Über Stock und Stein – Wandertipps in der Schweiz

Text: Franziska Köhl

Chäserrugg: Blumenmeer auf dem Hochplateau
Der Gipfel des mächtigsten der sieben Churfirsten bietet eine einfache Panoramawanderung auf dem Hochplateau Rosenboden, der auch für unerfahrene Wanderer absolut geeignet ist. Der Panoramarundweg bietet eine einzigartige 360-Grad-Rundumsicht, während der Blumenweg die seltenen und bekannten Alpenblumen, Gräser und Kräuter der Hochebene beschreibt. Hier finden sich unter anderem die letzten, ursprünglich vorhandenen Enziane des Alpenraumes. Mit etwas Glück trifft man zudem auf das grosse Steinbockrudel, welches dem Chäserrugg regelmässig einen Besuch abstattet.

Region: St. Gallen
Ausgangspunkt: Bergstation Chäserrugg
Stecke: 3 Kilometer
Dauer: je nach Route 45–90 Minuten
Aufstieg: 60 Höhenmeter
Abstieg: 60 Höhenmeter
Schwierigkeitsgrad: einer von drei Stiefeln
Highlights: echter Enzian in freier Wildbahn
Tipps: Lohnt sich erst wirklich ab Mitte/Ende Juni, wenn die Blumen und Kräuter in der Blüte stehen

Caumasee & Crestasee. Zwei türkis- und azurblaue Juwelen
Auch als «Karibik der Alpen» bezeichnet liegt der Caumasee idyllisch eingebettet im Herzen des Flimserwalds. Der «See der Mittagsruhe», wie der Name aus dem Rätoromanischen übersetzt heisst, bietet auch im Hochsommer mit seinen in der Regel zwischen 17 und 24 Grad eine perfekte Abkühlung. Zum See hinab führt eine Standseilbahn, mit der man sich ein paar Höhenmeter spart und dann relativ eben gehen kann. Die Seeumrundung zu Fuss dauert ungefähr eine dreiviertel Stunde. Eine Stunde Fussmarsch auf dem nicht immer optimal gekennzeichneten Wanderweg entfernt und auch nur per pedes oder mit dem Bike erreichbar, liegt im Wald versteckt der Crestasee mit seinem ebenfalls kristallklaren Wasser. Unterwegs lohnt sich ein Abstecher zur Aussichtsplattform «Il Spir», die den Blick auf die beeindruckende Rheinschlucht freigibt. Zurück geht es durch den Wald, am Caumasee vorbei bis zum Parkplatz Flims-Waldhaus.

Region: Graubünden
Ausgangspunkt: Parkplatz Flims-Waldhaus
Stecke: 14 Kilometer
Dauer: ca. 4½ Stunden
Aufstieg: 450 Höhenmeter
Abstieg: 450 Höhenmeter
Schwierigkeitsgrad: einer von drei Stiefeln
Highlights: Aussichtsplattform «Il Spir» auf die Rheinschlucht, tolle Bademöglichkeiten
Tipp: nicht nur als Sommer-Badeziel, sondern auch für eine Winterwanderung geeignet

Gratwanderweg Stoos: Auf schmalem Grat
Verschneite Berggipfel und tiefblaue Seen, so weit das Auge reicht! Die Gratwanderung zwischen dem Klingenstock und dem Fronalpstock zählt zu den schönsten der Schweiz und bietet eine atemberaubende Aussicht auf unzählige Gipfel und diverse Gewässer wie den Vierwaldstättersee. Wer es eher gemütlich angehen will, nimmt von Stoos die Sesselbahn zum Klingenstock. Für die Aktiven stehen natürlich Wanderwege zur Verfügung (zusätzlich ca. 11/2 Stunden und 550 Höhenmeter im Aufstieg einplanen). Der Weg setzt Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraus, bewegt man sich doch direkt am Kamm des Berges auf einem relativ schmalen Pfad. Er führt via Rot Turm Richtung Nollen, an der Alphütte Furggeli vorbei und mit einem letzten, kurzen, aber knackigen Aufstieg zum Fronalpstockgipfel, auf dem der Wanderer bei einem kühlen Bierchen im Restaurant die grandiose Aussicht nochmals auf sich wirken lassen kann. Zurück nach Stoss geht es entweder mit der Sesselbahn vom Fronalpstock oder zu Fuss über Mettlen (zusätzlich ca. 11/2 Stunden einplanen).

