Vergnügungsparks bringen Generationen zusammen. Dabei stehen Spass und Unterhaltung im Vordergrund. Leider setzten sich aber nicht alle Konzepte durch, oder die Parks müssen aufgrund von Naturkatastrophen schliessen. Wo sich einst Tausende amüsierten und es laut und lustig zuging, herrscht nun Totenstille.

Lachende Kinder auf den sich im Kreis drehenden Pferden, kreischende Menschen in Achterbahnen, Zuckerwatte verspeisende Mädchen und coole Jungs am Autoscooter. Das Adrenalin, das auf den schnellen Fahrgeschäften ausgeschüttet wird, die Süssigkeiten, die überall angeboten werden, und die vielen glücklichen Gesichter – ein Bild der Freude und eines vergnügten Familientags. Verlassene Parks hingegen verbreiten eine unglaubliche Tristesse: Karussells und Achterbahnen brechen in sich zusammen, verrostete Riesenradgondeln quietschen im Wind. Oft wuchern Pflanzen, Unkraut und Bäume auf den Schienen der Fahrgeschäfte. Die Natur erobert sich die Grundstücke zurück. Von umgekippten Maskottchen blättert der Lack ab, und geplünderte Automaten liegen mit zerschlagenen Scheiben auf dem Boden. Verlassene  Kettenkarussells und Schiffschaukeln beschwören unheimliche Gefühle herauf.

Von Holzachterbahnen zu Riesenloopings
Bereits vor mehr als 150 Jahren waren vielen Menschen die hehren Ansprüche der Bildungsreisen egal, sie wollten sich lediglich amüsieren – nicht mehr und nicht weniger. Sie wollten in offenen Wagen durch eine beeindruckende Gebirgskulisse sausen oder in kleinen Wildwasserbahnen ein nasses Abenteuer erleben. Zu Zigtausenden kamen die Bürger am Wochenende in die Freizeitparks, um den Alltag zu vergessen. Einer der ältesten Parks weltweit, der Tivoli in Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen, ist bereits über 176 Jahre alt. Noch immer fährt hier die mehr als 100 Jahre alte Holz-«Rutschebanen», eine von weltweit nur einer Handvoll Achterbahnen, in denen noch ein menschlicher Bremser mitfährt. Parks bieten Action, Spass, Grusel, Angst, aber auch Entspannung – kurzum: Nahezu alle Emotionen werden bedient. Es wundert also nicht, dass viele der Freizeitparks effiziente Geldmaschinen mit immer spektakuläreren Attraktionen sind. Allein in Deutschland ziehen sie jährlich fast 40 Millionen Besucher an – der Europa Park in Rust bei Freiburg verzeichnet als grösster Freizeitpark Deutschlands rund fünf Millionen Besucher pro Jahr. Die weltweit grösste Freizeitpark-Destination bleibt jedoch Florida. Hier lockt allein Weltmarktführer Disney World jedes Jahr mehr als 20 Millionen Besucher an. Weltweit gibt es jedoch auch zahlreiche verlassene Freizeitparks, die falsch investierten und daher Konkurs gingen oder durch ein Unglück schliessen mussten. Sie gehören zu den spannendsten und gleichzeitig traurigsten Lost Places der Welt.

«Manchmal fühlt sich das Leben wie ein Besuch im Freizeitpark an. Eine Achterbahn der Gefühle und die Gedanken fahren Karussell!»

Neues Leben im Spreewaldpark
Der VEB Kulturpark in Berlin Treptow gehörte zu den beliebtesten Ausflugszielen der DDR. Der 1969 eröffnete Park war die einzige ständige Vergnügungsanlage der DDR. Sie umfasste neben zahlreichen Fahrgeschäften auch Konzerte und Tanzveranstaltungen. Nach der Wende wurde der Park umgestaltet, die Besucherzahlen aber gingen deutlich zurück, sodass er im Jahre 2002 endgültig seine Pforten schliessen musste. Der Verfall begann. Seine Anziehungskraft hatte das 23 Hektar grosse Gelände aber nicht verloren. Hinter Zäunen schlummerte eine surreale Welt mit umgestürzten Plastik-Dinosauriern, überwucherten Schienen und den verfallenen Büdchen. Lange Zeit konnte man auf geführten Touren die morbide Stimmung des Parks erleben. Doch seit einigen Jahren entwickelt man ein neues Konzept für die Anlage – weg vom Image des Verfalls. Es soll ein Ort entstehen, an dem sich Vergangenheit, Kultur und Natur die Hand reichen. Das 45 Meter hohe Riesenrad hat bereits schon wieder seine Runden gedreht. Andere Fahrgeschäfte wie die Achterbahn «Spreeblitz» und die Wildwasserbahn «Grand Canyon» werden zu Natur-Spazierwegen transformiert. Für den Neustart des Spreeparks braucht es jedoch noch seine Zeit, bis dahin kann man an Führungen über das Gelände teilnehmen.

