Ob zauberhafte Küstenorte, urige Vulkangebirge oder kristallklare Seen, Wüsten, die sich bis zum Horizont erstrecken, Weinregionen, die Pinots der Spitzenklasse produzieren, grüne Waldgebiete, tiefe Schluchten oder hippe Städte – in Oregon gilt: Wer die Wahl hat, hat die Qual! Was für ein Luxus!

Nachdem wir vor einigen Jahren die Schlucht Columbia River Gorge, das Willamette Valley, den Crater Lake National Park und einen Teil der Küste Oregons besucht haben, zieht es uns auf diesem Roadtrip in den Osten des Landes. Die raue Schönheit von Eastern Oregon inspirierte schon viele Generationen von Malern, Fotografen und Dichtern. Natur- und Outdoorfreunde lieben vor allem den unberührten und unerschlossenen Charakter des östlichen Teils und auch Geschichtsinteressierte kommen hier voll auf ihre Kosten.

Küstenkind
Die Küste Oregons, oftmals als «Die Küste des Volkes» bezeichnet, hat eine Länge von über 580 Kilometern und ist aufgrund eines Gesetzes von 1967 in ihrer gesamten Länge öffentlich zugänglich.

Die Surferboys von Hood River
Nach der Landung in Portland ist unser erster Stopp gen Osten Hood River. In dem charmanten Ort direkt am Columbia River wimmelt es von Buchläden und Coffee Shops, in denen tätowierte Baristas frischgebrühten Kaffee ausschenken. Zuerst wundern wir uns über die vielen Surferboys, die mit dem Board unterm Arm auf den Strassen unterwegs sind und sich im Ort ein Surf Shop an den nächsten reiht – obwohl das Meer doch 150 Meilen entfernt ist. Auf Nachfrage erklärt man mir, dass thermische Winde über dem Fluss für perfekte Bedingungen zum Surfen und Kite-Surfen sorgen – ähnlich wie am Gardasee, nur mit einer spektakuläreren Kulisse.

Auf den Ladeflächen der Pickups sieht man also neben den für Oregon fast obligatorischen Mountainbikes oder Skis noch Waveboards mit kleinen Segeln. Diese Gegend ist ein echtes Paradies für Outdoor-Fans: hier kann man morgens Skifahren, nachmittags Windsurfen, Stand-up-paddeln, Biken oder Wandern und am Abend bei einem Bierchen den Sonnenuntergang am Fluss geniessen. Das ist «the Gorge way of life» – sportlich gechillt. Für uns geht es jedoch weiter Richtung Pendelton.

Cowboys und Chinesen
Pendleton ist eine freundliche Cowboystadt, die aufgrund des im September stattfindenden Rodeos, dem Pendleton Round-Up, berühmt ist. Es ist das amerikanische Gegenstück zum kanadischen Calgary – nur in klein. Willkommen im Wilden Westen! Cowboystiefel, bunte Pendleton Woolen Mills Decken und silberne Gürtelschnallen sind omnipräsent. Nach einem Bummel durch die Western Stores von Staplemans Custom Boots, Montana Peaks Hat und Hamley & Co, tauchen wir in der «Hall of Fame» ein wenig tiefer in die Geschichte des Rodeos ein. Hier erfahren wir, dass Prairie Rose Henderson bereits im Jahre 1901 ihr Rodeo Debüt gab, während die Cowgirls heute lediglich beim «Barrel Racing» (dt. Tonnenrennen) ihr Können beweisen dürfen. Hart geworden vom Pionierleben, liessen sich die Frauen damals kaum noch etwas verbieten. Lange vor der Frauenbewegung war das ’schwache Geschlecht‘ in der Rodeo Arena voll in Aktion. Und im Jahre 1914 gewann eine Frau gar den All-Around Titel der Cowboys. Auch ohne Rodeo ist Pendleton einen Stopp wert, das historische Herz der Stadt ist ein grossartiger Ort für «Western Tradition».

