Kolumbus taufte das Land im Jahre 1509 Costa Rica – reiche Küste, denn er vermutete ein grosses Goldvorkommen. Der grosse Seefahrer irrte, denn der wahre Reichtum des Landes besteht seit jeher in seiner Natur, der Artenvielfalt und seinen Menschen.
In Bezug auf die Artenvielfalt pro 10.000 Quadratkilometer liegt Costa Rica weltweit auf Platz 1. Es ist das Eldorado für Naturliebhaber. Mehr als 500.000 Spezies wurden bisher registriert, ganz zu schweigen von den über 900 verschiedenen Vogelarten, die den Dschungel in ein einziges Pfeifkonzert verwandeln. Die üppigen Urwälder Costa Ricas sind Heimat für verspielte Affen, träge Faultiere, Krokodile, unzählige Eidechsen, bunte Frösche und jede Menge exotische Vögel, Insekten und Schmetterlinge. Vom Aussterben bedrohte Seeschildkröten nisten an den Küsten und unzugängliche Nebelwälder dienen als Schutz für scheue Raubkatzen. In Sachen Naturschutz zeigt sich Costa Rica aufgeklärt: Mehr als 26 Prozent des Landes werden der Wildnis überlassen.
Pura Vida zwischen zwei Ozeanen
Costa Rica, nur etwas grösser als die Schweiz, liegt auf der zentralamerikanischen Landbrücke zwischen Nicaragua und Panama. Mit rund 51.000 Quadratkilometern ist es der drittkleinste Staat in Zentralamerika. An der schmalsten Stelle trennen gerade einmal 320 Kilometer das karibische Meer im Osten vom Pazifischen Ozean im Westen. Trotz seiner geringen Grösse ist das Land so spannend wie ein ganzer Kontinent. Spektakuläre Landschaften und exotische Tiere, endlose Traumstrände mit meterhohen Wellen – Adrenalin pur, nicht nur für die Surfer am Pazifik.
Wir begeben uns auf unserer Tour an die Nordwestküste des Landes nach Guanacaste. Mit einer Gesamtfläche von 9.529 Quadratkilometern und über 700 Kilometern Küste umfasst diese Region die Pazifikküste Costa Ricas von der Grenze zu Nicaragua bis zur Mündung des Rio Bongo auf der Halbinsel von Nicoya. Entlang der Küste liegen zahlreiche, von den warmen Wassern des Pazifischen Ozeans umspülte paradiesische Strände, an denen Badeträume wahr werden – weisser, feiner Sand an einem Meer, das in tausend Blautönen schimmert.
Einer der schönsten Strände ist die Playa Samara. Von hier aus ist am Horizont die Insel Chora zu sehen, und wenn man ganz genau hinschaut, erkennt man sogar prächtige Korallenriffe im Meer. Gäste und Einheimische vergnügen sich hier mit Yoga, Bootstouren und Reitausflügen. Aber auch die drei Kilometer lange Playa Nosara begeistert durch ihren hellen Sand und ihren starken Wellengang. Hier hat sich der Schweizer Auswanderer Martin Knecht seinen Traum von einer eigenen Lodge erfüllt. Seine Lagarta Lodge verfügt über die maximal erreichbare Auszeichnung von fünf Blättern des CST-Zertifikats, welches an touristische Unternehmen vergeben wird, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben haben. Zu den Kriterien gehören u.a. aktiver Umweltschutz, Abfallrecycling und die Berücksichtigung regionaler Produkte in Bio-Qualität. Für den gebürtigen Schweizer stehen vor allem Nachhaltigkeit, soziales Engagement und die Kulturförderung des Landes im Vordergrund seines Schaffens.
Die Provinz Guanacaste ist vor allem bekannt für ihre Musik, die populärste Form der Volkskunst. Als Ergänzung zur Musik haben sich jedoch auch typische guanacastekische Tänze über die Zeit hinweg erhalten – überliefert durch mündliche Tradition. Sie sind eine der authentischsten Darstellungen des sozialen und kulturellen Lebens in der Region und zeigen den bedeutenden Einfluss des spanisch-andalusischen Zapateado. Martin Knecht weiss, warum er sich in Costa Rica niedergelassen hat. Das Land bietet besonders wohltuende «Wellness Pura Vida» für Körper und Geist. Es ist die ideale Kombination aus authentischen Erlebnissen, die mit allen Sinnen zu spüren sind: Natur, Wohlbefinden, Gastronomie, Abenteuer, Strand und Kultur.
