Kilometerlange weisse Sandstrände, Hunderte von tropischen Inseln, bunte Korallengärten und ein leuchtend blaues Meer – Queensland hat viel zu bieten. Dazu hält der «Sunshine State», was sein Name verspricht. Kurz: Er ist das australische Ferienparadies schlechthin.
Text: Yvonne Beck
«Warm, freundlich und vor allem gross» – so preisen die Queensländer begeistert ihre Heimat. Kein Wunder, gehören doch zu Queensland das grösste Korallenriff und die grösste Sandinsel der Welt. Auf Queensland wachsen die einzigen tropischen Regenwälder Australiens und im Landesinneren lockt die raue Schönheit des nahezu menschenleeren Outbacks. Queensland ist nicht nur ein Ferienparadies – es ist Australien im Kleinformat! Kleinformat sollte man jedoch nicht allzu wörtlich nehmen, denn mit seinen 1,73 Millionen Quadratkilometern beansprucht der Staat 22,5 Prozent Australiens. Annähernd fünfmal so gross wie Deutschland nimmt er die gesamte Nordoststrecke des fünften Kontinents ein. Zudem besitzt Queensland auch die grösste Vielfalt von Lebensräumen in Australien. Über 400 Nationalparks und andere Schutzgebiete bewahren das Naturerbe des Bundesstaates – darunter allein fünf der elf grossen World Heritage Areas Australiens. Auch die berühmte Pazifikküste zwischen Brisbane und Cairns hält einige Leckerbissen bereit – allen voran Australiens «Nature Coast». Sie bietet auf einer Länge von mehr als 200 Kilometern Traumstrände und zählt insgesamt 47 Staats- und Nationalparks sowie zwei UNESCO Weltnaturerbestätten. Eine dieser «World Heritage» gelisteten Regionen ist Fraser Island – mit 123 Kilometern Länge die grösste Sandinsel der Welt und der einzige Ort, wo die komplette Vegetation auf Sand wächst – auch Regenwald!
«Je öfter du fragst, wie weit du zu gehen hast, desto länger scheint die Reise.»

Nichts als Sand
Wer zum ersten Mal nach Fraser Island reist, erwartetet bei der Sandinsel eine Art «Sahara im Wasser», mit vielen Dünen oder eine vergleichsweise flache Sandbank. Also: nichts als Sand… Das klingt etwas monoton, doch tatsächlich ist die Lebensraumvielfalt der Insel enorm, denn die Mehrzahl der bis 240 Meter hohen Dünen ist dicht bewachsen. Ja, Fraser Island überrascht durch ihr sattes Grün. Und wenn man über die Insel fliegt, fällt insbesondere im Norden der faszinierende Regenwald ins Auge. Das Inselinnere ist ein atemberaubendes Naturparadies mit wildromantischen Bachläufen. Dichte Mangrovenwälder wechseln sich mit geheimnisvollen Sümpfen und farbenprächtigen Wildblumenebenen ab. Fraser Island besitzt bis zu 244 Meter hohe, windgepeitschte Dünen und endlose Wälder mit Farnen und riesigen Bäumen. Die Insel war früher ein willkommener Holzlieferant. Die wasserabweisenden Satinay-Pinien wurden u.a. beim Bau des Suez-Kanals verwendet. Seit 1991 werden keine Bäume mehr gefällt und aus den Wäldern wird ein immer interessanter werdender Urwald. Der grösste Teil der Insel ist von Gräsern, Sträuchern und Eukalyptusbäumen bewachsen. Prähistorische Palmen und riesiger Kauri-Fichten bilden den Insel-Regenwald.