Region: Schwyz
Ausgangspunkt: Stoos (über die Standseilbahn Schwyz/Schlattli–Stoos oder die Luftseilbahn Morschach–Stoos erreichbar)
Stecke: Kurzversion 4 Kilometer (Langversion 12.8 Kilometer)
Dauer: 2 Stunden (5½ Stunden)
Aufstieg: 380 Höhenmeter (1028 Höhenmeter)
Abstieg: 400 Höhenmeter (1030 Höhenmeter)
Schwierigkeitsgrad: zwei von drei Stiefeln
Highlights: ständige Panorama-Rundumsicht, tolle Bergseen aus der Vogelperspektive
Tipp: Für die Gratwanderung ist Schwindelfreiheit unabdingbar, dafür entschädigt ein grandioses Panorama. Gipfelschnaps für den Fronalpstock mitnehmen!

Walensee: Mediterranes Bergsee-Flair
Diese leichte Wanderung ist für jeden geeignet, der einigermassen trittsicher ist und gerne am Wasser mit Blick auf die Bergwelt unterwegs sein möchte. Startpunkt der Tour ist der Parkplatz Weesen See. Zunächst folgt man der Hauptstrasse am See entlang bis zum Weiler Fli. Von hier führt ein Strässchen, das teilweise sehr spektakulär in den Felsen gehauen ist, nach Betlis. Die Burgruine Stralegg bietet einen schönen Rundumblick auf den See und die grünen Wiesen. Nach ca. 20 Minuten gelangt man zu den Seerenbachfällen – übrigens die dritthöchsten Wasserfälle der Schweiz. Der zunächst breite und gut ausgebaute Weg wird ab hier deutlich steiler und steiniger, ist aber mit Halteseilen gut gesichert. Vorbei an kleinen Almen geht es weiter bergab zum autofreien Weiler Quinten. Das milde Mikroklima unter den steilen Wänden der Churfirsten lässt hier Feigen, Zitronen und Wein reifen, und man fühlt sich fast wie am Mittelmeer. Zurück nach Weesen geht es mit dem Schiff, das im Sommer viermal täglich fährt.

Region: St. Gallen/Glarus
Ausgangspunkt: Parkplatz Weesen See
Stecke: 10,2 Kilometer
Dauer: 31/4 Stunden
Aufstieg: 503 Höhenmeter
Abstieg: 523 Höhenmeter
Schwierigkeitsgrad: einer von drei Stiefel
Highlights: Burgruine Stralegg, Seerenbachfälle, tolle Badestellen in Quinten
Tipp: Ein Blick in die kleinen Verkaufsstände der lokalen Produzenten, die sich unterwegs und auch in Quinten finden, lohnt sich.

Seealpsee und Äscher: Versteckte Idylle
Landschaftlich äusserst spektakulär und durchaus anspruchsvoll ist die Bergwanderung von Wasserauen via Seealpsee und Äscher hinauf zur Ebenalp. Die Kulisse ist geprägt vom Wechsel der mittelländischen Hügellandschaft zur von Felsen dominierten Alpenwelt mit steilen Tälern und hohen Gipfeln. Nach einem ersten Aufstieg vom Parkplatz in Wasserauen durch das Waldgebiet erreicht man den malerischen Seealpsee, hinter dem sich der mächtige Säntis präsentiert. Hier bieten sich eine kurze Rast oder ein Badestopp an, um Kraft für den weiteren Aufstieg zu sammeln. Weiter geht es steil über Treppen zum Bergrestaurant oben im Äscher. Die Beiz wurde in beeindruckend waghalsiger Bauweise direkt an den Fuss eines gut 100 Meter hohen, senkrechten Felsbandes gebaut – und ist deshalb beliebtes Fotomotiv in diversen Reiseführern. Zielort ist die Seilbahnstation Ebenalp, von der es mit einer Gondel zurück nach Wasserauen geht.