Das ist die perfekte Welle
Costa Rica hat sich weltweit zu einer der Lieblingsdestinationen für Surfer entwickelt – nicht zuletzt aufgrund der privilegierten Lage zwischen zwei Ozeanen und der Vielfalt der Möglichkeiten für alle Leistungsklassen. Es gibt vier unterschiedliche Zonen, sodass Surfer das ganze Jahr über auf ihre Kosten kommen: die Karibik, die Nordpazifikküste sowie der zentrale und der südliche Pazifik. Beliebte Surf-Gebiete am Pazifik finden sich zwischen Roca Bruja im Norden und Malpaís auf der Nicoya-Halbinsel sowie zwischen Dominical und Pavones im Süden des Landes. Die Karibikküste lockt die Surfer vor allem zwischen Dezember und März mit etwas sanfteren Wellen. Doch gerade die Nordpazifikküste der Region Guanacaste gilt als einer der besten Surfspots des Landes.
Fast das ganze Jahr hindurch besticht diese Gegend mit hervorragenden Bedingungen fürs Wellenreiten. Rafael ist einer der besten Surfer in der Gegend, er erklärt uns, dass man am besten zwischen Ebbe und Flut oder bei der Flut aufs Wasser geht. «Bei Ebbe brechen die Wellen in sich zusammen, dann wird es schwierig zu surfen.» Rafael stammt ursprünglich von der Karibikküste des Landes, aber erst an der wilden Pazifikküste packte ihn das Surf-Fieber. Heute ist er nahezu jeden Tag auf dem Wasser, denn «das Surfen ist eine ewige Liebe, eine Leidenschaft, die einen packt und nie mehr loslässt.» Er versucht uns zu erklären, wie man die Wellen liest. «Baut die Welle einen Tunnel, fährt man in die Welle hinein – entsteht keiner, muss man versuchen, auf dem Scheitelpunkt entlangzugleiten.» Als Surfer ist man immer auf der Suche nach der perfekten Welle und in Costa Rica gibt es einige davon, deshalb liebt er das Land so sehr, aber auch wegen seiner Menschen.
Um alle Strände des Landes zu besuchen, bräuchte man Wochen. Ein jeder hat sein eigenes Flair, aber gerade die kilometerlangen oft unberührten Sandstrände an der Pazifikküste sind einfach atemberaubend schön. Doch Costa Rica hat sich der Vielseitigkeit verschriebenund so kommen sowohl Ruhesuchende als auch passionierte Wassersportler voll auf ihre Kosten. An einem einsamen Strand dem Rauschen des Meeres lauschen? Sich vom tobenden Beach-Life mitreissen lassen? Oder nach der perfekten Welle jagen? An Costa Ricas Pazifikküste ist alles möglich!
Auf ein langes und glückliches Leben
Die Wellen des Pazifiks treffen Costa Rica zuerst in einer seiner abgelegensten Regionen, in Guanacaste. Ja, man könnte denken, dies sei das Paradies. Die Landschaft ist geprägt von einem immerwährenden Grün und einem tropischen Klima. Die Menschen sind authentisch, warmherzig und zufrieden – Glücksforscher listen das Land unter die Top 5 «der glücklichsten Länder der Erde». Doch es ist nicht nur die Zufriedenheit, die hier gedeiht – die Halbinsel Nicoya ist einer dieser Flecken auf der Welt, wo die Menschen auch vital alt werden. Hier befindet sich eine der fünf «blauen Zonen» weltweit. Die anderen liegen auf Sardinien (Italien), in Okinawa (Japan), Loma Linda (USA) und Ikaria (Griechenland).
Als blaue Zone bezeichnet man Landstriche, die von bestimmten Faktoren geprägt sind, welche die Bewohner gemein haben. Wie zum Beispiel Langlebigkeit sowie körperliche und geistige Fitness. Und so gibt es hier auf Nicoya überdurchschnittlich viele Bewohner, die über 90 oder 100 Jahre alt sind. Diesen hohen Anteil haben die Ticos – wie die Einwohner Costa Ricas umgangssprachlich genannt werden – wohl ihrer ursprünglichen und traditionellen Lebensweise zu verdanken. Zu dieser gehört die zwar einfache, aber gute Ernährung und ausreichende körperliche Bewegung an der frischen Luft. Auf der Halbinsel treffen wir den 88-jährigen Jose. Täglich geht er seinen 93-jährigen Freund Alfonso besuchen. Dann diskutieren sie über die Wirtschaft des Landes, denn beide engagieren sich seit ihrer Pensionierung in der Lokalpolitik. «Man muss sich bewegen, geistig und körperlich, nur so bleibt man fit. Wie langweilig wäre es, nur zu Hause zu sitzen? Da hätte ich ja den ganzen Tag meine Frau um mich herum», erklärt er uns mit einem verschmitzten Lächeln und fügt hinzu: «Ich bin einfach zufrieden mit dem, was wir haben.» Ja, was alle eint, ist die Zufriedenheit mit dem, was man hat. Die Ticos haben bescheidene Erwartungen und freuen sich über jeden neuen Tag, der ihnen beschert wird. Und sie geniessen das Leben.
