Wir wagen uns ins australische Outback auf der Suche nach einheimischen Aromen. Auf unserem Speiseplan stehen geräuchertes Känguru, Krokodilhäppchen und Emu-Pastete. Wir pflücken grüne Ameisen von Bäumen und beissen in eine Witchetty-Made. Und das alles ohne RTLs Dschungelcamp!
Text: Yvonne Beck

Das Northern Territory, das Tor nach Australien, erstreckt sich vom tropischen Top End im äussersten Norden über das endlose Outback bis zum eindrucksvollen roten Zentrum mit den Wüsten um Alice Springs. Auf einer Fläche, die vier Mal so gross ist wie Deutschland, beherbergt es das Wahrzeichen des Kontinents, den Uluru, sowie das UNESCO Weltnatur- und Weltkulturerbe Kakadu Nationalpark. Knapp die Hälfte der Bewohner lebt in der Hauptstadt Darwin, das macht den Rest der Gegend umso leerer, aber auch umso spannender. Weit, wild und einsam gilt das Northern Territory als das «wahre Outback». Hier ist jeder dritte Australier noch ein Ureinwohner. Ihre Traumzeit-Kultur lebt in Geschichten, Tänzen und Bildern weiter – ganz besonders im Kakadu, Australiens grösstem Nationalpark. Er ist halb so gross wie die Schweiz und seit mehr als 50.000 Jahren die Heimat der Aborigines. In seiner zum Weltkulturerbe gehörenden Wildnis sind Feuchtgebiete, Wasserfälle, wild lebende Tiere und die am längsten fortbestehende Kultur der Welt beheimatet. «Gagudju» heisst der Park in der Sprache der Ureinwohner, die ihn mitverwalten. Einst lebten in ihm bis zu 2.500 Aborigines (oder Bininj, wie sie im Norden des Parks genannt werden) in 22 Clangruppen mit 12 unterschiedlichen Sprachen – darunter die heute vergessene Gagudju (Kakadu), nach der auch der Park benannt wurde. Gegenwärtig gibt es noch 12 Clans und weniger als 500 Bininj leben heute in diesem Gebiet. Diese halten ihre Traditionen jedoch tapfer am Leben.
«Salties»: niedlicher Name, riesiges Maul
«Passen Sie auf, dass keiner über Bord geht! Die Chancen, dass man hier gefressen wird, ehe man ertrinkt, sind relativ hoch. Im Wasser gibt es einige Krokodile, die keine Sekunde zögern würden, einen Touristen samt Kamera zu verschlingen», mahnt unser Kapitän bevor er den Motor zur Yellow Water Sunset Cruise anschmeisst. «Und weder Arme noch Beine über den Rand baumeln lassen oder gar ins Wasser greifen», fährt er fort, «Krokodile können sehr hoch aus dem Wasser springen. Also Achtung! Salzwasserkrokodile lauern, ihrem Namen zum Trotz, auch in Flüssen und Teichen auf Beute, daher immer vom Rand eines Gewässers wegbleiben!». Wir sind unterwegs auf dem Yellow Water – ein von Land umschlossenes Billabong (landessprachlich für Gewässer) mit äusserst reichhaltiger Fauna und Flora inmitten des Kakadu Nationalparks.
Zirka 90.000 Krokodile leben in Australiens Nordregion in freier Wildbahn. Anfang der 70er Jahre waren sie fast ausgerottet. Ihre Renaissance verdanken sie einem eingeführten Abschussverbot und der seit den 80er Jahren erlaubten Krokodilzucht. Die Chancen stehen also gut, dass auch wir welche erspähen. Vor lauter Krokodil-Spotting vergessen wir fast, dass das Northern Territory die höchste Anzahl an Wasservögeln in Australien sowie einige der seltensten Vogelarten beheimatet. Links fängt ein Jabiru-Storch gerade einen Fisch, während auf der anderen Flussseite eine kleine Wasservogel-Familie auf einem Seerosenblatt sitzt. Die erst vor kurzem geschlüpften Jungen sind nicht grösser als eine Hummel auf zwei Streichholz-Beinchen. Sie wären für ein ausgewachsenes Salzwasserkrokodil nicht mal einen Snack wert.