Der Regenwald und seine Bewohner
Regenwälder ziehen sich im Flickenteppich-Muster die gesamte Ostküste Australiens bis nach Tasmanien hinunter. In ihnen gedeihen Hunderte verschiedene Baumarten sowie markante Baumfarne und Palmen. Farne, Moose und Flechten verleihen dem Wald ein mystisches Umfeld. Manchmal hat man das Gefühl durch den «Jurassic Park» zu wandern und erwartet an der nächsten Ecke ein Gruppe Raptoren. Es ist jedoch ungefährlich auch auf eigne Faust durch die Wälder zu streifen, allerdings sollte man die angelegten Wege nicht verlassen, denn im Unterholz können durchaus einige giftige Nesselpflanzen und Spinnen lauern. Wir machten jedoch nur Bekanntschaft mit der «Wait-a-While» Liane. Der Kontakt mit dieser hakenbestückten Pflanze lässt sich fast nicht vermeiden. Früher oder später wird ein jeder an diese Kletterpflanze hängenbleibe. Ihr Name «Wait-a-While» (Warte eine Weile) deutet bereits auf das Rezept gegen Verletzungen durch die Pflanze hin. Man muss abwarten und die Häckchen vorsichtig aus der Kleidung lösen, ehe man weitergeht.Sonst zerreist sie wohlmöglich den Stoff, Abstand halten sollte man auch von dem meterhohen Brennesselbaum «Stinging Tree», der an den Rändern der Urwälder beheimatet ist. Mit seinen herzförmigen Blättern erinnert er an eine harmlose Linde, doch auf ihnen sitzen zahlreiche Brennhaare, die bei Berührung eine Flüssigkeit in die Haut einspritzen. Schlimmstenfalls können die Verletzungen tödlich sein, die Entzündungen und Schmerzen halten in jedem Fall wochenlang an. Ansonsten ist ein Ausflug in den Regenwald jedoch ein beeindruckendes Erlebnis in eine ander Welt.

Klima
Queenslands Klima ist subtropisch, im Norden tropisch.
Die Wassertemperatur am Great Barrier Reef betägt zwischen 25 und 30 Grad und lädt zum Tauchen und Schnorcheln ein. Prinzipiell sind vor allem der Süden und die Mitte Queensland ganzjährige Reiseziele.
Als Hauptsaison gilt der Zeitraum von April bis November.
Der «Lachende Hans» und die stummen Riesen
Die Ostküste Fraser Islandswird von einem über 100 Kilometer langen Sandstrand gebildet, vor dem über 50 Schiffswracks liegen. Und wie kleine blaue Perlen funkeln die über 200 Süsswasserseen der Insel. die drei beliebtesten Badeseen sind Lake Wabby, Lake McKenzie und Lake Garawongera. Besonders attraktiv ist der Lake McKenzie aufgrund seines extrem sauberen, klaren und weichen Süsswassers, seiner idealen Lage und dem strahlendweissen Sand. Er vermitteln ein unvergleichbares «Raffaello-Südsee-Feeling», umgeben von 1000 Jahre alten Bäumen und dem Ruf des Kookaburras.

Der Kookaburra ist ein unüberseh- wie unüberhörbarer charakteristischer Vogel Australiens. Er gehört zur Familie der Eisvögel und stellt deren mit Abstand grössten Vertreter dar. Unverwechselbar ist sein lautes, schepperndes Gelächter, das ihm den deutschen Namen «Lachender Hans» eingetragen hat. Sie leben in den offenen Wäldern, Parks und den Gärten Queenslands. Wetteifern mehrere Tiere miteinander um die Reviergrenze, sorgt dies für ein akustisches Spektakel, das einem nachhaltig in Erinnerung bleibt. Allerdings sind sie auch als vorwitzige Diebe bekannt. So kann es unvorsichtigen Grillierenden passieren, dass er ihnen ihr Fleisch direkt vom Grill klaut.

