl malerischer Landschaften.

Baumbüros
Aber nicht nur Parks bilden die grüne Lunge der Stadt. Mit «The Spheres» holt Amazon seine Mitarbeiter raus aus den Büros und rein in die Natur –  und das täglich mitten in Seattle. Statt geschlossener Büros und Schreibtische gibt es in der Glaskonstruktion Meetings in Baumhäusern oder in Sitzbereichen neben Wasserfällen. In den Spheres wachsen mehr als 40.000 einzelne Pflanzen, darunter mehr als 300 Pflanzenarten aus mehr als 50 Ländern und von fast jedem Kontinent; jede könnte eine interessante Geschichte erzählen. Sie alle bieten etwas, was einem typischen Bürobereich fehlt, eine direkte Verbindung zur Natur. Baumhaus-Tagungsräume, Fluss- und Wasserfall-Features, Palladien, eine vierstöckige lebende Wand und epiphytische Bäume sind nur einige der einzigartigen Merkmale dieses unverwechselbaren Raumes. Und das Schönste daran: «The Sphere» ist auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Im Rahmen von Touren des Amazon-Headquarters können die Gärten besichtigt werden. Im Besucherzentrum «The Understory» erfahren Gäste zudem mehr über die Wissenschaft, Technik und die Pflanzen hinter «The Sphere». Die immergrüne Glaskugel mitten in Seattle symbolisiert perfekt den Spirit der Stadt.

Fazit: Kaum eine Stadt hat so viele Grünanlagen wie Seattle. Über 485 Parks mit über 2.590 Hektar Fläche machen die Metropole zu einer der lebenswertesten Städte der USA.