Mit einer Länge von zirka 5 Metern und einem Gewicht von bis zu 500 Kilogramm zählen die «Salties» zu den grössten und aggressivsten aller Krokodilarten. Und spätestens seit der Abenteuerkomödie «Crocodile Dundee» und dem «Crocodile Hunter» Steve Irwin sind sie weltberühmt beziehungsweise berüchtigt. Sie gelten als die «real Locals» im Northern Territory, jährlich sterben mehrere Menschen durch Krokodilangriffe in Australien. «Wer von einem vier Meter langen Exemplar attackiert wird, hat keine Chance», bestätigt unser Kapitän. «Aber keine Bange, zum Ausgleich gibt es auf den Speisekarten Australiens jede Menge Krokodil-Steaks und -Burger!», fügt sein Kollege lachend hinzu. Getreu dem Motto «Fressen oder gefressen werden!» bestellen auch wir uns am Abend Krokodil. Das unerwartet zarte Fleisch schmeckt, aber eigentlich eher wie Hühnchen, soll jedoch aufgrund seines sehr geringen Fettgehalts besonders gesund sein. Auf unserer Tour begegnen wir zwei kleineren Exemplaren, die schnell im Uferdickicht verschwinden und einem riesigen Tier, das gemütlich einige Zeit vor unserem Boot herschwimmt, bevor es langsam abtaucht. Zwischen den rosafarbenen und weissen Seerosen sieht es fast possierlich aus – aber nur fast.
Der Busch-Supermarkt
Wie gefährlich diese Tiere jedoch sind weiss auch Patsy Raiclar, die wir am nächsten Tag treffen, um uns eine Lektion zum Thema Bush Tucker erteilen zu lassen. Ständig ermahnt sie uns die Augen aufzuhalten und dem Wasser nicht zu nahe zu kommen, obwohl sie einräumt: «Ehrlich gesagt sind wilde Wasserbüffel noch gefährlicher. Wenn sich einer von denen mit Euch anlegen will, dann aber schnell auf den nächsten Baum.» Die Büffel wurden in den 1820er Jahren aus Timor eingeführt und als die Siedlungen aufgegeben wurden, liess man einige von ihnen frei. Seitdem haben sie sich vervielfacht. Über 200.000 Exemplare soll es inzwischen wieder geben. Sie gelten mittlerweile als köstliche Plage. Ein Tier kann mehrere 100 Menschen ernähren und wird normalerweise nur zu besonderen Anlässen getötet. «Mein Bruder hat erst kürzlich einen erlegt. Er ist ein guter Jäger.» Auf unsere Frage, ob er traditionell mit einem Bumerang jage lacht Patsy nur, wie sie es an diesem Tage noch oft tun wird. Patsy ist eine der wenigen australischen Aborigines, die lange Jahre ohne Unterstützung von Nicht-Aborigines gelebt hat. Sie gehört noch zu einer Generation, die mit ihrem Land stark verbunden ist; etwas, das unter dem Einfluss der Globalisierung nach und nach verschwindet.
Wir streifen mit ihr durch den Busch. Plötzlich zieht sie einen Ast herunter und zeigt uns einen Kokon aus Blättern in dem es vor grünen Ameisen nur so wimmelt. Geschickt pflügt sie das Nest vom Baum, zerreibt es zwischen ihren Händen und bietet uns das «Gemetzel» an. «Ich mag sie lieber geröstet, aber so erlebt ihr den puren Geschmack», sagt sie auffordernd. Nach einem kurzen Zögern stecke ich mir ein Tier in den Mund. Wow, grüne Ameisen sind eine echte Geschmacksexplosion. Sie schmecken trotz ihrer winzigen Grösse intensiv nach Limette. Meine Kollegin schaut mich erstaunt an, als ich gleich noch zwei weitere verspeise. Kein Wunder sind grüne Ameisen momentan voll im Trend. Man macht Gin aus ihnen und in den Spitzenrestaurants Darwins oder Sydneys verfeinern sie Desserts und Canapés. Bei den Aborigines stehen sie schon seit Urzeiten auf dem Speiseplan. Sie schätzen die Tiere vor allem als Proteinquelle.