Eine Legende der australischen Eingeborenen besagt, dass der Lachende Hans von den Göttern auserwählt wurde, die Menschen und Tiere bei Beginn eines Tages zu wecken.
Ein anderer berühmt berüchtigter Bewohner Fraser Islands ist der Dingo. Überall sind Warnschilder und Verhaltensregeln zu lesen, denn sein schlechter Ruf eilt dem Dingo voraus. Im Rudel wagt er sich sogar an Rote Riesenkängurus heran und es soll zuweilen zu Übergriffen auf Menschen gekommen sein. Fraser Island gilt als einer der letzten Rückzugsorte des Dingos, der ursprünglichen Form des australischen Wildhundes – anderen Orts wurde er längst von der Zivilisation verdrängt. Entlang des sandigen Highways am 75 Miles Beach auf Fraser Island kann man ihn jedoch noch relativ häufig erspähen. Doch auch ohne Dingos ist eine Fahrt auf der «sandigsten Autobahn der Welt» eine einmaliges und aufregendes Erlebnis.

Dingos, ein Schiffswrack, weisse Sandstrände und ein Butterfly Lake
An einem der beeindruckendsten Tiererlebnisse in Queensland kann man von August bis Oktober teilhaben. Zu dieser Zeit sind in der Bucht von Hervey Bay regelmässig Buckel- und Pottwale zu sehen. Zwischen 4000 und 5000 dieser beeindruckenden Tiere machen in den seichten Gewässern der Schnabeltier-Bucht, der «Platypus Bay», Zwischenstation auf ihrem Wanderpfad entlang der Ostküste. Zu Recht wird Hervey Bay als «Whale Watching Capital of Australia» bezeichnet. Jedes Jahr ziehen Buckelwale vom südlichen Polarmeer gen Norden in die subtropischen Gewässer vor die Küste Queensland, um sich zu paaren. Gäste können die Tiere dann auf Whale Watching-Touren hautnah erleben (www.tasmanventure.com.au). Bis auf wenige Meter nähern sich die stillen Riesen den Booten, denn sie sind von Natur aus äusserst neugierig. Und wenn sich einer der riesigen Meeresbewohner direkt vor der eigenen Nase aus dem Wasser erhebt, bleibt auch Hartgesottenen für kurze Zeit der Atem stehen – so beeindruckend ist es.

Seit neustem können Besucher in Queensland Buckelwale aus einer völlig neuen Perspektive erleben. Die Tauchschule «Sunreef» (www.sunreef.com.au) in Mooloolaba an der Sunshinecoast sowie das Unternehmen «Hervey Bay Whale Watch» (www.herveybaywhalewatch.com.au) an der Fraser Coast bieten erstmals in Australien die Möglichkeit, mit den Ozean-Riesen zu schwimmen.
Unterwegs auf dem «Paradies»
Autofähren zur Insel verkehren von Inskip Point (12 Kilometer nördlich von Rainbow Beach), Hervey Bay’s Urangan Harbour und dem nahegelegenen Mary River Heads. Die Vielfalt der Insel lässt sich am einfachsten mit einer organisierten Tour besuchen. Ein Netz aus Pisten überzieht die Insel, doch wer sie aber lieber auf eigene Faust erforschen möchte, benötigt ein Allradfahrzeug, eine gute Karte, zwei bis drei Tage Zeit und einige «4WD-Erfahrung».

Faszinierende Sanddünen, Schiffswracks, sowie die farbenprächtigen Sandformationen von Rainbow Gorge, The Pinnacles oder The Cathedrals. Nicht zu vergessen den «Indian Heads» – Frasers schönster Aussichtspunkt. Auch das Flüsschen Eli Creek und das Wrack der Maheno laden zu einem Selfie-Stopp ein. Hier lief im Jahr 1935 an der Ostküste der Insel der ehemalige Luxusliner «S.S. Maheno» während eines Zyklons auf Grund. Zwischen 1905 und 1935 wurde die SS Maheno als Passagierschiff zwischen Neuseeland und Australien eingesetzt. Sie konnte 420 Passagiere befördern. Am 03.Juli 1935 brach das ehemalige «Luxusschiff» zu seiner letzten Fahrt auf, um in Osaka abgewrackt zu werden. Sie wurde von einem kleineren Schiff gezogen. Um den Strömungswiderstand zu verringern, hatte man ihr Schrauben und Ruder ausgebaut, wodurch sie nicht mehr selbst manövrieren konnte. Am 7. Juli gerieten beide Schiffe in einen Sturm wobei das Verbindungsseil riss und die Maheno auf Fraser Island strandete. Versuche, das gestrandete Schiff loszubekommen, scheiterten. In den ersten Jahren wurde die Maheno von den Bewohnern der Insel unter anderem für Hochzeiten und Feste genutzt. Später diente sie der Royal Australian Air Force als Zielobjekt. Heute sind nur noch die oberen Decks des Schiffes sichtbar. Und die alte Dame rostet langsam vor sich hin.

