Das Sauerland – Das Land der unendlich weiten Weiden, der Kühe und viel, viel, viel Wald. Hier gibt es ein paar grössere Städte, jedoch deutlich mehr Orte der Grössenordnung «Kuhkaff». Die Region ist besiedelt mit einem ganz besonderen Menschenschlag, dem etwas drögen, aber äusserst liebenswerten Sauerländer.
«Tach, na wie isset?» «Muss ja, woll!» ist ein typisch sauerländischer Dialog. Man unterscheidet sich massiv von den geschwätzigen Rheinländern «umme Ecke». Im Sauerland mag man es gern ruhig und beschaulich, aber einmal im Jahr, am höchsten Feiertag der Region – dem Schützenfest – lässt man die Sau raus. Hier wird Pils in Massen vernichtet, denn eins hat der Sauerländer immer: Durst. Gut, dass mit Krombacher, Veltins und Warsteiner gleich drei Brauereien ihre Firmensitze im Sauerland haben. Ein Schützenfest gibt es in jedem Dorf und alljährlich wird der Dorfhäuptling, auch Schützenkönig genannt, gekürt. Heiss begehrt sind auch die Plätze im Hofstaat, denn diese bedeuten ein Wochenende Freibier. Ja, der Sauerländer besitzt eine innige Verbindung zum Grundnahrungsmittel Bier. Bestellt er in der Kneipe Wasser, fragt der Wirt sofort: «Für den Hund oder für die Zähne?». Kurz: Wer sich an ein Sauerländer Schützenfest erinnert, hat es nicht erlebt. Doch trotzdem gilt: «Wer trinken kann, kann auch malochen!» und «wenne Schmacht hast, gehsse nach de Omma.»
Zirka 880.000 Sauerländer gibt es, trotzdem ist die Region den meisten Auswärtigen nur als «Tor zum Ruhrgebiet» oder durch die Sauerlandlinie, die A45, bekannt. Nur wenige Auswärtige verirren sich in die Region und wenn, handelt es sich um Gäste «aussem Pott», die endlich mal wieder Sauerstoff tanken möchten oder Holländer, für welche die Hügel des Sauerlands einem gigantischen Bergmassiv gleichen und welche mit ihren Wohnwagenkarawanen die wenigen befestigten Wege in der beschaulichen Mittelgebirgsregion verstopfen. Böse Zungen behaupten, dass wenn man nach Finnentrop in den Wald fährt man Brotkrümel aus dem Fenster werfen muss, um später wieder in die Zivilisation zu finden.
Doch im Sauerland steht man ganz über diesen Dingen – das geht im Land der 1.000 Berge auch ganz prima. Genau genommen zählt die Region sogar 2.711 Berge mit über 400 Metern Höhe. Eine der höchsten Erhebungen ist der «Kahler Asten». Er misst 842 Meter und auf ihm haben Generationen von Schülern und Holländern Skifahren gelernt. Das Sauerland hat vor allem eins: viel Natur mit Bergen, Tälern, Flüssen und Seen, die man aber meistens wegen der vielen Bäume nicht sieht. Zur Schönheit gehören für Nicht-Sauerländer zudem exotisch klingende Ortsnamen wie Schalksmühle, Faulebutter, Hundesossen, Hillmecke oder Schmallenberg. Orte, an denen so manch einer nicht mal tot über dem Gartenzaun hängen möchten. Der echte Sauerländer ist seiner Heimat jedoch treu verbunden und lebt nicht im Ausland – also im Rhein-, im Münster- oder im Phantasialand – und schon gar nicht im Siegerland. Seit Generationen leisten die tapferen Sauerländer Widerstand gegen alles «was nicht inne Tüte kommt». Tofugriller und Kappesköpp haben es hier schwer. Denn der Sauerländer ist die Krone der Schöpfung, erschaffen aus Mutter Erde und Vater Durst – «wat sonnz»?
Welche Region in Deutschland kann auch schon mit der ältesten Herberge der Welt aufwarten? Sie liegt auf der Burg Altena. Und ganz in der Nähe liegt das Jagdschloss, in dem viele Edgar-Wallace-Filme gedreht wurden. Besonderen Ruhm erlangte zudem die Balver Höhle, in der die Fantastischen Vier ihr Unplugged-Konzert mit MTV aufnahmen. Und ist dem noch nicht genug, die Band «Zoff» hat dem Sauerland sogar seine ganz eigene Hymne gewidmet, die jeder Sauerländer fehlerfrei rezitieren kann: «Sauerland, mein Herz schlägt für das Sauerland, begrab mich doch am Lennestrand, wo die Misthaufen qualmen, da gibt’s keine Palmen….»
Zwar ist der gemeine Sauerländer nicht unbedingt gesprächig, aber wenn er etwas «sacht», dann hängt er gerne sein Lieblingswort «woll» an oder beginnt den Satz mit einem auffordernden «Hömma». Zudem sind dem Sauerländisch einige ganz eigene grammatikalische Regeln zu Eigen. So werden beispielsweise Pronomen nach einem Verb direkt ans Verb angehängt und verkürzt: «Kannze datma machen?» oder «Da sachste wat». Zudem darf ein Sauerländer grundsätzlich Doppelvokale nutzen, auch wenn dort keine sind. Und so geht man Sontags in die «Kiache» auch wenn das dem Oppa völlig «Wuarscht» ist. Das Wort «am» vor einem Verb hingegen drückt wie die englische «ing»-Form aus, dass eine Handlung noch andauert. So hört man im Sauerland häufig den Satz: «Es ist am plästern». Ganz nebenbei ist das Wetter so eine Sache: 364 Tage Regen im Jahr. Den Rest des Jahres scheint immer die Sonne. Getreu dem Motto: «Willst du keinen Sonnenbrand, mach‘ Ferien im Sauerland.» Trotzdem sind sich alle Einheimischen einig: «Mehr als Sauerländer kann ein Mensch kaum werden.», denn nichts macht sie so glücklich wie der Geruch von Gülle am Morgen.
Ja, man muss sie einfach lieben, diese wortkargen und etwas drögen Hügellandbewohner. Diesen Landstrich, in dem «Blagen» und «Potthuke» kein Schimpfwort ist und auch ein «Verdorri noma, gezz hat dein Füttgen Kirmes» zumeist nur als liebvolle Drohung gemeint ist.