Superfood & Vitaminbombe
Als nächstes zeigt uns Patsy eine Frucht namens Kakadu-Pflaume. Aufgrund ihres extrem hohen Vitamin C-Gehalts (3150 mg im Vergleich zu 50 mg einer Orange) gilt sie als Australiens neuster Superfood. Die Pflaumen wachsen auf Bäumen als kleine grüne Schoten zwischen weissen Blüten, und ihr Geschmack variiert zwischen einem milden Aprikosengeschmack und einem grünen Apfel. Bei den Ureinwohnern ist sie seit Abertausenden von Jahren als zuverlässige Energiequelle beliebt. Aus den Szenerestaurants Australien ist sie momentan nicht mehr wegzudenken. «Hier draussen gibt es so viel zu essen», sagt Patsy, «Wir haben von unseren Vorfahren gelernt mit der Natur zu leben. Wir haben bereits zur Zeit der alten Ägypter unser eigenes Brot gemacht. Wir geben unser Wissen jeweils an die nächste Generation weiter. Dazu gehört auch das Wissen darüber, wie man in der Wildnis überleben kann.» Aus Gudrun Beeren lässt sich eine dickliche, säuerliche Marmelade herstellen und Cheeky Yams werden über Nacht im Bach eingeweicht, um die Giftstoffe wegzuspülen. Daraus entsteht zum Beispiel ein schmackhafter Humus. Von den rund 20.000 australischen Pflanzenarten ist jede fünfte geniessbar. Patsy warnt uns jedoch ausdrücklich davor selbst auf Nahrungssuche zu gehen, da diese gesetzlich auf einheimische Bewohner beschränkt ist und es zu jeder Frucht jeweils immer mindestens zwei andere ähnlich aussehende gibt, die hochgiftig sind.
«Wir haben eine Bibliothek im Land, die unzerstörbar ist. Wenn sie verbrennt, wächst sie wieder nach. Das Land ist voller Wissen, viel mehr als man sich vorstellen kann.» Für Patsy ist das Outback des Northern Territory zugleich Wissensbibliothek und Supermarkt. Gang für Gang gefüllt mit natürlichen Zutaten und uraltem Wissen. «Statt in Büchern zu lesen, lesen wir unser Land und halten uns an den Sechs-Jahreszeiten-Kalender, der mit der Blüte und Fruchtbildung von Pflanzen verbunden ist.» Dieses über Generationen weitergegebene Wissen bestimmt die Zeit zum Jagen und Sammeln, wie sie uns erklärt.
Dschungelcamp à la Patsy
Um sich die Hände zu reinigen pflückt sie ein paar grüne Blätter vom Soap Bush, zerquetscht sie in den Händen und stellt mit ein paar Tropfen Wasser Seifenschaum her. Aus der Rinde der Paper Bark bastelt man Teller oder Wassergefässe, wickelt vor dem Kochen das Essen ein oder benutzt sie zum Räuchern von Fisch. Eine Wunde am Bein? Kein Problem. Der kristallisierte Saft des «Blutbaumes» wirkt antiseptisch und hilft beim Verheilen.
Am Stamme des Grass Trees gräbt Patsy schliesslich mit ihrem grossen Stock – eines der wichtigsten Werkzeuge für Bush Tucker – eine fette, weisse Witchetty-Made aus. «Hilfe, ich bin ein Star – Holt mich hier raus!», schiesst es mir spätestens beim Anblick der zappelnden Larve durch den Kopf, doch tapfer wird auch dieser eiweisshaltige Leckerbissen probiert. Die Konsistenz ist gewöhnungsbedürftig, die Substanz recht ölig, der Geschmack ist aber gar nicht so übel. Eine Mischung aus Hühnchen und Garnele mit leicht nussigem Geschmack. «Wenn sich die Blätter des Baumes gelb verfärben, befinden sich meist Witchetty-Maden im Stamm», erklärt uns die Aborigine-Dame. «Wir haben Glück, dass wir überhaupt eine gefunden haben, eigentlich ist momentan keine Saison. Eine dieser Maden deckt den Eiweissbedarf eines Menschen und ist sozusagen ein verpackter Protein-Trail-Snack», erzählt sie weiter. Traditionell werden die Larven roh gegessen. Patsy bevorzugt jedoch sie zu rösten bis die Aussenseite knusprig ist. Das Fleisch verfestigt sich durch die Hitze, aber das Innere behält eine weiche Textur wie ein ungekochtes Eigelb. Hungrig sind wir aber immer noch, daher entfacht Patsy ein Feuer und gart uns einige Fische, die sie am Tag zuvor gefangen hat. Fischfang auf traditionelle Art? Ganz einfach: ein paar Früchte der Frischwassermangroven aufschlitzen und ins Wasser werfen – und schon schwimmen die ersten Fische, vergiftet vom Fruchtsaft, an der Oberfläche.