Doch Pendleton hat auch noch ein zweites Gesicht – ein unterirdisches. Die ganze Stadt wurde von Chinesen unter der Erde nachgebaut. Bei Indianer Angriffen auf Pendelton verschwanden die Einwohner in den Untergrund, so dass die Stadt einen verlassenen Eindruck auf die Angreifer machte. Unterirdisch nahm das Leben wie gewohnt seinen Gang bis die Gefahr gebannt war. Auch während der Prohibition. Es gab Geschäfte und sogar eine «Kirche», ein Gefängnis und Opiumhöhlen. Man konnte seine Nachbarn besuchen oder die Zeit beim Glücksspiel, mit Trinken oder im Bordell totschlagen. Die Chinesen lebten in einem eigenen, unterirdischen Wohnbereich und gruben Tunnel, um sich während der nächtlichen Ausgangssperre von einem chinesisch geführten Geschäft zum anderen bewegen zu können. Grosse Teil des unterirdischen Pendletons sind inzwischen verfallen, aber ein kleiner Teil ist zur Besichtigung freigegeben und kann auf einer Pendleton Underground Tour besichtigt werden. Zwei Tage später treffen wir in der Kleinstadt John Day erneut auf die Geschichte der Chinesen in Oregon. In den Jahren des Goldrausches des 19. Jahrhunderts war John Day eine wichtige Stadt mit der drittgrössten Chinatown in den USA. Über das Erbe informiert die Kam Wah Chung State Heritage Site. Hier steht noch das Geschäft und Wohnhaus eines chinesischen Kaufmanns und seines Geschäftspartners, der ein traditioneller chinesischer Heiler war. Die beiden kamen 1880 nach Oregon und blieben bis zu ihrem Tod. Das Haus ist eine Zeitkapsel aus den 1940er, vollgestellt mit Medizinfläschchen, Einmachgläsern und alten Dosen. Über 50 Jahre war das Haus ein medizinisches und religiöses Zentrum für die chinesische Gemeinde. Nach dem Tod von Ing «Doc» Hay wurde es verschlossen und einfach vergessen. Dadurch bietet es heute einen unvergleichlichen Einblick in die Vergangenheit.

Rekordhalter
Mit einer Länge von 160 Kilometern und einer Tiefe von 2.436 Metern ist der Hells Canyon die tiefste Flussschlucht Nordamerikas. Der Hells Canyon ist einer der schönsten, aber auch zugleich einer der abgelegensten Orte Oregons. Der Snake River hat im Laufe von Jahrmillionen die Flussschlucht in den Fels gegraben. Vom Hat Point Lookout im nördlichen Bereich des Hells Canyon hat man den tiefsten Blick in die Schlucht. Am Horizont das gewaltige Gebirgsmassiv der Seven Devils Mountains in Idaho.

Im Planwagen gen Westen
Apropos Vergangenheit. Zwischen Pendelton und John Day liegt Baker City. Hier verlief eine der legendärsten Siedlerrouten. Eine verheissungsvolle Besiedlungs-Propaganda für den Nordwesten der USA setzte 1843 die bedeutendste Landwanderung der amerikanischen Geschichte in Gang – den Oregon Trail. 3.500 Kilometer von Missouri nach Oregon. Wir kehren daher im National Historic Oregon Trail Interpretive Center ein. Spannend und sehr anschaulich wird hier die Besiedlung des Wilden Westens dargestellt. Erzählt wird die Geschichte der Pioniere, die in schwerfälligen, von Ochsen gezogenen Planwagen Wüsten, Flüsse und die Rocky Mountains durchquerten. Über 350.000 Menschen machten sich damals auf ins «gelobte Land». Viele kamen niemals an. Alle 75 Meter ein neues Grab. «Mutter ging es am Morgen nicht gut und starb um neun Uhr abends. Wir sind 30 Meilen hinter Salmon Falls. Am nächsten Morgen haben wir Mutter begraben. Zirka 200 Meter hinter dem Fluss.» – Tagebuchauszüge wie dieser bringen den Besuchern das Schicksal der Siedler näher. James Akin Junior schrieb ihn im Jahre 1852 im Alter von 19 Jahren. Seine kleine Schwester starb in der Nähe des Kaskadengebirges und sein Vater zwei Wochen nachdem sie Portland erreichten. James selbst wurde 47 Jahre alt und lebte lange Zeit in Pleasant Valley. Diese Geschichten und die ganz in der Nähe des Interpretive Center noch zu entdeckenden Spuren der Planwagen des Siedlertrecks machen die Geschichte des Oregon Trail hautnah erlebbar.

