Für Wasserabenteurer ist das Land zwischen Berlin, Oder und Spreewald ein Paradies. Mehr als 200 Seen und die Flüsse Oder und Spree bieten vielfältige Möglichkeiten. Das Seenland Oder-Spree überrascht durch seine Vielseitigkeit und Kontraste, durch seine Abgeschiedenheit und wechselvolle Geschichte – im Seenland geniesst man einfach nur eine gute Zeit.

Kanu fahren auf der Spree /, Foto: Florian Läufer

Die grösste nutzbare Wasserfläche Deutschlands befindet sich in der Tourismusregion Seenland Oder-Spree. Wer aktive Erholung und totale Entspannung am, auf und im Wasser liebt, ist hier genau richtig. Die Region bietet einzigartige Oasen ursprünglicher Natur, die es in ganz Deutschland kein zweites Mal gibt. Das Oderbruch, die Märkische Schweiz oder das Schlaubetal beeindrucken unter anderem durch herrliche Landschaftsbilder. Ruhe und vielfältige Pflanzen- und Tierarten laden zu ausgedehnten Wanderungen und Radtouren ein. Viele der zu erkundenden Orte blicken auf eine lange Tradition zurück, die zumeist bis in das 13. Jahrhundert zurückreicht. In diesem Jahrhundert entstanden zahlreiche eindrucksvolle kulturhistorische und architektonisch wundervolle Schlösser, Gutshäuser sowie Gartenanlagen. Wer aufmerksam durch das Land streift, wird immer wieder auf kleine unscheinbare Orte treffen, die durch besondere Sehenswürdigkeiten oder historische Geschichten ihren individuellen Charme entwickeln.

Bad Freienwalde / Bild: shutterstock

Märkische Schweiz
Eine der beschaulichsten Regionen im Seenland Oder-Spree erstreckt sich rund 30 Kilometer östlich des Berliner Stadtrandes. Bekannt wurde die Märkische Schweiz durch die Naturbeschreibungen Theodor Fontanes in seiner «Wanderung durch die Mark Brandenburg». Ihre Schönheit verdankt sie der Weichsel-Eiszeit, die eine sehr abwechslungsreiche Naturformation mit ausgedehnten Hügeln, vielen Seen und Flussläufen, Wäldern und Trockentälern hinterliess.

Seit 1190 ist die Märkische Schweiz der erste und kleinste Naturpark Brandenburgs auf einer Fläche von 205 Quadratkilometern und mit einem 150 Kilometer langen Wandernetz. Dieses kleine Paradies ist Lebensraum für unzählige Vogelarten, Biber, Fischerotter und Greifvögel. Doch die Märkische Schweiz ist nicht nur ein Paradies für Naturliebhaber und Wanderer. «Entdeckertouren» führen auch zu ungewöhnlichen Orten wie die Feldsteinpyramide in Garzau, zu romantischen Dörfern wie Ihlow oder auch zu mittelalterlichen Kirchen mit ganz besonderen Gemäuern, wie die Schachbrettsteine an der Grunower Kirche.

Bild: Seenland Oder-Spree/Florian Läufer
Feldsteinpyramide in Garzau

Schlaubetal
JWD («janz weit draussen», wie die Berliner zu sagen pflegen) liegt zirka 80 Kilometer von der Hauptstadt entfernt das wohl schönste Bachtal Brandenburgs – das Schlaubetal. Wer die absolute Stille und Abgeschiedenheit liebt, kann hier die urwüchsige Natur in Ruhe geniessen. Die aussergewöhnliche Artenvielfalt von mehr als 1000 verschiedenen Pflanzen, 700 Schmetterlings- und 200 Vogelarten oder die reichhaltigen Pilzsorten machen das Schlaubetal zu etwas ganz Besonderem.

Die Schlaube schlängelt sich verträumt durch wildromantische Täler, sumpfige Wiesen, dichtes Gebüsch, weite Wälder und speist mit ihrem Wasser klare Seen. Tiefe abflusslose Kessel beherbergen wertvolle nährstoffarme Moore mir ihrer charakteristischen, selten gewordenen Vegetation, zum Beispiel am Teufelsee und am Zinksee. Bekannt sind auch die gespenstig anmutenden alten Bauernkieferwälder auf den Dünen der Mahlheide mit ihren uralten Kiefern, weit ausladenden Ästen und der kargen Flechtvegetation am Boden.