Die zerfallene Disneykopie
Als das Nara Dreamland 1961 eröffnete, galt es als das Disneyland Japans. Der Park war ähnlich angelegt wie sein grosses Vorbild und 45 Jahre lang überaus beliebt. Man fand dort eine Main Street USA, eine Matterhorn-Achterbahn und natürlich das bekannte Cinderella-Disneyschloss. Der Park wirkte wie eine kuriose Disney-Parallelwelt, was seiner Beliebtheit jedoch keinen Abbruch tat. Zu Spitzenzeiten kamen im Jahr circa 1,6 Millionen Menschen in den Park. Nach Streitereien mit dem mächtigen US-Konzern verschwanden zwar die ikonischen Figuren und Namen, den Erfolg konnte dies aber zunächst nicht schmälern. Erst als ab 1983 das Tokyo Disneyland und ab 2001 die Universal Studios Japan dem Nara Dreamland immer mehr das Wasser abgruben, konnte sich der in die Jahre gekommene Park nicht mehr gegen die starke Konkurrenz durchsetzen und musste aufgrund finanzieller Schwierigkeiten im Jahre 2006 schliessen. Was heute noch vom Park übriggeblieben ist: Fahrgeschäfte, die von Sträuchern und Bäumen überwuchert sind – von manchen blättern die bunten Farbschichten ab. Die Hauptattraktion, die Holzachterbahn Aska, wirkt fast so, als würden die Pflanzen sie langsam verschlingen. Zwar wurde das Gelände vor einigen Jahren von einem Investor gekauft, doch bislang weiss niemand, was mit dem Park geschehen soll. Momentan entscheidet noch die Natur über das weitere Schicksal der Anlage.

Jähes Ende durch Naturkatastrophen
Doch nicht nur finanzielle Gründe zwingen Freizeitparks in die Knie. Six Flags New Orleans musste wegen einer Naturkatastrophe schliessen. Aufgrund der Warnung vor Hurricane «Katrina» wurde der Park im August 2005 vorsorglich geschlossen – und öffnete danach nie wieder seine Tore. «Katrina» richtete einen so grossen Schaden an, dass Reparaturen nicht wirtschaftlich gewesen wären. Weite Teile der Stadt standen mehrere Meter unter Wasser, so auch der Freizeitpark, der erst wenige Jahre zuvor seinen Betrieb aufgenommen hatte. Seitdem diente er mehreren Kinofilmen als Kulisse, unter anderem wurden hier «Jurassic Park» und «Planet der Affen – Revolution» gedreht. Verlassene Freizeitparks sind morbide Kulissen, die sich Hollywoods Filmemacher für einen post-apokalyptischen Streifen nicht stimmungsvoller wünschen könnten.

Auch im Encore Garden in Taiwan war eine Naturkatastrophe der Auslöser für die Schliessung des einst extrem populären Freizeitparks. Der Park hatte ein Wasserviertel, Achterbahnen und viele Ausstellungen. 1999 gab es in der Region ein starkes Erdbeben, bei dem mehrere tausend Menschen ums Leben kamen. Das Beben zerstörte auch einen grossen Teil des Familienparks, was eine finanzielle Krise hervorrief. Besucher blieben aus, sodass der Park 2008 endgültig schliessen musste. Nun hat auch hier die Natur wieder Wurzeln geschlagen, und statt Menschen nehmen Pflanzen die Fahrgeschäfte in Beschlag.

Geisterparks
Gespenstisch geht es hingegen in Princeton, West Virgina zu. Denn glaubt man den Einheimischen, so wird der Lake Shawnee Amusement Park von Geistern heimgesucht. Der Park ist bereits seit 1966 geschlossen, doch trotzdem wollen Spaziergänger hier gelegentlich Kinderlachen und Schreie hören. Bei den Stimmen soll es sich um die Geister von sechs Kindern handeln, die durch Unfälle auf den Bahnen ihr Leben verloren. Der Geschäftsmann Conley T. Snidow, der damals das Land kaufte, war sich sicher, dass das Gelände verflucht sein muss: Ein Jahr nach dem Erwerb starb seine Nichte, als sie auf dem Grundstück von einem Auto erfasst wurde, und kurz darauf ertrank der Sohn eines Arbeiters im Pool. Trotzdem wurde der Park 1926 eröffnet – und schloss bereits 1960 wieder. Heute ist der verlassene Park eine todtraurige Spielwiese, die dem Verfall preisgegeben ist.

Über 20 Jahre erfreute sich das Okpo-Land auf der südkoreanischen Insel Geoje grösster Beliebtheit. Nach zwei tödlichen Zwischenfällen – 1990 verunglückte ein kleines Mädchen in einer Bahn des Parks tödlich und neun Jahre später riss ein entgleister Wagen desselben Fahrgeschäfts ein weiteres Mädchen in den Tod – wurde das Okpo-Land geschlossen.

Einer der wenigen Freizeitparks, die noch vor ihrer Eröffnung schliessen mussten, ist der Vergnügungspark Prypjat. Der Grund ist ein äusserst tragischer: Die kleine Anlage befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Kernkraftwerk Tschernobyl, in dem sich am 26. April 1986 die grösste Nuklearkatastrophe der Menschheitsgeschichte ereignete. Die fast 50.000 Einwohner Prypjats mussten daraufhin ihre Heimat überstürzt verlassen. Der Vergnügungspark, der am 1. Mai des Jahres eröffnen sollte, blieb für immer geschlossen.