Ein Flug von Europa nach Australien dauert zwischen 19 und 25 Stunden – je nach Route und Zwischenstopps. Die beiden wichtigsten internationalen Flughäfen in Queensland sind Brisbane und Cairns. Singapore Airlines fliegt täglich über Singapur nach Brisbane und 3x wöchentlich auch nach Cairns. Der Flug dauert zwischen 19 und 21 Stunden.
www.Singaporeair.de
In der Sprache der Aborigines heisst Fraser Island «K’gari», was so viel wie «Paradies» bedeutet. Einen passenderen Namen für die grösste Sandinsel der Welt konnte man wirklich nicht finden. Erst ein Schiffsunglück im 19. Jahrhundert führte zur Umbenennung der Insel. Im Jahre 1836 brach ein Schiff unter Kapitän James Fraser von Sydney mit dem Ziel Singapur auf. Am Great Barrier Reef wurde der Rumpf des Schiffes beschädigt und das Schiff sank. Die überlebenden Schiffbrüchigen, darunter Kapitän Fraser und seine Frau Eliza, ruderten zurück Richtung Brisbane. Die Rettungsboote landeten nach etwa einem Monat an der Sandinsel. Während der mehrmonatigen Wartezeit auf Rettung von der Insel, verstarben einige der Schiffsbrüchigen wie auch Kapitän Fraser – Eliza Fraser überlebte jedoch durch die Hilfe der Ureinwohner. Sie wurde später gerettet und erzählte als Jahrmarktsattraktion im Londoner Hyde Park die Geschichte ihres Schiffbruchs. Dabei schmückte sie die Story mit immer wüsteren Details aus und wurde schliesslich in eine Irrenanstalt eingeliefert. Nach Kapitän Fraser erhielt die Insel dann ihren heutigen Namen, obwohl «Paradies» noch passender erscheint.
Der lautlose Tod
Auch wenn überall herrliches Wasser zum Schwimmen lockt, ist hier Vorsicht geboten! Das Baden im Meer kann lebensgefährlich sein. Häufig drohen tückische Strömungen, die Gewässer werden sehr schnell tief und vor der Küste Australiens sind viele Haie anzutreffen. Zudem lebt hier eines der gefährlichsten Tiere Australiens: die Würfelqualle. Sie durchschwebt mit ihrem fussballgrossen Körper, an dem etwa 60 dünne Tentakel von fünf Metern Länge hängen, die Küstengewässer Australiens. Auf den Tentakeln sitzen Millionen von Nesselzellen, die dem Opfer eines der gefährlichsten Gifte injizieren, die bekannt sind. Ein Krebs stirbt meist in Sekundenschnelle, ein Mensch manchmal nach 5 Minute, je nach Intensität der Berührung, doch immer begleitet von höllischen Schmerzen. Eine ausgewachsene Würfelqualle hat genug Gift, um 60 Menschen zu töten! Zwar ist ein Gegengift vorhanden, aber oft ist es nicht schnell genug zur Stelle. Essig verhindert zwar die weitere Entladung von Nesselzellen, er wirkt aber nicht gegen das Gift selbst. Während eines Grossteils des Winters (Mai bis Oktober) ist Baden jedoch absolut sicher. Ansonsten sollten man auf jeden Fall Warnschilder beachten und nur in abgegrenzten Strandgebieten schwimmen.