Bizarre Landschaften
Wie die Reise der Siedler geht auch unser Roadtrip ab nun wieder gen Westen. Unser nächstes Ziel sind die Painted Hills – abstrakte, bunte Kunstwerke der Natur. Die auffallend farbigen Hügel sieht man schon von weitem. In den Tonsteinen der sanften, vegetationslosen Hügel sind Mineralien eingelagert, die die Landschaft in gelbe, braune, grüne und rote Töne färben. Je nach Licht und Wetter scheinen sich die Farben stets zu verändern. Und wenn man auch sonst manchmal über Regen flucht, die Hügel sehen in regennassem Zustand sogar noch eindrucksvoller aus. Das zirka 13 Quadratkilometer grosse Areal ist Teil des John Day Fossil Beds National Monument, welches angesichts seiner Vielzahl an Fossilien eine Schatztruhe für Paläontologen ist. Auf dem Painted Hills Overlook Trail erhält man einen guten Überblick über die «bemalten Hügel». Wer mehr Zeit hat sollte den anstrengenderen Carroll Rim Trail wählen, der die Hügel aus der Vogelperspektiver zeigt.

Wir entscheiden uns jedoch für die kürzere Alternative, da zirka hundert Meilen weiter in der Nähe von Bend bereits die nächste geologische Sensation auf uns wartet – das Newberry National Volcanic Monument. Noch ein echter Geheimtipp. In vielen Reiseführern taucht das Naturschutzgebiet gar nicht auf. Die meisten Touristen interessieren sich eher für Mount Bachelor und die Three Sisters. Schade eigentlich, denn der Newberry Krater ist der grösste Schildvulkan der Cascade Range. Hier gibt es auf einer Fläche von 17 Quadratkilometern über 300 Vulkankegel. Die Landschaft besteht aus erstarrter Lavamasse und schwarzen Aschefeldern, Teile sind jedoch von dichten Wäldern bewachsen. Den besten Ausblick hat man vom Paulina Peak, dem mit 2.434 Metern höchsten Punkt am Rande des Vulkans. In den 1960er Jahren nutzten übrigens die Astronauten der NASA das vulkanische Terrain als Trainingslager für die erste Mondlandung und Astronaut James Irwin liess einen Stein aus Central Oregon auf dem Mond zurück.

Untertage und um den See
Uns zieht es trotz der über 100 Kilometer Wanderwege jedoch erst einmal wieder unter die Erde. Die Lava River Cave ist mit 1,8 Kilometern Oregons längste durchgehende Lavaröhre. Sie ist ebenfalls das Produkt eines Vulkanausbruchs. Beim Ausfluss der Lava erkalteten die oberen Schichten, während die darunter fliessende, glühende Lava noch einen Abfluss fand und nach dem Erkalten Hohlräume und bizarre Tunnel entstanden. Als wir die Höhle betraten herrschten draussen zirka 40 Grad. Gott sei Dank wies uns ein Ranger darauf hin, dass es Untertage nur zirka 7 Grad «warm» sei und vor allem stockdunkel. Ausgestattet mit einer leistungsstarken gemieteten Taschenlampe und dickem Sweatshirt machten wir uns also an den Abstieg. Die ersten Meter sieht man noch ohne Lampe etwas aber schon nach kurzer Zeit wird es stockdunkel. Man kann die Hand vor Augen nicht mehr sehen. Wir sind froh über unsere geliehene Lichtquelle, denn die Besucher vor uns haben mit ihren kleinen Stirnlampen grosse Mühe nicht zu stolpern. Je nach Jahreszeit soll man in der Höhle Fledermäuse entdecken können. Dieses Glück hatten wir leider nicht, aber trotzdem jede Menge Spass. Wir verbringen fast zwei Stunden damit die 1,8 Kilometer lange Höhle zu erkunden. Zwischendurch schalten wir immer wieder das Licht aus und lauschen ins pechschwarze Innere der Höhle, dabei kommen wir uns ungeheuer abenteuerlich vor.