Scharmützelsee
Das “Märkische Meer”, wie Fontane den idyllischen See taufte, macht seinem Synonym grosse Ehre und bietet alle denkbaren Freizeitaktivitäten, die man sich für einen gelungenen Urlaub oder Tagesauflug nur wünschen kann. Der zweitgrösste Brandenburger See wurde nicht umsonst 2018 zum Lieblingssee der Deutschen gewählt und steht auf der Beliebtheitsskala der Berliner und Brandenburger ganz weit oben. Bad Saarow liegt am Nordufer des Scharmützelsees. Der anerkannte Kurort ist vor allem für seine Thermalquelle und den mineralreichen Schlamm bekannt, die heilende Wirkung haben sollen. Charakteristisch für den Ort sind die parkähnlichen Grundstücke und Villen aus der Gründerzeit.

Ob ein Bootsausflug, eine Radtour oder eine Etappe der berühmten 66-Seen-Wanderung auf dem Programm steht: Dieser „Lieblingssee“ passt zu vielen Interessen. Segler, Surfer und Kite-Surfer schätzen das „Märkische Meer“ als hervorragendes Revier und in der kalten Jahreszeit lockt vor allem die bekannte SaarowTherme mit ihrer heilsamen Natursole Wellness- und Gesundheitsliebhaber aus Nah und Fern.

Flusslandschaft Spree
Einer der bekanntesten Flüsse, der durch Brandenburg und Berlin fliesst, ist die Spree. Folgt man dem Fluss zwischen Fürstenwalde und dem östlichen Stadtrand Berlins, so wird dem Betrachter eine friedliche Landschaft mit ruhigen, sich dahinschlängelnden Wasserläufen eröffnet. Wer zu Fuss, mit dem Kanu oder dem Fahrrad entlang der malerischen Spreeläufe unterwegs ist, wird auf traumhafte Ausblicke, idyllische Ruhe sowie wunderschöne Schlösser, Gutshäuser und Gärten treffen.

Sieversdorf Hohenofen

Das Odervorland zieht viele Kreative durch seine urwüchsigen Reize an. Die fruchtbare Landschaft inspiriert zu besonderen Kunsthandwerken. So leben beispielsweise bei Sieversdorf alte Handwerkstechniken historischer Baukeramik wieder auf. Mit Feuer produziert GOLEM Replikas historischer Baukeramik wie Ziegel, Formsteine, aufwändige Terrakotta und farbintensiv glasierte Verblender für die Restaurierung alter Gemäuer. Die ortsansässige Orgelwerkstatt hingegen ist spezialisiert auf die Rekonstruktion «Grosser Deutscher Romantischer Orgeln» wie man sie zwischen 1850 und 1930 gebaut hat.

Bootstour auf der Spree / Foto: Florian Läufer

Flusslandschaft Oder
Die Oder gehört zu den besonderen Flüssen, an deren Verlauf sich prägende historische Ereignisse zugetragen haben. Die entscheidende Schlacht um die Seelower Höhen zur Überquerung des Flusses fand hier statt, bei der in den letzten Kriegstagen hunderttausende Soldaten ums Leben kamen. Dabei ist die Oder mit ihrem breiten Tal einer der schönsten Flussläufe, der im Osten Deutschlands zu finden ist.

Angeln im Sonnenuntergang / Foto Florian Läufer

Von Ratzdorf bis nach Bad Freienwalde erstreckt sich der idyllische Teilabschnitt im Gebiet Seenland Oder-Spree. Auf dem hervorragend ausgebauten Oder-Neisse-Radweg, der bis an die Ostsee führt, können aktive Besucher auf dem Deich entlang des Ufers der wunderbaren Weite des Flusses folgen und vor allem die artenreiche Pflanzenwelt bewundern.

Aber auch für Geschichtsinteressierte gibt es in dem Gebiet viel zu erkunden. Einmalig ist zum Beispiel die Architektur der «ersten sozialistischen Stadt» auf deutschem Boden, wie Eisenhüttenstadt bei ihrer Gründung proklamiert wurde, und jetzt als lebendiges Architekturdenkmal von der ehemaligen DDR zeugt. Frankfurt (Oder) hingegen schlägt als junge Universitäts- und altehrwürdige Kleinstadt im wahrsten Sinne eine Brücke nach Polen. Die Oder verbindet als Grenzfluss zwischen Polen und Deutschland nicht nur Völker, sondern ebenso Historie, Tradition und modernes Leben.

