Einst erste Anlaufstelle der Eislauf-Athleten während der Olympischen Winterspiele 1928 und 1948, wurde der über 110 Jahre alte Eispavillon im Park des Kulm Hotel St. Moritz im Januar dieses wiedereröffnet. Der Connoisseur Circle sprach mit General Manager Heinz E. Hunkeler über den neuen Hot Spot des Engadins.

Herr Hunkeler, können Sie uns ein bisschen über die Historie des Country Clubs erzählen?
Der ursprüngliche Country Club wurde im Jahre 1905 gebaut. Zu dieser Zeit hatte das Kulm Hotel zirka 14 Eisplätze. Diese waren wichtige Begegnungsstätten von Gästen und Einheimischen. Auf den Eisplätzen wurde Schlittschuh gelaufen, Curling gespielt und es fanden jede Menge Social Events statt. So entstand hier der Country Club als Treffpunkt und Zentrum des Sports. Im Winter für die Eissportarten und im Sommer des Golfsports.
Das Kulm Hotel ist das einzige Hotel auf der Welt, welches gleich zweimal die Eröffnungs- sowie die Abschlussfeier der Olympischen Winterspiele ausrichtete.
Ja, das war in den Jahren 1928 und 1948. Auch hier war der Country Club das Epizentrum. Doch die Zeiten änderten sich und der Country Club viel in einen Dornröschenschlaf. Vor 18 Jahren kam die Idee auf im Country Club ein Olympia Museum zu eröffnen. Diese Idee kam zur Abstimmung, musste jedoch wegen zwei Stimmen wieder verworfen werden. So fristete der Country Club weiterhin ein jämmerliches Dasein und verfiel immer mehr.

Wie haben Sie ihn vor seinem Schicksal bewahrt?
Vor vier Jahren unterschrieb ich einen Vertrag, dass die Eröffnungsfeier und die Preisverleihungen der Ski WM im Kulm Hotel stattfinden würden. Und so entschieden wir das wichtige historische Gebäude des Country Clubs zu renovieren. Im Zuge dessen sprach ich vor zwei Jahren mit Sir Norman Foster, der ein häufiger Gast in unserm Hotel ist und er erklärte sich sofort bereit den Pavillon zu restaurieren.
Dieses Projekt ist nicht das erste Objekt welches der Stararchitekt im Engadin verwirklicht…
Nein, er hat bereits das Posthaus und das Chesa Futura entworfen. Er ist dem Engadin sehr verbunden und nimmt jedes Jahr am Engadiner Langlauf Marathon teil. Er verbringt den grössten Teil des Winters hier oben.
Gab es dieses Mal keine Gegenstimmen zum Umbau?
Mit Sir Norman Foster und der Ski WM im Rücken bekamen wir schneller das Okay für den Umbau. Auch wenn es viele Hürden wegen Denkmalschutz und Sportzone zu meistern waren. In einem sportlichen Zeitfenster von neun Monaten haben wir den Pavillon dann schliesslich umgebaut. Der gesamt Umbau hat 12 Millionen gekostet, aber man muss diese als langfristige Investition anschauen.
Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?
Ja, absolut! Der alte Pavillon ist ein kleines Bijoux geworden. Während sich im Erdgeschoss eine Lounge und Bar befinden, entstand im ersten Stock ein Highlight für Feinschmecker. Eröffnet haben wir dem besten Koch der Welt: Daniel Humm. Anschliessend während der Weltmeisterschaft hatten wir den Zwei-Sterne-Koch und Schweizer Shootingstar Nenad Mlinarevic im Haus. Im März servierte der mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete italienisch-argentinischen Starkoch Mauro Cologreco mediterane Küche von der Côté d’Azur und nun haben wir als Gastgeberin, Adriana Novotná, die schon früher im Kronenhof für mich gearbeitet hat. Sie ist nun das feste Gesicht des Country Clubs.

Während der WM lief alles wie von selbst. Was braucht es nun, dass es so gut weiterläuft?
Die einmalige Holztribüne ist ideal für Sportevents jeder Art. Die neue Tribune ist eine architektonische Meisterleistung, die es in dieser Dimension nicht noch einmal gibt. Aber wir kreieren natürlich jede verschiedene Events. Wir hatten den Beachvolleyball Weltcup, der für drei Tage hier abgehalten wurde. Dann gibt es eine Openair Cinema, wir hatten eine Ferrariausstellung mit 20 der schönsten Ferraris weltweit, anschliessend haben wir noch zweimal einen Concours d’Élégance mit je 200 Autos. Und im nächsten Jahr werden wir das erste Sommerpolo veranstalten. Ich denke, wir haben einen der schönsten Begegnungsort für Sport- und Socialevents in der Region wieder zum Leben erweckt.
Sie sind sich der Tradition des Hotels und des Clubs sehr bewusst…
Ja, denn ich bin hier im Hotel aufgewachsen. Bereits mein Vater hat dieses Hotel geführt. Ich habe in meiner Kindheit hier beim Country Club das Schlittschuh laufen gelernt. Zu dieser Zeit hiess er allerdings Pavillion. Nachdem ich ein wenig in die grosse weite Welt erkundet habe bin ich wieder ins Engadin zurückgekehrt. Das Kulm Hotel und der Kronenhof sind spannende Wirkungsstätte. Wir sind nach der Gemeinde die grössten Landbesitzer. Uns gehört der Dracula Club, das alte Olympia Stadium, welches wir an Rolf Sachs vermieten, der Cresta Run und der Golfplatz, welcher auch bei Einheimischen sehr beliebt ist.

