Pinot Noir gefällig? Im Willamette Valley wachsen einige der besten Weinsorten des Pazifischen Nordwestens. Die Region ist die bekannteste unter den insgesamt 17 Weingebieten Oregons, erstreckt sich über etwa 160 km und ist Heimat von über 500 Weingütern.
Weine aus Oregon haben ihren Siegeszug um die Welt angetreten und sind auch in Europa keine unbekannte Grösse mehr. Besonders der Pinot Noir wird geschätzt. Zu den Pionieren des Weinbaus in Oregon gehört die Familie Ponzi. Dick und Nancy Ponzi kamen in den späten 1960er Jahren als Abenteurer ins Willamette Valley in Oregon, um die der französischen Burgund-Region ähnlichen klimatischen Bedingungen für ihre Chardonnays und Pinot Noirs zu nutzen. Heute führen die beiden Töchter Maria und Luisa die Familientradition fort und erfreuen Weinliebhaber mit ihren guten Tropfen. Wir trafen Maria Ponzi in Berlin und sprachen mit ihr über den speziellen Charakter der Weine Oregons und den Reiz des US-Staates.
Weine aus Oregon sind in Deutschland und der Schweiz eher unbekannt. Zumeist kommt kalifornischer Wein auf den europäischen Markt. Kann man die Weine der beiden Staaten vergleichen?
Nein, ich denke nicht. Unser Wein ist besser! (lacht). Oregon liegt zwar geographisch gesehen zwischen Kalifornien und Washington, der Weinbau dieser beiden Staaten unterscheidet sich jedoch sehr. Erst im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wurde der Weinanbau in Oregon begründet und gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden erstmals europäische Rebsorten eingeführt. Das Klima ist von milden Wintern und kühlen, feuchten Sommern geprägt. Es ähnelt im Grunde den auf fast dem gleichen Breitengrad liegenden französischen Regionen Burgund und Bordeaux. Das Wetter ist sehr gut für alle Rebsorten geeignet ist, die nicht allzu viel Hitze vertragen. Der Anbau von «Pinot» (Burgunderweinen) ist im gemässigten Klima von Oregon viel eher möglich als im wärmeren Kalifornien.
Das Klima ist also eines der Erfolgsrezepte des Weins…
Na sagen wir mal die Kombination aus gutem Boden und günstigem Klima. Das Willamette Valley nennt man auch «Valley of Flavor» («Tal des Geschmacks»). Die langen, milden Sommertage und der gemässigte Herbst lassen die Reben auf dem fruchtbaren Vulkanboden bestens gedeihen. Als Winzer in Oregon muss man jedoch Geduld mitbringen. Die Trauben brauchen ihre Zeit. Wir ernten erst sehr spät – am Ende der Saison.



Welche Rebsorte wird am häufigsten angebaut?
Pinot Noir. Weitere Sorten sind Chardonnay, Pinot Gris, Cabernet Sauvignon, Gewürztraminer, Merlot, Pinot Blanc und Riesling.
«4400 Hektar der insgesamt 6140 Hektar grossen Weinbaufläche werden für den Anbau der für Pinot Noir verwendeten Trauben genutzt»
Wie sind Sie selbst zum Weinanbau gekommen?
Ich wurde quasi hineingeboren. Der Traum meiner Eltern war es immer einen erstklassigen Pinot Noir zu produzieren. Also kauften sie 1970 ein Stück Land südwestlich von Portland. Eigentlich hatten sie nur wenig Ahnung vom Weinanbau, mein Vater war Maschinenbauer und meine Mutter Lehrerin. Aber sie hatten Glück. Im reichhaltigen Boden des Willamette Valley gediehen die Trauben hervorragend. Meine Eltern gehörten zu den ersten Winzern, die Pinot Noir in Oregon anbauten, und ihr Wein machte sich schnell einen Namen. Ich selbst führe nun seit 1990 zusammen mit meiner Schwester Luisa das Weingut. Sie ist die Winzerin und ich bin für den Bereich Sales und Marketing zuständig. Für meine Schwester und mich ist das oberste Ziel, die Leitprinzipien unserer Eltern – Integrität und Nachhaltigkeit – aufrechtzuerhalten und das Weingut in ihrem Sinne weiterzuführen.
Sind Sie in Oregon geboren?
Nein, ich kam mit drei Jahren hierher. Bevor meine Eltern das Land kauften lebten wir im Norden Kaliforniens. Und jeder erklärte sie für verrückt, dass sie in diesem regnerischen Oregon wirklich Wein anbauen wollten.
Böse Zungen behaupten in Kalifornien scheint immer die Sonne, Oregon dagegen habe ein Dauer-Abo für den Regen. Was sagen Sie dazu?
Wir suchen nicht nach Hitze und auch nicht nach zu viel Sonne. Wir brauchen moderate, kühlere Temperaturen, die den kleinen Pinot-Trauben genügend Zeit zum Wachsen schenken, damit sich der typische Geschmack entwickeln kann. Wer nach Oregon kommt, sollte den Regenschirm einfach zu Hause lassen. Geh raus und werde unter Umständen auch mal nass. Na und? Geh raus in die Natur. Die Hiking Trails in den Wäldern sind einfach phänomenal. Hervorragender Wein, gutes Essen, sympathische Menschen und eine atemberaubende Natur … was will man mehr?

Was ist Ihr Lieblingswein?
Pinot Noir. Mit ihm bin ich gross geworden. Er ist Teil meiner DNA, aber ich mag auch unseren Chardonnay sehr. Aber ich trinke auch gerne mal ein Bier – Oregon hat eine sehr gute Craft-Bier-Szene.
Wo ist der schönste Ort in Oregon?
Das Beste an Oregon ist, dass es so vielfältig ist. Wir haben die Küste, die etwas rauer ist als anderswo, aber dafür ist sie auch bei regnerischem Wetter einfach traumhaft. Auf der anderen Seite haben wir aber auch Orte wie Bend in Central Oregon, wo fast immer die Sonne scheint. Bei uns kann man Skifahren, Cowboys treffen, Wein trinken … die Vielfalt macht diesen Staat aus. Am meisten jedoch liebe ich das Outdoorleben Oregons.
Oregon in drei Worten…
Authentisch, respektvoll und voller Abenteuer.