Zurück im Tageslicht machen wir uns auf, den in der Caldera befindlichen Paulina Lake zu erkunden und entscheiden uns für den Paulina Lakeshore Trail von 7,5 Meilen. Der Weg führt fast ausnahmslos direkt am See entlang. Mal durch Wiesen, mal durch Waldgebiete, zwischendurch quer über ein Lava-Gesteinsfeld. Wir finden unterwegs jede Menge schwarzes Obsidian-Gestein, dessen Struktur an Glas erinnert, Es entsteht bei besonders raschen Abkühlungen von Lavaflüssen. Wir wandern vorbei an den Hot Springs, die teilweise so heiss sind, das wir uns fast unsere Füsse verbrühen. Das Wasser in den drei Pools hat eine Temperatur von über 40°C. Daher entscheiden wir uns für ein kleines Wechselbad im Lake, der gerade einmal 12 Grad hat. Mit belebtem Geist und Körper machen wir uns auf zum letzten Teil der Wanderung und kommen nach zirka vier Stunden wieder an unserem Startpunkt an. Obwohl wir bereits viele Wanderungen in den USA gemacht haben, muss ich doch zugeben, dass dieser, wenn auch recht einfache Trail zu einem der bisher schönsten gehört. Der Kontrast von türkisblauem Wasser, grünen Wäldern, schwarzen Lavafeldern und im Hintergrund schneebedeckten Gipfeln macht ihn so besonders.

Hippes Outdoorparadies
Bend ist der grösste Ort am Ostrand der Cascade Mountains und bester Ausgangspunkt für Touren zu landschaftlichen Leckerbissen. Der kleine, vor wenigen Jahren noch ziemlich verschlafene Ort ist inzwischen einer der Hotspots für alle Outdoor-Enthusiasten. Schon allein die Anzahl der Barber-Shops zeigt, wie hip es hier inzwischen zugeht. Was Outdoor-Sport angeht, ist die Umgebung um Bend herum kaum zu toppen. Wasserratten können sich beim Wildwasser-Rafting auf dem Deschutes River austoben oder direkt in Bend – einem der zehn besten Orte für Fliegenfischen in den USA – die Angel nach Forellen auswerfen. Und während der Bike Park am Mt. Bachelor ganz im Zeichen des Radsports steht, dreht sich am Smith Rock alles ums Klettern. Im Jahre 1985 erklomm Alan Watts als erster die senkrechte Felswand der Dihedrals. Seitdem gilt der Smith Rock in Terrebonne als der Geburtsort des US-amerikanischen Klettersports. Erfahrene Profis können aus fast 2000 Kletterrouten wählen. Wir wollen zwar nicht klettern, doch es zieht uns dennoch in den Smith Rock State Park. Statt senkrecht die Wand hochzusteigen entscheiden wir uns für eine Wanderung zum Monkey Face Felsen. Der doch recht anspruchsvolle Aufstieg wird mit einem tollen Ausblick auf den Crooked River belohnt. Der Rückweg führt auf einer schönen, idyllischen Route direkt am Fluss entlang. Mit etwas Glück kann man Falken und Adler beobachten.

Von Ziegen und Foodcarts
Da wir «Free», unseren liebgewonnenen Campervan, leider nicht mit in die Schweiz nehmen können, führt uns unsere letzte Station der Reise zurück nach Portland. Vorher machen wir jedoch noch einen kurzen Stopp bei Lainey Morse, die auf ihrer Farm «Goat Yoga» anbietet. Hört sich verrückt an? Passt aber deshalb umso besser nach Oregon. Das «Yoga-Studio» ist eine Scheune mit Heu auf dem Boden. Der Kurs ist wie immer bis auf den letzten Platz ausgebucht. Kaum sind die Yogamatten ausgerollt mischen sich die Ziegen unter die Teilnehmer. Gar nicht scheu erobern sie schnell den Schuppen, legen sich mit auf die Matten, wollen gestreichelt werden oder einfach nur am Hosenbein einer Teilnehmerin zuppeln. Da kommt so manche Yoga-Übung vor lauter Lachen zu kurz. Spätestens als die erste Ziege auf meinen Rücken kraxelt gebe auch ich mich geschlagen. Das Geschehen um uns herum hat nur noch wenig mit einer professionellen Yoga-Stunde zu tun, aber überall sieht man dafür strahlende Gesichter. Die Ziegen scheinen einen therapeutischen Effekt zu haben, zumindest verbreiten sie unheimlich gute Laune. Und so machen auch wir uns nach 1,5 Stunden völlig entspannt und breit grinsend mit etwas Stroh im Haar auf nach Portland.

