Passagier: Yvonne Beck
Dauer: eine Stunde
Strecke: Fifth Avenue, New York zum Flughafen JFK
Gurnam Sahjal, New Yorker Taxifahrer, geboren in Indien in der Nähe von Kalkutta. Er lebt seit 24 Jahren in New York City, würde mit seiner Familie jedoch viel lieber in den Bundesstaat Virginia ziehen.
Sahjal wohnt mit seiner Familie in Queens in der Nähe des JFK Flughafens, wie die meisten Inder. Dort sei es sicher und preiswert. Nach Harlem würde er niemals ziehen – zu viele Schwarze, zu viel Aggressivität, zu viel Kriminalität und zu viele Drogen. Manchmal hat er Heimweh nach Indien, denn in New York gibt es kein echtes Little India wie in anderen Städten. Nur viele indische Restaurants zwischen der 2nd und 3rd Street. Das Essen dort sei sehr gut, aber nur an ganz besonderen Tagen würden seine Frau und er auswärts essen. In den 24 Jahren war er genau zweimal mit ihr aus. Vielleicht wenn die Kinder mal aus dem Haus sind, vielleicht würde es dann einfacher. Seine Eltern hat er vor 20 Jahren das letzte Mal gesehen. Das war zu seiner Hochzeit.
Er sagt, die USA würden es zwar gut mit ihm meinen, doch der Staat schaufle ihm auch sein Grab. Wenigstens so lange er als Taxifahrer in New York lebe. Doch Tag für Tag zieht er seine Schicht durch. Sechs Tage in der Woche, mindestens zwölf Stunden. An seinem freien Tag geht er ins Fitnessstudio, um seinen Rücken fit zu halten. Das viele Fahren und Sitzen macht ihm inzwischen zu schaffen. Jeden Tag denkt er: «Eines Tages lasse ich mein Taxi mitten auf der Strasse stehen und renne einfach davon.» Zu Fuss sei man in New York sowieso schneller. Doch er fährt immer weiter und steuert sein Yellow Cab durch den dichten Verkehr der Stadt.
«Mit spätestens 50 will ich die Stadt verlassen haben, doch die Zeit vergeht so schnell – gerade im Gedränge der Stadt –, und ich weiss nicht, wann ich genug Geld zusammenhabe, um mir den Umzug zu leisten.» Aber eines Tages wird er mit seiner Frau in Virginia leben und die Ruhe geniessen, da ist er sich ganz sicher.