Die Erben der Schweizer Luxushotellerie


Kein Land kann auf traditionsreichere und imposantere Grandhotels zurückschauen als die Schweiz.
Noch heute betören die Prunkbauten mit üppigem Ambiente und höchster Servicequalität. Ihr Charme, Zauber und ihre Patina erzählen den Hotelgästen von früheren Zeiten und lassen die Vergangenheit mit Stil aufleben. Einige von ihnen sind seit Generation familiengeführt. Echtheit, Ambiance und nicht zuletzt das Herzblut der Gastgeber machen sie zu lebenden Ikonen der Schweizer Hotellerie.

 

Badrutts Palace
Badrutts Palace

Familie Badrutt, Badrutt’s Palace in St. Morit
Die Geschichte des Badrutt’s Palace Hotel ist einmalig. Das Traditionshaus wurde 1896 von Caspar Badrutt, dem zweitältesten Sohn von Johannes Badrutt – der durch eine Wette den Wintertourismus in St. Moritz begründete – erbaut. Die Lage am steilen Hang über dem St. Moritzersee und die Form mit Ecktürmchen und Zinnen geben dem Badrutt’s Palace Hotel bis heute einen unverwechselbaren schlossartigen Charakter. Für viele ist das Grandhotel das «Wahrzeichen von St. Moritz» und seit jeher eine der ersten Adressen für den internationalen Jet-Set. Man feiert im Kings Club, dem mit Abstand berühmtesten Nachtclub von St. Moritz, der gleichzeitig auch die älteste und sagenumwobenste Diskothek der Schweiz ist. Der Pioniergeist der Familie Badrutt und die Liebe zur Destination sorgten dafür, dass das legendäre Badrutt’s Palace Hotel seit über 120 Jahren zu den besten Häusern auf der ganzen Welt gehört. Für die Familie Badrutt stand schon immer fest, dass die Führung des Palace nicht durch eine internationale Kette funktionieren kann. Die Individualität, der Zauber und die Seele des Hotels, die sich für kein Geld der Welt kaufen lassen, überlebt nur in einem inhabergeführten Familienhotel. Oder wie es der 2016 verstorbene Hansjürg Badrutt formulierte: „Die Mischung aus Highclass und Gemütlichkeit macht den Zauber unseres Hotels aus. Die persönliche Begrüssung und Betreuung der Gäste und das Rücksichtnehmen auf Traditionen sind Dinge, die das Palace zu etwas Besonderem machen.“ Ein Verkauf kam für die Familie also nie in Frage. Da das Ehepaar Aniko und Hansjürg Badrutt jedoch kinderlos blieb, setzten sie ihren Hoteldirektor Hans Wiedemann per Handschlag zum Alleinerben des Hotels ein. Ihm obliegt nun die Verantwortung das Hotel im Sinne der Badrutts weiterzuführen. Sein Credo lautet daher: „Wir möchten immer eigenständig und einzigartig bleiben und müssen dafür auch viel riskieren.“ Und der Erfolg gibt ihm Recht: Heute wie damals gelingt es der Hoteldynastie Badrutt durch ihre Mischung aus Gastfreundschaft, Eleganz und Kreativität den VIPs der Welt eine Heimat zu geben.

«Ein Gastgeber ist wie ein Feldherr:
Erst wenn etwas schiefgeht,
zeigt sich sein Talent.»

 

Familie Schmidt, Romantikhotel Schweizerhof Flims
Die Geschichte des Hotels Schweizerhof beginnt bereits im Jahre 1869. Walter Candrian, der Urgrossvater der heutigen Gastgeberfamilie, ersteigert die Pension Segnes nach dem Tod der früheren Besitzerin, einer kinderlos verstorbenen Witwe. Sein jüngerer Bruder Mathias, der eigentlich als Zuckerbäcker in Stettin arbeitete, kommt nach Graubünden zurück und übernimmt das «Segnes». Mit Leib und Seele stürzt er sich in das Projekt und führt so nicht nur die Pension, sondern den gesamten Kurtourismus in Flims zum Erfolg. Gleichzeitig legt er den Grundstein zum Hotel Schweizerhof, welches die Familie 1903 mit Mitteln aus dem Verkauf des „Segnes“ im Geist der Belle Epoque erbaut. Schon bald verkehrt bei den Candrians eine renommierte Kundschaft. So verbrachte 1873 Friedrich Nietzsche einen Sommer in Flims. Auch Albert Einstein, die Kaiserin Zita und Marie Curie besuchten das Hotel für ihre „Sommerfrische“. Noch heute findet man im Hotel Fundstücke aus dieser Zeit so wie eine mit Formeln bekritzelte Serviette von Albert Einstein.

Drei Generationen Gastgebertum / Bild: Romantikhotel Schweizerhof Flims

Die Familie hat es geschafft die Grandezza der Belle Epoque –  die luftig-leichte Schönheit der Jugendstilveranda oder der verträumte Charme des Salle de Lecture, der Bibliothek, wo sich Gäste bereits 1903 entspannten Mussestunden hingaben –  zu erhalten. Die Nachfahren der Gründer des Schweizerhofs setzen jedoch nicht nur bei der Architektur auf Bewährtes. Noch immer gibt es altmodische Tanztees, Stummfilmvorführungen und einmal im Jahr kultiviert man die Table d’Hôte mit feinstem Geschirr und altem Kristall. So hat das Hotel Schweizerhof – heute von Christoph und Sandra Schmidt-Stahl in vierter Generation geführt – alle Stürme der Geschichte gemeistert. Nicht zuletzt dank eines ausgeprägten Familiensinns.

