Das Ende der verstaubten Grandhotels

Es tut sich was in der eidgenössischen Luxushotellerie

Der Schweizer Tourismus befindet sich in einer Krise. Die Aufhebung der Euro-Untergrenze im Januar 2015 durch die Schweizer Nationalbank setzte die Hotelbranche den Schwankungen der Geldpolitik aus. Reaktionen liessen nicht lange auf sich warten: Die Gäste aus der Eurozone blieben der Schweiz spürbar fern und speziell die Bergregionen und das Tessin litten unter starken Einbussen. Die klassischen Ferienregionen verloren Touristen, einzig die urbanen Gebiete verzeichnen noch schwarze Zahlen.

Text: Yvonne Beck

Der starke Franken schwächt den Schweizer Tourismus

Es wäre jedoch zu einfach den schwarzen Peter alleine dem starken Franken zu zuschieben. Gründe für den Negativsog in der Hotellerie sind nicht allein die Währungsturbulenzen. Zu lange hat die Branche sich auf ihren goldenen Lorbeeren ausgeruht und sich damit begnügt, ein wenig den Trends nachzueifern oder ein bisschen die Hotelarchitektur aufzumöbeln. Zudem wirkte vieles eher gewollt als gekonnt und reichlich unmotiviert. Somit ist es kein Wunder, dass seit einiger Zeit Katerstimmung herrscht. Verstaubte Grandhotels treffen einfach nicht mehr den Nerv der Zeit und alte Stammgäste sterben langsam weg. Nun suchen die Häuser nach Rezepten, um sich aus den schlechten Zahlen herauszuarbeiten – allen voran die Luxushotellerie. Mit neuen Konzepten, grossen Investitionen und Mut zu Innovationen stellen sich die Schweizer Luxusunterkünfte den neuen Herausforderungen und verbuchen nach einigen äusserst schwierigen Jahren wieder steigende Übernachtungszahlen.

So wurde das Waldhaus Flims Alpine Grand Hotel & Spa für 40 Millionen Franken renoviert und technisch auf den neusten Stand gebracht – ohne dabei den historischen Charakter der Belle Epoque-Grandezza zu verdrängen. Nach nur sechseinhalb Wochen Umbauzeit und Dank einer zweistelligen Investitionssumme erstrahlt auch das Zürcher Hotel Storchen in frischem Glanz. Hier wurden nicht nur die Räumlichkeiten saniert und auf den neusten Stand gebracht; es wurde ein gänzlich modernes Gestaltungskonzept und Serviceoptimierung geschaffen. Als Belohnung ziert nun der fünfte Stern das geschichtsträchtige Haus. Zudem versucht man sich durch Yoga-Sessions auf der hoteleigenen Dachterrasse einem neuen Publikum zu öffnen.

Das Widder Hotel lockt mit seinem neuen Food Konzept ein jüngeres Publikum an.

Vielen Luxushäusern fehlt jedoch eine Strategie für die Ansprache der Generation Y. Junge Kunden in die Häuser zu holen ist jedoch wichtig, um künftiges Wachstum zu sichern. Das Widder Hotel in Zürich macht es vor: Mit seinem neuen Bar- und Kitchen-Konzept sowie Social Tables spricht es ein deutlich jüngeres bzw. junggebliebenes Publikum als in den vergangenen Jahren an. Schon mit der Widder Garage – einer provisorischen Bar, die schnell zur In-Location wurde – zeigte das Hotel, dass Mut zu Neuem sich auszahlt. Immer mehr Schweizer Luxushotels versuchen durch innovative Konzepte ihr abgehobenes Image abzustreifen. Sie wollen vermitteln, dass auch der gute Mittelstand sich einen kurzen Aufenthalt in einem Luxushotel leisten kann.

Das neu eröffnete Bürgenstock – Die Zukunft der Luxushotellerie?

In der Top-Luxushotellerie ist entscheidend, dass finanziell starke Eigentümer die Hotels mit Visionen und neuen Ideen stets weiterentwickeln und sowohl in Bezug auf Technologie als auch Innendesign auf dem neusten Stand halten. Scheinbar hat man dies in der Schweiz nun endlich begriffen und so darf man auf die weitere Entwicklung mehr als gespannt sein. Die Neueröffnungen und Hotelbau-Projekte lassen zumindest positiv in die Zukunft blicken: Das Innerschweizer Luxushotel und Residenzenresort Bürgenstock öffnet am 28. August 2017 seine Tore. In das Resort hoch über dem Vierwaldstätter See wurden 480 Millionen Franken investiert. Nicht weniger aufsehenerregend wird das Giardino Resort in Grindelwald, welches Ende des Jahres seine Pforten öffnet.