Vom Busch in die Szene-Restaurants
Was die Aborigines seit Urzeiten essen, gehört heute zu den kulinarischen Highlights des fünften Kontinents. Bush Tucker boomt. Gourmet-Restaurants in den Grossstädten orientieren sich am Buschessen und interpretieren es neu. Die Delikatessen aus dem australischen Busch gehören heute fest zum Inventar der ModOz, der Modern Australian Cuisine – und sind von den Menüs der Trendlokale in den Metropolen nicht mehr wegzudenken. Die Entwicklung steht im Einklang mit der weltweiten bewussten Rückbesinnung auf lokale Erzeugnisse und Gerichte. Australische Köche kombinieren diese Erzeugnisse gekonnt mit Gerichten, deren Aromen und Techniken eher europäisch oder asiatisch beeinflusst sind. Ihnen gelingt es, dass sich die einheimischen Zutaten nicht nur durch ihre Fremdheit oder Ungewohntheit, sondern auch durch ihren ausgezeichneten Geschmack optimal entfalten. Zu den klassischen Zutaten zählen neben Fleisch und Fisch auch für Europäer eher unbekannte Nahrungsmittel wie Honigameisen, Quandongs und Buschtomaten. Einer der besten Küchenchefs ist Zach Green, der in «Elijah’s Kitchen» in Darwin süsse Mango-Krabben sowie grünen Ameisen-Käsekuchen serviert. Er benutzt Essen als Mittel zum Geschichtenerzählen und zur Versöhnung.
Den Kakadu Nationalpark sollte man am besten während der Trockenzeit besuchen. Ausserhalb dieser Saison sind Strassen oft überflutet, die Luft ist dick und klebrig, und Krokodile und Büffel erklären die wenigen zugänglichen Badestellen und Wege für unzugänglich. Die Regenzeit ist jedoch Patsys Lieblingszeit. Das Land strotzt vor Leben und vor allem vor Essen. Mit Führungen wie dieser will Patsy die Kluft zwischen Aborigines und Weissen verkleinern, aber auch Menschen zurück zur Natur bringen. Lange lebten die Aborigines im Einklang mit der Natur nach ihren traditionellen Regeln und häuften ein riesiges Wissen an. Ein Wissen, das durch die Kolonialisierung fast ausgerottet wurde. Doch zum Glück gibt es Menschen wie Patsy, die ihren Erfahrungsschatz gerne teilen. Ein Buch über Bush Tucker gibt es, sagt sie, es heisst «The Food we eat». Doch insgesamt ist wenig, sehr wenig, schriftlich überliefert – die Rock Art Zeichnungen sind die einzige Bibliothek der Aborigines.
Felsenmalerei & Traumzeiten
Und so werfen auch wir einen Blick auf die jahrhundertealten Felsmalereien. Die Felswände der Nourlangie Rock Art dienen seit Tausenden von Jahren als Schutz und als Leinwand. Sie sind das Fenster zu einer reichen spirituellen Tradition der Ureinwohner. Unsere Rangerin Jane zeigt uns die Schöpfungsahnen Namondjok sowie den Lightning Man und versucht, uns eine kurze Einführung in das Regelwerk der Aborigines zu geben. «Traumzeiten und Clanzugehörigkeiten, das alles ist sehr komplex und lässt sich für Aussenstehende nur schwer begreifen. Um die Kultur auch nur ansatzweise zu verstehen müssen sie mindestens zwei Jahre im Kakadu bleiben. Alle Regeln des sozialen Zusammenlebens sowie Recht und Gesetz gehen auf die Schöpfungsfiguren zurück. Bei manchen Stämmen sind diese Regeln so akribisch ausgearbeitet, dass es für jedes mögliche Ereignis genaue Verhaltensregeln gibt.» Den «Balanda» (weissen Personen) werden nämlich nur die «Kindergeschichten» erzählt, während jeder Bininj ein zeremonielles Leben durchläuft, durch das ihm zusätzliche Bedeutungsebenen offenbart werden. Da nicht alle Geschichten mit allen geteilt oder weitergegeben werden dürfen, gibt es mehrere heilige Stätten, die für Touristen nicht zugänglich sind. Auch Foto- und Videoaufnahmen sind an diesen Orten ausdrücklich verboten.
Die Religion der Aborigines kennt zwar keine Götter, stattdessen steht jedoch die Geografie im Mittelpunkt. Der Einzelne und sein Clan sind für immer an das Land gebunden, das ihnen vererbt wurde. Auch wenn wir nicht alles verstanden haben beeindrucken uns die Geschichten, Überlieferungen und Malereien aus über 20.000 Jahren. Die Bilder zeigen neben symbolischen und mythologischen Felsmalereien auch Motive des Alltags sowie eine unerwartete Maltechnik im Röntgenstil. Diese X-Ray- Bilder zeigen Knochenbau und innere Organe von Schildkröten, Fischen und Vögeln.