Die Einwohner Costa Ricas sind liberal und friedliebend. Es ist der einzige Staat auf dieser Welt ohne nationale Armee. Sie wurde vor 70 Jahren abgeschafft. Neid scheint ihnen fremd zu sein. Ihr Glück lässt sich nicht an Besitz und materiellen Gütern messen, sondern am sozialen Sicherungssystem – einem Netz der sozialen Unterstützung, welches glücklicher macht als Privateigentum. Viele Ticos gewinnen selbst Problemen noch etwas Positives ab. Und dieses positive Denken finden sie in der Gemeinschaft, im Zusammenhalt der Familie. Nicht auf die Lösung der grossen Probleme zu warten, sondern sein Glück in der Gemeinschaft zu suchen, vielleicht ist das das Tor zum Jungbrunnen.
Die Bewohner des Meeres
Aber auch andere Bewohner Costa Ricas werden sehr alt – die Meeresschildkröten. Es gibt keine Vorhersage für ihre Ankunft an den Stränden der Pazifik- und der Karibikküste. Aber nach einem Jahr auf See strömen sie zu Hunderten über mehrere Tage an Land, um ihre Eier abzulegen. Einer der bekanntesten Eiablageplätze ist der Strand in Tortuguero an der Karibikküste, aber auch im südlichen Nordwesten Costa Ricas am Strand von Ostional lässt sich dieses Naturphänomen beobachten.
Es ist eine klare, mondlose Nacht, als wir uns versammeln. Ich weiss nicht, wie ich etwas in der Schwärze der Nacht sehen soll, aber die Augen unseres Guides Tomas scheinen die Dunkelheit zu durchdringen. Wir sind zu so später Stunde an den Strand gekommen, um das Nisten der Meeresschildkröten zu beobachten. Costa Rica gilt als einer der wichtigsten Nistplätze in der Karibik. Plötzlich bleibt unser Führer stehen, weist auf zwei tiefe Furchen im Sand – ein untrügliches Zeichen der Anwesenheit einer Schildkröte. Von nun an heisst es, sich absolut ruhig zu verhalten, denn die Weibchen können durch das kleinste Geräusch oder Licht erschreckt werden. Tomas versammelt uns langsam um einen Sandkrater: Im Inneren liegt ein grosses Wesen – eine Oliv-Bastardschildkröte. Wir hören, wie sie mühsam den Sand für die Eiablage beiseite schaufelt.
Tomas erklärt uns, dass in Ostional geborene Schildkröten-Weibchen auf ihren langen Meeresreisen, die bis nach Baja California im Norden und den Galapagos-Inseln im Süden reichen, immer wieder nach Ostional zurückkehren, um hier den Weg für eine neue Generation zu bereiten. Die Überlebensrate der Jungtiere sei allerdings gering. Nur eins von 5.000 Tieren wird es vorbei an Vögeln, Krabben, Haien, Algen und der menschlichen Verschmutzung bis ins Erwachsenenalter schaffen. 80 bis 120 golfballähnliche Eier legt jede Schildkröte in ihr Nest. Am Ende bedeckt sie die Stelle mit Sand und macht sich langsam wieder auf in Richtung Meer. Unsere Anwesenheit scheint sie gar nicht registriert zu haben. Inzwischen fängt es an zu dämmern und ich erkenne weitere Tiere, die sich langsam den Strand hinaufarbeiten – eine stille, zielgerichtete Armada von Meeresschildkröten. Jedes Jahr spielt sich an diesem Strand das gleiche faszinierende Schauspiel ab: Es fängt langsam an, ein paar Meeresschildkröten kommen eines Nachts an Land, um ihre Eier abzulegen, und plötzlich sind es binnen weniger Wochen bis zu 350.000 Tiere. In manchen Phasen sind bis zu 1.000 Schildkröten gleichzeitig am Strand! Wissenschaftler vermuten, dass ein bestimmter Luftdruck und eine bestimmte Mondphase den Drang zur Eiablage auslösen. Von September und Oktober sind die sogenannten «arribadas» – so nennt die Ankunft hunderter Schildkröten am Strand – am häufigsten und am grössten. Es ist schwer zu wissen, warum so viele auf einmal an Land gehen, aber sie machen es seit 190 Millionen Jahren. Und es ist stets ein magisches Naturerlebnis, welches jeden Beobachter in den Bann zieht.
Costa Rica gilt als Primus in Sachen nachhaltigen Tourismus und lockt Naturliebhaber und Abenteurer aus der ganzen Welt. So können Besucher zum Beispiel entlang zahlreicher Zip-Lines durch den Regenwald schweben und die einzigartige Natur und Artenvielfalt aus einer anderen Perspektive hautnah erleben. Aber auch beim Rafting, Kayaking, SUP, Surfen, Tauchen, Schnorcheln, über Hängebrücken laufen, Canyoning sowie Birdwatching oder Wandern taucht man in eines der schönsten Naturparadiese ein. Costa Rica ist alles ausser langweilig! Kleines Land mit grosser Vielfalt und das 365 Tage im Jahr. Costa Rica: ein lebensfrohes Ganzjahresreiseziel.
Weiterer Informationen unter: www.visitcostarica.com