Region: Appenzell Innerrhoden
Ausgangspunkt: Wasserauen
Stecke: 7 Kilometer
Dauer: 4 Stunden
Aufstieg: 886 Höhenmeter
Abstieg: 165 Höhenmeter
Schwierigkeitsgrad: zwei von drei Stiefeln
Highlights: traditionelle Menüs im Restaurant Äscher, unterwegs gibt es an mehreren Stellen die Möglichkeit, lokale Produkte wie Käse zu kaufen.
Tipp: Genügend zu trinken einpacken! Vom Seealpsee zum Äscher gibt es keine Brunnen, und der Aufstieg ist wirklich anstrengend

Braunwald: Bergluftpanorama
Ein Bergsee, eine beeindruckende alpine Landschaft, kulinarische Highlights und viele Blumen am Wegesrand hat diese technisch relativ einfache Panorama-Rundwanderung zu bieten. Ins autofreie Braunwald gelangt man von Linthal aus mit der Zahnradbahn. Vom Grotzenbüel führt ein leicht ansteigender Weg über Bergwiesen, vorbei an entspannten Kühen zum Kneugrat, bei dem sich eine erste kurze Rast im Anblick der Glarner Alpen empfiehlt. Weiter geht es über den Seblengrat zum Gumen, dem höchsten Punkt der Wanderung, der auch Ausgangspunkt für diverse Klettersteige ist. Talabwärts führt der Weg teilweise durch Geröll, immer den schroffen Bergflanken entlang über Ortstockhaus zurück zum Grotzenbüel.

Region: Glarus
Ausgangspunkt: Bergstation Grotzenbüel, Braunwald
Stecke: 8.9 Kilometer
Dauer: 3½ Stunden
Aufstieg: 412 Höhenmeter
Abstieg: 412 Höhenmeter
Schwierigkeitsgrad: zwei von drei Stiefeln
Highlights: idyllische offene Feuerstellen, die zum Grillieren und Verweilen einladen
Tipps: Ein Dorfspaziergang durch Braunwald lohnt sich! Unbedingt den lokalen Käse probieren.

Verzascatal: Dem smaragdgrünen Wasser entlang
Bekannt vor allem durch die Badegumpen und Tauchspots bei Lavertezzo besticht das Verzascatal ab dem ersten Augenblick durch das atemberaubende Grün des Flusses. Eine gemütliche, gut gekennzeichnete Wanderroute führt immer der Verzasca entlang durch traditionelle Tessiner Bergdörfer, die sich malerisch in die Landschaft einfügen. Von Sonogno verläuft der Weg über Gerra und Ponte Romano, im Blick immer die gewaltige Bergkulisse, die das Tal einrahmt. Unzählige Wasserfälle, bewohnte wie lange unbewohnte, dafür nicht weniger verträumt daliegende Verzasca-Häuser aus grauem Stein – auch Rustici genannt – sowie Kapellen und Marienaltäre säumen den Weg. Spätestens in Lavertezzo lockt ein Bad im kalten Bergfluss im Anblick der filigranen Bogenbrücke Ponte die Salti sowie die traditionelle Tessiner Küche in einem der Grotti.

Region: Tessin
Ausgangspunkt: von Tenero aus mit dem Postauto bis Sonogno
Stecke: 14.5 Kilometer
Dauer: 41/4 Stunden
Aufstieg: 300 Höhenmeter
Abstieg: 661 Höhenmeter
Schwierigkeitsgrad: einer von drei Stiefeln
Highlights: Badegumpen bei Lavertezzo, rustikale Grotti und verträumte Rustici
Tipp: früh losgehen, um dem Ansturm in Lavertezzo zu entkommen