 

Baur au Lac Zürich
Das altehrwürdige Baur au Lac Zürich am See / Bild: shutterstock

Familie Kracht, Baur au Lac in Zürich
Mit dem Baur au Lac schrieb Johannes Baur Hotelgeschichte: Als Erster ging er das Wagnis ein, sein Hotel unmittelbar am Ufer des Zürichsees zu bauen. Bereits im Jahr 1854 berichtete die Leipziger Illustrierte Zeitung über das gerademal zehn Jahre alte Hotel mit den Worten: «Das Äußere verspricht viel, sehr viel. Wenn man aber das Innere betritt, die luxuriösen Salons und Schlafzimmer durchwandert, so findet man jedoch alle Erwartungen übertroffen.» Daran hat sich in den über 170 Jahren nichts geändert, denn die Dynastie der Baur und anschließend dann die mit ihr verschwägerte Familie Kracht setzte neue Massstäbe in der Schweizer Luxushotellerie. Heute zählt das Baur au Lac weltweit zu den ältesten 5-Sterne Hotels, die noch im Besitz der Gründerfamilie sind. Und das wird sich in naher Zukunft auch nicht ändern. Die Überzeugung des heutigen Besitzers Andrea Kracht ist es nämlich, sich stets der von seinen Vorfahren übertragenden Verpflichtung bewusst zu sein. Er liebt das Haus wie sein eigenes Kind. „Lukrative Angebote gibt es viele, doch wir hängen am Haus und haben die Absicht, es in der siebten Generation weiterzuführen.“ So fungiert Andrea Kracht u.a. als Delegierter des Verwaltungsrates, während sich seine Mutter Marguita Kracht der Innengestaltung des Hotels widmet. Andrea Kracht und seine Frau Gigi Kracht verwirklichen mit dem „Baur au Lac“ aber auch ihre eigenen Träume. So organisiert die Dame des Hauses seit einigen Jahren die „Art in the Park“, eine private Kunstausstellung im Hotelgarten. Der eher introvertierte Andrea Kracht überlässt gerne seiner quirligen Frau das Feld, unterstützt sie jedoch bei all ihren Unternehmungen. Und so feierte man heuer zwischen dem alten Baumbestand bereits zum 15. Mal die Openair-Kunstausstellung des Hotels. Und damit das Baur au Lac weiterhin in seiner ganzen Pracht erstrahlt, wurden in den letzten 20 Jahren mehr als 150 Millionen Schweizer Franken in das Haus investiert – der Familie Kracht ist ihr Erbe einiges Wert.

 

Familie Walther
Familie Walther

Familie Walther, Hotel Walther in Pontresina
110 Jahre hat das Hotel Walther im Engadin inzwischen auf dem Buckel. Das sieht man ihm jedoch nach seiner neusten Verjüngungskur wirklich nicht an und so verkünden die Hotelbesitzer Thomas und Anne-Rose Walther voller Stolz: „Noch nie hat das Walther so frisch ausgesehen“. Und stolz können die Walthers sein, liessen sie doch gerade das Erdgeschoss ihres 4-Sterne-Superior-Hotels für 3,3 Millionen Schweizer Franken umbauen. Mit Hilfe der Innendesignerin Virginia Maissen verpassten sie dem etwas in die Jahre gekommen Hotel einen frischen Look. Nun vermischen sich im Eingangsbereich, in der Lounge, Bar und dem Grand Restaurant Belle-Epoque-Elemente mit frischer zeitloser Dekoration und Möbeln. Das Ergebnis ist ein harmonisches Miteinander aus Alt und Neu. Ein absolut gelungenes Zusammenspiel aus Moderne und Tradition. Teppiche, Vorhänge und Lampen wurden exklusiv für das Hotel Walther gefertigt. Seit über 20 Jahren und in dritter Generation führen Hotelier Thomas Walther und seine Frau inzwischen das Haus. Die vierte Generation steht bereits in den Startlöchern. Grossvater Hans hatte das Walther, das damals noch Palace hieß, zwischen den beiden Weltkriegen verwaltet und anschließend gepachtet, um es zu guter Letzt zu kaufen. Die Eltern Barbara und Christian schufen schließlich die Grundlage zum heutigen Walther. Doch der jetzige Besitzer weiß: „Nur wenn man eine Kuh füttert, gibt sie auch Milch.» und so reut ihn kein Rappen der in den Umbau gesteckten Investition. «Wir haben in den letzten 20 Jahren 42 Millionen Franken investiert. Und so haben wir etwas erschaffen, was sowohl bei unseren Stammgästen als auch bei der jüngeren Generation Gefallen findet.“ Sogar bei der Stuhlwahl habe man nun die Möglichkeit zwischen klassischer, bequemer oder gemütlicher Sitzbank zu wählen. «Je nach Stimmung und Situation findet jeder Gast den für ihn gerade passenden Platz.» Das Walther ist fit für die kommenden Generationen!