Die Stadt gilt für viele als Synonym für Hippster-Metropole und Foodie-Hochburg. Und es stimmt, keine Stadt besitzt eine so abwechslungsreiche Food-Szene – und vor allem «street food» Szene – wie Portland. An über 600 Miniküchen, zu denen immer neue hinzukommen, kann man sich an einem Tag um die Welt essen. Anders als die Food-Carts anderer Städte bleiben die meisten Imbisswagen in Portland an Ort und Stelle in Gruppen, die «Pods» genannt werden. Perfekt für uns, so können wir in kurzer Zeit möglichst viel probieren. Wir besuchen den Cartopia Food Cart Pod im Hawthorne District, einen der schönsten der Stadt. Mehrere Essens-Wagen reihen sich um Picknick-Tische und eine offene Feuerstelle, ein beliebter Platz für Nachschwärmer. Oftmals gibt es Live-Musik. Kein Food Cart gleicht dem anderen, jeder serviert seine ganz persönliche Spezialität: Pulled Pork, Chicken, Burritos oder Fusion Bowls. In gewisser Weise sind sie die Nachkommen der Chuckwagons, der Verpflegungs-Planwagen, die Mitte des 19. Jahrhunderts die Siedler auf dem Oregon Trail versorgten.

In den 1980er-Jahren fingen die ersten Chefs an auf Rädern zu kochen. Für viele war dies der einzig mögliche Schritt in die Selbstständigkeit. Erst waren es wenige, dann immer mehr und schliesslich ein weltweiter Trend – der in Oregon seinen Anfang nahm. Überhaupt lassen sich namhafte und renommierte Küchenchefs in Oregon nieder, weil sie hier unmittelbar an der Quelle sitzen für frisches Gemüse direkt vom Bauernhof, für Lachs, Pazifische Taschenkrebse, Wintergemüse, Obst und viele andere Produkte, mit denen sich kulinarisch experimentieren lässt. Nach all dem guten Essen brauchen wir einen kleinen Verdauungs-Drink. Gut, dass sich in Portland neben einer lebendigen Craft Bier Szene auch diverse Brennereien angesiedelt haben. In Portlands Central Eastside hat sich das frühere Lagerhausviertel zum Epizentrum einer blühenden Craft-Distillery-Szene gewandelt. So serviert zum Beispiel Westward Whiskey in seinem Degustationsraum alles von skandinavischem Aquavit bis hin zu echtem Portlander Kaffeeliquör und in der New Deal Distillery werden originelle Kreationen wie scharfer «Hot Monkey Vodka», der den Geschmack von fünf Chilis oder Ingwer-Schnaps enthält, angeboten.

Im Bücherdschungel
Nach all der leiblichen, bedürfen wir nun auch ein wenig geistiger Nahrung. Daher zieht es uns nach Downtown zurück. Vieles ist bereits über das «Powell’s» berichtet worden, doch da auch wir jedes Mal aufs Neue begeistert von diesem Büchertempel sind, schauen wir auch dieses Mal wieder vorbei. «Powell’s City of Books» ist das grösste unabhängige Buchgeschäft und Antiquariat der Welt. Es erstreckt sich über einen ganzen Häuserblock. Im Jahre 1971 brachte Walter Powell als einer der ersten neue und gebrauchte, gebundene und Taschenbücher an einem Ort zusammen – und schuf so einen Mikrokosmos für literaturbegeisterte Menschen, vollgestopft mit spannenden und raren Büchern.

Auf den über 6.000 m² der City of Books mit ihren neun Räumen, drei Stockwerken und 3500 Bereichen hat man sich schnell verirrt. Aber gerade darin besteht der Reiz, sich in dem weitläufigen Buchladen oder in einem der über 1,5 Millionen Bücher zu verlieren. Powell’s ist bekannt für seine Schnäppchen – doch es gibt einige Bücher, die für deutlich mehr als ein paar Dollar über die Ladentheke gehen. Die besonders wertvollen Exemplare befinden sich im «Rare Book Room» im dritten Stock. In dem 1000 Quadratmeter grossen, mit dunklen Holzregalen und antiken Möbeln ausgestatteten Raum finden Liebhaber von Raritäten unzählige handsignierte Erstausgaben. Viele Bücher können wir leider nicht kaufen, denn schliesslich müssen wir ja alles wieder nach Europa bekommen. Daher beschränken wir uns auf zwei Schmöcker und ein Paar Socken. Ja, bei Powell’s gibt es nicht nur Bücher, sondern auch Tassen, Jutebeutel, Sweatshirts oder eben Socken mit coolen Schriftzügen.

Eins steht fest: Wir kommen wieder! Denn wir sind verliebt in dieses Fleckchen Erde und es gibt noch so viel zu erkunden in dem Staat, in dem alles ein bisschen anders ist – ein bisschen schräger, ein bisschen schöner!