Malkurs mit Lennie
Zurück im Hotel, dem Mercure Crocodile, treffen wir Lennie – Patsys Bruder. Er wird uns tiefer in die Kunst der Ureinwohner einführen. Von klein auf unterrichtete ihn sein Vater in der Kunst des Jagens und Fischens. Auf seine Jagderfolge ist er sehr stolz und lacht verschmitzt, als wir ihn darauf ansprechen. Stolz gibt er all sein Wissen an seinen Enkel weiter, der ein sehr guter Schüler sei. Er ist einer der wenigen, die noch die alten Dialekte und Sprachen verstehen und sprechen können. Ebenso traditionell ist seine Kunst. Seine Motive sind Tiere, Bushfood und heilige «Dreamtime»-Bilder. Am liebsten malt er jedoch Schildkröten und die Geschichte der Mimis, wie er uns berichtet. Mit seinen filigranen, aus Schilf hergestellten Pinseln zeichnet er ganz feine schraffierte Röntgengemälde. Dabei benutzt er die traditionellen Schwarz-, Weiss-, Rost- und Ockertöne. Was so einfach aussieht entpuppt sich als sehr schwierig. Nur mit jahrelanger Übung bekommt man solche schmalen und geraden Linien gezeichnet. Lennie betrachtet schmunzelnd meinen Versuch ein Röntgenbild zu zeichnen und schenkt mir schliesslich aus purem Mitleid seines.Mit grosser Begeisterung versucht auch er uns die Legenden der Traumzeit näher zu bringen. Und plötzlich verstehe ich den Unterschied zu unseren westlichen Geschichten, Fabeln und zur Mythologie. Für die Ureinwohner sind Traumzeiten etwas ganz Reales, kein Gleichnis, sondern etwas, was tatsächlich passiert ist und immer noch passiert. Der Begriff «Traumzeit» hat nach dem Verständnis der Aborigines also mehrere Bedeutungsebenen. Einerseits ist er «historisch» gemeint und verweist auf lange Vergangenes. Andererseits ist die Traumzeit den Aborigines als eine Art metaphysischer Parallelwelt allgegenwärtig, indem sie Rituale und Zeremonien abhalten, die ihnen von ihren Ahnen mündlich überliefert wurden. Alle Dinge, die in der Welt sind, sind Teil der Traumzeit.
So ist eine Reise ins Northern Territory ein Traumtrip in die Welt der Traumzeit. Eine Reise in den Bauch Australiens. Eine Reise in eine Landschaft endloser Weiten und Naturwunder. Ein Besuch reicht nicht aus: Wir kommen wieder, um mehr zu sehen und mehr zu lernen vom echten Outback Australiens.
Schnuckedönschen
Foodcorner
Wie schmeckt die älteste Kultur der Welt? Das «Taste of Kakadu» Food Festival im Kakadu Nationalpark im Norden Australiens gibt Besuchern die Gelegenheit, eine traditionelle und kreative Busch-Küche kennenzulernen. Hier treffen nationale und internationale Köche auf Aborigines. Gemeinsam kochen sie unter anderem Bush Tucker. Unter Anleitung der Aborigines interpretieren nationale und internationale Köche die teils jahrtausendealten Rezepte neu und servieren sie den Besuchern bei unzähligen Pop Up Events im Nationalpark. Festivalbesucher können ausserdem bei geführten Wanderungen selbst auf die Suche nach den aussergewöhnlichen Zutaten gehen oder bei Bootstouren den berühmten Barramundi angeln.
parksaustralia.gov.au/kakadu/taste
Foodcorner II
Es ist nur schwer vorstellbar, dass man auf einer abgelegenen Sanddüne exquisit dinieren kann. Das Voyages Ayers Rock Resort macht es jedoch möglich. Tali Wiru bedeutet «schöne Düne» in der Sprache der Anangu, der am Uluru beheimateten Aborigines. In einer kleinen Gruppe speist man bei dieser Dinner-Experience unter dem Sternenhimmel und geniesst den beeindruckenden Blick auf den Uluru. Das vierstündige Tali Wiru beginnt mit Champagner und Häppchen, die von einheimischen Zutaten inspiriert sind, darunter grüner Ameisen-Gin-Tonic, Känguru-Pie oder knuspriger Emu sowie zartes Wallaby mit fermentiertem Quandong. Begleitet wird das Ganze von den Geschichten eines traditionellen «Storytellers» und der Musik eines Didgeridoos.
Festivalalarm
Bei Parrtjima, dem Festival des Lichts und dem einzigen authentischen Aborigine-Festival Australiens, zelebriert das Northern Territory elf Tage lang die Kunst und Lebensart der Ureinwohner mit einem Lichtermeer. Tausende bunte Lichter erhellen die imposanten, 300 Millionen Jahre alten West MacDonnell Ranges bis zum Alice Springs Desert Park, wo viele Aufführungen auf Besucher warten.