«Unsere Strategie ist es den steifen Grand Hotel Stil abzulegen. bei uns darf auch ohne Krawatte gespeist werden.»
Dem Schweiz Tourismus geht es auch aufgrund des starken Franken nicht gerade glänzend. haben Sie irgendein Rezept das Besserung verspricht?
Jeder muss eigenen Hausaufgaben machen und vor seiner eigenen Tür kehren. Häuser, die in den letzten Jahren ihre richtig Hausaufgaben gemacht habe geht es nicht wirklich schlecht. Sprich wer sich dem Markt und den Bedürfnissen angepasst hat, hat wenn überhaupt nur wenig Einbussen gehabt, aber da jammert man auf sehr hohem Niveau. Man muss schon ein bisschen mehr rudern, aber ohne Fleiss kein Preis. Unsere Strategie ist es den steifen Grand Hotel Stil abzulegen und ein bisschen moderner und offener aufzutreten. Sprich bei uns darf auch ohne Krawatte gespeist werden. Wir leben einen legereren Luxus als früher. Der grösste Luxus ist bei uns sowieso die Natur, der Ausblick und die Weite. Ein Fehler ist es in Zeiten wie diesen nicht zu investieren – gerade jetzt muss man gut aufgestellt sein. Zudem sollte man für jeden Markt offen sein. Es gibt nicht nur den europäischen Markt. Der Indische, Chinesische und Arabische sind momentan sehr stark. Wir verlassen uns da auch nicht allein auf das Destinations Büro, sondern aktivieren selber PR Agenturen. So haben wir immer wieder tolle Events und Veranstaltungen im Haus – wie kürzlich die indische Hochzeit.
«St. Moritz wird nie eine normale FERIENDESTINATION. Es wird und muss im Top-Segment bleiben, sonst wären wir wie jeder andere Destination.»
Was würden Sie sich von der Tourismus Organisation Engadin/ St. Moritz wünschen?
Ich denk, dass sie einen guten Job machen. Sie müssen nah mit den 5 Sterne Häusern zusammenarbeiten und sich austauschen. Aber die Produkte selbst sind für den Erfolg verantwortlich und nicht der Tourismusdirektor. Der Tourismusdirektor kann wenig dafür, wenn um 20 Uhr im Ausgang nichts mehr läuft. Aber St. Moritz wird nie eine normale Familiendestination. Es wird und muss im Top-Segment bleiben, sonst wären wir wie jeder andere Destination.
Was sind Ihrer Meinung nach die Top Events in St. Moritz?
Die Events sind extrem wichtig für den Tourismus. Für mich persönlich, bezogen auch auf Logiernächte sind das White Turf und das Polo besonders wichtig. Für die Region ist der Marathon eine ganz tolle Veranstaltung. Was uns die Skiweltmeisterschaft im Endeffekt gebracht hat, wird die Zukunft zeigen. Uns hat sie auf jeden Fall schon mal den County Club beschert.

Und wie sieht es im Sommer aus?
British Classic Car, das Jazz Festival und die ein und andere Autoralley sind recht beliebt. Aber es gibt auch sehr viele Sideevents wie das Tavolata oder das Bikefestivals, Kurkonzerte etc… Auch der Sommer hat viel zu bieten.
Reicht das aus oder wünschen Sie sich noch mehr? Und wie kann man durch solche Events auch ein jüngeres Publikum heranlocken?
Es gibt im Sportbereich viele Events, die auch ein jüngeres Publikum anzieht. Aber wir haben nicht so viele Unterkünfte für ein jüngeres Publikum. Junge Menschen können sich häufig kein Zimmer im den Fünf-Sterne-Häusern leisten. Uns fehlen also ein paar lässigere und günstigere Hotels. Aber Kitesurfer, Biker, Läufer Surfer und Segler haben wir einige hier oben. Unsere DNA ist der Sport und die Berge. Aber es gibt viele die auch lieber auf Ibiza oder Mykonos Party machen.
Seit einigen Jahren setzt man vermehrt auf Kunstaktionen und Ausstellungen. Wie sehen Sie diesen Trend?
Wir haben eine grosse Galleriendichte im Engadin. Diese bieten das ganze Jahr tolle Ausstellung an. Besonders Vito Schnabel organisiert seit einiger Zeit grossartige Anlässe. Er bringt wirklich hochkarätige Leute nach St. Moritz. Von diesem Trend können wir Hotelires nur profitieren.

Wo gehen Sie im Engadin gerne essen?
Der Country Club ist momentan sicherlich das Highlight. Im Dorf gibt es das kleine Restaurant «Dal Mulin». Hier bekommen Sie tolle Weinen und hervorragendes Essen. Aber ich mag auch Klassiker wie das Restorant Lej da Staz am Stazersee. Hier merkt man, dass ein Vollprofi am Werk ist Grossartig finde ich auch die neue Reto Mathis Location – im „CheCha Club“ in der Chesa Chanarella. Das wird ein lässiger Ort ob am Abend, zum Apres Ski oder mit dem Bike. Aber mich erfreut auch einfach ein guter Wurstsalat in einer Berghütte. Sie sehen es gibt genug Auswahl und für jeden etwas!
Was ist Ihr Lieblingsplatz im Engadin?
Mein Lieblingsort ist unsere kleine Alphütte in Val di Campo. Und mit dem Bike fahre ich gerne den Padella Trail. Abends gegen sieben Uhr, wenn die Sonne ganz langsam hinter den Bergen versinkt und alles ganz ruhig ist, dann ist es dort einfach traumhaft.
Gefällt Ihnen der Sommer oder der Winter besser?
Beides, aber meine Lieblingsjahreszeit hier ist der Herbst. Die Farben und die klare, kühle Luft sind einfach einzigartig.

Das Engadin in drei Worten…
Natur, Exklusivität und Erholung.