Das Oderbruch
Auch Fontane wusste schon die Weiten des Oderbruchs zu schätzen. In Letschin betrieb Fontanes Vater einige Jahre eine Apotheke, in der er aushalf. Später wohnte der Vater in Schiffmühle bei Bad Freienwalde. Ganz in der Nähe befindet sich auch sein Grab. Fontane arbeitete drei Jahre in der elterlichen Apotheke. Später kehrte er häufig hierher für Besuche zurück. Das Originalhaus ist leider nicht erhalten. Mit dem Eisenbahnmuseum, der Heimatstube und der Schinkelturm gibt es schon drei Ausflugsziele in Letschin, bevor es weiter ins Oderbruch geht. Mit dem Band „Das Oderland“ lässt sich der Landstrich am besten erkunden. Fahren Sie doch einmal nach Neulietzegöricke, eines der schönsten Kolonistendörfer im Oderbruch, an den Deich nach Zollbrücke in das Theater am Rand oder nach Seelow. Von hier aus weitet sich der Blick von den Seelower Höhen über das Oderbruch.

«Halben Weges, ebenda, wo das Plateau hinaufschickt, halten wir, um uns an dem Landschaftsbild zu freuen, das sich jetzt in überraschender Schönheit vor uns ausbreitet. Der Gottessegen berührt hier das Herz mit einem ganz eigentümlichen Zauber …» (Fontane)

Zwischen den Oderbergen im Süden und dem restlichen Oderbruch erstrecken sich weitläufige, wunderschöne Wiesen und Wasserläufe. An den Uferhängen der alten Bischofsstadt Lebus findet jedes Frühjahr ein ganz besonderes Naturschauspiel statt: die Adonisröschenblüte. Dann erstrahlen die Uferhänge in Gelb und verwandeln das Ufer in ein Blütenmeer.

Berliner Umland
Im östlichen Speckgürtel Berlins erstreckt sich nicht nur für gestresste Städter ein naturreiches Gebiet. Besonders die Orte Erkner, Strausberg und Altlandsberg sind sehenswert. Altlandsberg ermöglicht mit seiner Stadtmauer und dem denkmalgeschützten Kopfsteinpflaster einen beeindruckenden Blick in vergangene Zeiten und das Leben in einem typischen märkischen Städtchen. Neben den kleinen Bürgerhäusern sticht das Scheunenviertel hervor, ein in Brandenburg einzigartiges, denkmalgeschütztes Ensemble mehrerer Scheunen aus dem 18. Jahrhundert. Aber auch Strausberg zeigt eine reizvolle Naturlandschaft mit einer historisch belassenen Altstadt. Bei einem Rundgang durch die Altstadt wird der Blick immer auf das älteste und höchste Bauwerk fallen: die evangelische Pfarrkirche St. Marien. Entstanden um 1250 zählt sie in der Mark Brandenburg zu den grössten erhaltenen Kirchen des 13. Jahrhunderts. Die städtische Badeanstalt, die an Zeiten von Heinrich Zille erinnert, ist ebenfalls einen Besuch wert.

Pfarrkirche St. Marien
Strausberg

Aber auch die Gerhart-Hauptmann-Stadt Erkner, eine charmante Kleinstadt östlich Berlins sollte man nicht verpassen. Mit ihrer idyllischen Wald- und Seenlandschaft ist sie nicht nur das Tor zur Mark Brandenburg. Ihre historischen Bauten, wie die Bechstein-Villa (heute Rathaus) oder die Villa Lassen (Gerhart-Hauptmann-Museum), sind Zeugen der abwechslungsreichen Vergangenheit des Ortes. Das Gerhart-Hauptmann-Museum beherbergt zudem eine Ausstellung über das Leben und Werk des Literatur-Nobelpreisträgers.

Strausberg

Fazit: Das Land zwischen Berlin, Oder und Spreewald überrascht durch seine Vielseitigkeit und Kontraste, durch seine Abgeschiedenheit und wechselvolle Geschichte. Faszinierende Naturlandschaften laden zu erlebnisreichen Rad- und Wandertouren ein.

Bismarckturm am Turmwanderweg Bad-Freienwalde-Oderbruch / Foto-Florian Laeufer
Helenesee Frankfurt-Oder / Foto-Florian-Laeufer
Lietzener Teiche / Foto-Florian Laeufer